Warum rennen wir mit angewickelten Armen?

Ein ungelöstes Rätsel
Warum rennen wir mit angewickelten Armen?

von Angelika Lensen

Wir gehen bei normaler Schrittgeschwindigkeit mit locker herabhängenden Armen. Sobald wir aber schnell gehen oder sogar rennen, winkeln wir automatisch die Arme an. Warum ist das so? Amerikanische Forscher haben sich mit dieser Frage beschäftigt.

Gehen mit gestreckten Armen und schnell laufen mit gebeugten Armen: Das ist für uns so selbstverständlich, dass wir darüber nicht mal nachdenken. Und darum wurde das bisher auch nicht wissenschaftlich untersucht. Das ändert sich nun mit einer Studie, die im „Journal of experimental Biology“ erschienen ist. In dieser Studie sind amerikanische Forscher der Frage nachgegangen und haben entdeckt, dass Gehen mit gestreckten Armen eindeutig dafür sorgt, dass wir weniger Energie verbrauchen als mit angewinkelten Armen. Seltsamerweise konnten sie jedoch keinen Beweis dafür finden, dass das Rennen mit gebeugten Armen für den Energieverbrauch von Vorteil ist.

Das Experiment

Die Idee für diese Forschung entstand, als einer der Wissenschaftler beobachtete, wie jemand auf dem Universitätsgelände der Harvard-Universität mit gestreckten Armen rannte. Das ist etwas, was man selten sieht. Und es brachte ihn zum Nachdenken. Denn warum rennen wir fast alle automatisch mit angewinkelten Armen, genauso wie wir ganz selbstverständlich beim Gehen die Arme gestreckt lassen? Um diese Frage zu beantworten, mussten acht Studenten auf einem Laufband abwechselnd mit angewinkelten und gestreckten Armen gehen und rennen. Dabei wurden sie gefilmt. Zwei Wochen später wiederholten die Forscher das Experiment und maßen dabei den Sauerstoffverbrauch der Studenten, der etwas über den Energieverbrauch des Körpers aussagt.

Muskeln verbrauchen Energie

Das Experiment zeigte, dass das Gehen mit gebeugten Armen etwa elf Prozent mehr Energie verbraucht als das Gehen mit gestreckten Armen. Nach Ansicht der Forscher hat das mit den Muskeln im Unter- und Oberarm zu tun. Das Beugen des Armes ist weniger belastend für die Schultermuskeln, aber belastet dafür mehr die Ellenbogenmuskeln. Und weil Muskeln Energie verbrauchen, hat das natürlich Auswirkungen auf den gesamten Energieverbrauch: Wenn wir mit gebeugten Armen gehen, verbrauchen die Schultermuskeln weniger Energie, während die Ellenbogenmuskeln mehr Energie verbrauchen. Und weil die Ellenbogenmuskeln mehr Energie verbrauchen als die Schultermuskeln einsparen, verbraucht man beim Gehen mit gebeugten Armen mehr Energie. Erstaunlicherweise fanden die Forscher trotz der Tatsache, dass die meisten Menschen von Natur aus mit angewinkelten Armen rennen, keinen Beweis dafür, dass das Rennen mit gestreckten Armen ungünstig für den Energieverbrauch ist. Die Forscher vermuten, dass in diesem Fall Aufwand und Nutzen ausgeglichen sind.

Die Forscher können nur Vermutungen anstellen
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Mehr Forschungen geplant

Für die Forscher ist klar, dass Rennen mit angewinkelten Armen in jedem Fall nützlicher ist als Rennen mit gestreckten Armen. Ganz einfach, weil fast jeder mit gebeugten Armen rennt. In weiteren Forschungsprojekten wollen die Wissenschaftler ihre Vermutungen testen und ein für alle Mal aufdecken, was das Rennen mit gebeugten Armen so vorteilhaft macht. Und die Forschungen werden nicht nur zum Spaß durchgeführt. Sie können zu einem besseren Verständnis beitragen, warum der Mensch von der Natur relativ kurze Arme mitbekommen hat. Während unsere Urahnen wie der Australopithecus und der Homo habilis relativ lange Arme besaßen, erhielt der Homo erectus durch die Evolution kürzere Arme und vor allem kürzere Unterarme. Die Entwicklung dieser modernen Armverhältnisse fand in einer Zeit statt, in der unsere Urahnen zunehmend anfingen, schnell zu laufen. Vielleicht hat der Homo erectus also die kurzen Unterarme – die wir heute noch haben – bekommen, um weniger Energie beim Rennen zu verbrauchen.

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Text: Angelika Lensen
Fotos: Bildagentur Zoonar (Lev Dolgachov, Dotshock)
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