Raupen können Farben mit der Haut sehen

Die Raupen des Birkenspanners sehen Farben mit der Haut

Erstaunliche Erkenntnisse über die Raupen des Birkenspanners

Das zeigten Experimente, in denen deutsche Forscher den kleinen Raupen die Augen verbanden und sie trotzdem ihre Farbe je nach Umgebung veränderten.

Die Raupen des Birkenspanner-Schmetterlings sind wahre Meister der Tarnung. Sobald sie auf einem Ast sitzen, ist es nicht einfach, zwischen dem Ast und den Raupen zu unterscheiden; die Tierchen imitieren nicht nur die Form des Zweiges, sondern nehmen auch dessen Farbe an. Und eine neue Studie zeigt nun, dass dieses Phänomen möglich ist, weil die Haut der Raupen die Farbe sehen kann.

Raupen mit verbundenen Augen

Diese Schlussfolgerung ziehen Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie aufgrund ihrer Experimente. Sie sammelten eine Anzahl Raupen des Birkenspanners und verbanden ihre Augen, so dass sie nicht mehr sehen konnten. Die Schmetterlingsforscher stellten Augenbinden aus schwarzer Farbe her und setzten die Larven auf Stäbchen, die verschiedene Farben wie braun, grün, schwarz und weiß hatten. Überraschenderweise waren die Larven mit verbundenen Augen noch in der Lage, ihre Farbe zu verändern und sie dem jeweiligen Stäbchen anzupassen. Wer nun denkt, dass das eine Sache von Sekunden, Minuten oder Stunden ist, der irrt gewaltig. Die kleinen Birkenspanner-Raupen brauchen dafür nicht weniger als zwei bis vier Wochen! Also kein Vergleich zu dem berühmten Chamäleon, das seine Farbe innerhalb weniger Minuten ändern kann.

Augen auf der Haut?
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Lichtempfindliche Zellen nicht nur im Auge

Dass Raupen mit der Haut Farbe wahrnehmen, überraschte die Forscher zunächst. Aber bei näherer Betrachtung ist das Phänomen doch nicht so verblüffend. Schließlich sitzen die Larven tagsüber in einem Winkel von 45 Grad auf ihrem Ast, so dass es aussieht, als wären sie selbst ein Seitenast. Das bedeutet, dass ihre Augen nicht auf den Ast gerichtet sind, dessen Farbe sie annehmen müssen. Außerdem ist allgemein bekannt, dass viele andere Insektenarten lichtempfindliche Zellen außerhalb der Augen haben und damit unter anderem ihren Tages- und Nacht-Rhythmus einstellen. Die aktuelle Studie ist allerdings die erste, die zeigt, dass Insekten nicht nur mit den Augen Farbe erkennen können.

Die Forscher schließen nicht aus, dass sie in Zukunft noch mehr Raupen finden, die ihre Farbe verändern und sich dafür von ihrer „sehenden“ Haut leiten lassen. Es gibt viele andere Raupen in verschiedenen Farben, aber niemand weiß, ob sie ihre Farbe von der Natur bekommen haben oder ob sie sich je nach Umgebung verändert. Vielleicht gibt es noch viel mehr Arten von Motten und Schmetterlingen, die mit der Haut Farbe wahrnehmen und deshalb untersuchen die Schmetterlingsforscher das Rätsel der sehenden Haut weiter.

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Text: Angelika Lensen
Fotos: Bildagentur Zoonar (Frank Hecker, Torsten Rempt, Lothar Hinz)