Wie E-Mobilität die Landwirtschaft revolutioniert

Wie E-Mobilität die Landwirtschaft revolutioniert

von Michi Jo Standl

Klimaschutz, Arbeitserleichterung, Kostensenkung: Die Elektrifizierung der Agrartechnik kann die Landwirtschaft grundlegend verändern.

Ökologisch angebautes Gemüse, chemiefreies Obst, Mehl aus Getreide vom Biobauern: In Deutschland bearbeiten etwa 35.000 Ökobetriebe 1,7 Millionen Hektar. Doch Biobauern und Konsumenten sehen sich mit einem Problem konfrontiert: Betreibt der benachbarte Landwirt konventionellen Anbau, verwendet er künstliche Pestizide. Dabei besteht die Gefahr, dass chemische Partikel durch Wind auf die ökologische Parzelle abdriften. Das ist nur eine der Auswirkungen des chemischen Pflanzenschutzes. Immer mehr Landwirte, auch konventionell arbeitende, nutzen GPS-Technik, um durch punktgenaue Ausbringung auch Pestizide einzusparen. Dass solche Techniken mit der Elektrifizierung von Landmaschinen einhergehen muss, erklärt Prof. Dr. Peter Pickel, Agrartechnikexperte an der TU Kaiserslautern: „Ein entscheidender Vorteil von Elektroantrieben ist, dass sie extrem schnell reagieren können, so dass Arbeitsaufgaben eines Traktors oder einer anderen Landmaschine hochpräzise ausgeführt werden können.“ Das unterstütze die gezielte Ausbringung.

Traktor an der Rolle

„Die Entwicklung ist noch relativ am Anfang“, erklärt Prof. Pickel. Der US-amerikanische Agrartechnikhersteller John Deere hat im Projekt GridCON eine kabelgebundene Landmaschine entwickelt, die eher an einen überdimensionalen Rasenmäher erinnert, als an einen Traktor. Denn die 400 PS starke Maschine hängt an einem Kabel und fährt autonom. Die Aufgaben, die sie zu erfüllen hat, können programmiert oder per Fernbedienung gesteuert werden. Dass der GridCON bei den steigenden Minerölpreisen für Landwirte eine hohe Einsparung bedeuten kann, liegt auf der Hand. Prof. Pickel sieht aber noch andere Vorteile: „Die Maschine kann ohne zusätzliche Arbeitskraft Tag und Nacht laufen und das emissionsfrei.“ Für die Stromversorgung sorgt eine Kabeltrommel mit 1.000 Metern Reichweite. Diese ist bei Bedarf erweiterbar. Während der Feldarbeit hilft ein Roboterarm beim Auf- und Abwickeln. Eine intelligente Steuerung verhindert die Kollision mit der Maschine. Das Kabel kann 300 Kilowatt übertragen.

„Abgesehen vom klassischen Ackerbau kann ich mir aber auch den Einsatz in Weinbergen und im Obstbau vorstellen“, so Prof. Pickel. „Viele Winzer legen auf CO2-freien Wein wert. Das wäre mit dieser Maschine in einer leistungsmäßig abgespeckten Variante möglich.“ Laut dem Forscher scharren einige Landwirte schon in den Startlöchern. „Allerdings fehlen noch wichtige Entwicklungsschritte bis zu einer Markteinführung, mit in den kommenden Jahren noch nicht zu rechnen ist“, erklärt der Agrartechniker.

Landwirt mit Visionen

„Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um mit einem Traktor mit Kabelrolle in Serienproduktion zu gehen“, sagt der Landwirt Torsten Reim. Er bewirtschaftet im hessischen Hohenstein rund 280 Hektar, hat ein bisschen Wald und ist John Deere-Testkunde. Diese Technik sieht er noch vor batteriebetriebenen Landmaschinen umsetzbar. Denn heutige Batterien stellen für landwirtschaftliche Zwecke noch nicht ausreichend Energie zur Verfügung.

(..) TEXT AN DIESER STELLE GEKÜRZT, LIEGT KOMPLETT VOR !

Text: Michi Jo Standl
Fotos: Zoonar (Fotorob, Edler von Rabenstein, VidEst, Oliver Foerstner)