Moorbeetpflanzen mit färbenden Früchten: Heidelbeeren

Wer als Kind im Wald beim Heidelbeerpflücken mithelfen musste, hat die kleinen dunkelblauen Früchte in weniger guter Erinnerung. Wenn statt der Pflicht zum Sammeln für den Verkauf ein Waldspaziergang veranstaltet wird, geht die Ernte nebenbei einher.

Die nur kniehohen Sträucher lassen sich nur in gebückter Haltung abernten. Das ist natürlich anstrengend und verursacht bei längerer Arbeit Rückenschmerzen. Hinzu kommt, dass es viel Zeit braucht, bis ein Eimer mit den kleinen Beeren gefüllt ist. Wenn sie dann noch dazu nicht für den Eigenbedarf, sondern für den Verkauf gesammelt werden, kann die Ernte schon lästig sein. Heute ist das “Schwarzbeer-Brocken” für die Konservenindustrie bei uns kaum noch gebräuchlich. Vielmehr lässt sich die Ernte für einen Kuchen, für Marmelade oder zum frisch Verspeisen mit einem sommerlichen Ausflug in den kühlen Wald verbinden. Dort duftet es nach Fichtennadeln, Moos und Waldboden. Heidelbeeren, Schwarzbeeren oder Blaubeeren (Vaccinium myrtillus) sind typische Waldpflanzen - jedenfalls die herkömmlichen Arten. Sie breiten sich in lichten Wäldern flächig aus und bilden an günstigen Plätzen dichte Bestände. Vor allem brauchen sie dazu sauren Boden. Eine dünne Rohhumusschicht aus Nadelstreu genügt. Denn die kleinen Sträucher kommen mit wenig Wurzelraum zurecht. Seit die Wildfrüchte aus dem Wald durch den Fuchsbandwurm in Verruf geraten sind, werden sie zunehmend in Plantagen oder in Gärten kultiviert. Eine Infektion durch den Fuchsbandwurm ist aber nur möglich, wenn Waldfrüchte roh verzehrt werden. Auch dann ist die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung äußerst gering, denn die Früchte müssten direkt von einem kranken Fuchs Urin oder Kot abbekommen haben. Beim Kochen werden die Bandwurmeier unschädlich gemacht. Dennoch kann der Anbau von Heidelbeeren im eigenen Garten durchaus sinnvoll sein. Immerhin reifen die Früchte dann direkt vor der Haustüre. Der Anbau lohnt sich nur in besonders vorbereiteten Beeten, denn Heidelbeeren sind - übrigens auch die verwandten Preiselbeeren, sowie Rhododendren und Eriken - typische Moorbeetpflanzen. Sie brauchen sauren Boden.

Besser als die Wild-Arten eignen sich für den Garten gezüchtete Kulturformen, insbesondere die Sorten der Kulturheidelbeere (Vaccinium corymbosum). Sie entwickeln alle größere Früchte. Die kleinen Sträucher lassen sich beispielsweise in Lücken neben Heidekraut oder Rhododendren pflanzen, wo sie ohne besondere Pflege auskommen. Der Boden muss sauer sein.

Ein Gemisch aus Rindenhumus, Nadelstreu, gehäckseltem Holz und Laubkompost bietet eine günstige Wachstumsgrundlage und ist ein guter Ersatz für die sonst üblichen Torfprodukte. Eine etwa 10-20 cm dicke Schicht aus Moorbeetsubstrat genügt. Jungpflanzen sind in Töpfen zu bekommen und können also jederzeit gepflanzt werden. Sie wurzeln rasch ein und blühen - je nach Pflanzzeit - oft schon im selben Jahr. Die Glockenblütchen lassen die Verwandtschaft mit Eriken erkennen. Sie öffnen sich im Mai/Juni. Nach der Bestäubung durch Bienen und andere Insekten, entwickeln sich aus den Blüten erst grünliche Früchte, die mit der Zeit ihre dunkelblaue Farbe und zunehmend mehr Geschmack bekommen. Wenn der Boden passt, sind Heidelbeerbüsche gesund und pflegeleicht. Ein Schnitt ist unnötig. Sie blühen und fruchten jedes Jahr zuverlässig, zumal die späte Blüte nicht frostgefährdet ist und mehrere Wochen andauert. Wichtig ist aber eine gute Wasserversorgung. Keinesfalls darf das Substrat austrocknen. Im Regenschatten etwa unter Bäumen sind bei Trockenheit Wassergaben nötig. Die Vermehrung guter Pflanzen gelingt durch Stecklinge, die im Sommer geschnitten und in Sand-Erd-Gemisch gesteckt werden. Hohe Luftfeuchte fördert die Wurzelbildung. Wenn bereits ein Bestand vorhanden ist, lässt sich dieser auch durch Ableger vermehren. Dazu werden junge Triebe zu Boden gedrückt und angehäufelt. Sie treiben dann Wurzeln.

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Inhaltsstoffe (frische Früchte)

Vitamine: A, B1, B2, B3, B5, B6, B7, B9, C, E
Mineralstoffe: Natrium, Kalium (70 mg pro 100 g), Calcium, Magnesium, Phosphor, Schwefel, Chlor
Spurenelemente: Eisen, Zink, Kupfer, Mangan, Fluor, Jod
Kohlenhydrate: Fructose, Glucose, Monosacharide, Disaccharide u.a.
Balaststoffe: Cellulose, Lignin u.a. (insgesamt ca. 10 g pro 100 g)
Aminosäuren: Eiweiß, nichtessentielle Aminosäuren, essentielle Aminosäuren u.a.
Fett: ungesättigte Fettsäuren, mehrfach ungesättigte Fettsäure, langkettige Fettsäuren, Linolsäure u.a., (kein Cholesterin)
Die Gerbstoffe helfen gegen Durchfall, wirken antibakteriell und entzündungshemmend; die Früchte der Waldheidelbeeren sind durch Anthocyan stark färbend (Kulturheidelbeeren färben kaum)

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Text & Fotos: Peter Himmelhuber

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