Elsie Refords Gartenparadies im rauen Osten Kanadas

Gartenparadies mit Geschichte
Elsie Refords Gartenparadies im rauen Osten Kanadas

von Margit Roth

Kolibris, Lilien und Azaleen am Sankt Lawrence Strom? Knapp 350 Kilometer von Qubéc City entfernt, in einer Gegend, die bei Anglern wegen der großen Lachse und bei Schneeschuhwanderern wegen der langen Winter beliebt ist, verbirgt sich ein wahres Kleinod für Garten- und Gartenkunstliebhaber, der Jardins de Métis oder auch Reford Gardens, benannt nach seiner Gründerin Elsie Reford (1872 – 1967).

Der Garten ist nicht leicht zu finden. Nur eine unscheinbare Tafel an der Route 132 weist den Weg zum Jardins de Métis, der seit 1995 einer der National Historic Site of Canada ist.

Die Entstehung des Gartens ist so ungewöhnlich wie der Ort, den Elsie Reford dafür ausgewählt hat.

Elsie Reford war eine begeisterte Jäger- und Anglerin, die zusammen mit ihrem Mann ihre freien Tage am allerliebsten in der kleinen Fischerhütte am Rivière Mitis verbrachte. Elsie Reford ritt, angelt und jagte im Sommer, im Winter durchstreifte sie mit Schneeschuhen die Wälder.

Diese für Frauen in den 1920igern und auch heute noch unkonventionellen Vorlieben fanden ein jähes Ende, als Elsie mit 52 Jahren am Blinddarm operiert werden musste. Der Arzt riet der umtriebigen Elsie, sich eine Zeitlang zu schonen und mit Gartenarbeit zu beschäftigen. Elsie befolgte seinen medizinischen Rat, allerdings auf ihre ganz eigene Weise.

Eine Teakholz-Bank steht auf einer kleinen Brücke. Ein Bach, der Page’s Brook, mäandert eingesäumt von großen mit Moos bewachsenen Steinen durch eine kleine Schlucht. Bienen und Hummeln fliegen von einer Türkenbundlilie zur nächsten. Der Hügelgarten ist bedeckt mit einem Teppich aus Steinbrech-Gewächsen. Dazwischen leuchten die zarten gelben Blüten der Blutwurz.
„Das hier ist einer von Elsie Lieblingsplätzen gewesen, meine Urgroßmutter taufte ihn The High Bank“ erinnert sich Alexander Reford, der heute den Garten mit seinen 3500 Bäumen, Blumen und Sträuchern führt.

Von Mitte Juni bis Ende Juli verweilen nur wenige Besucher am kleinen Fluss. Beinahe magisch zieht es sie zur Blue Poppy Glade, einer Lichtung, übersät mit blauen Mohnblumen. Der blaue Mohn wächst normalerweise im nordöstlichen Teil Tibets auf einer Höhe von 3120 bis 4000 Metern. Elsie hat den Samen in den 1930iger Jahren vom Royal Botanic Garden in Schottland bekommen.
Soundcloud Wyss/Ballhaus
Sie war die erste Gärtnerin in Nordamerika, der es gelang, den wertvollen und empfindlichen blauen Mohn zu kultivieren.

Gelbe, orange und pinkfarbene Azaleen mit ihren dunkelgrünen Blättern und großen sinnlichen Blüten führen uns an eine Weggabelung. Biegen wird nach links ab, kommen wir zum Gemüsegarten, der rechte Ast führt uns direkt zur Estevan Lodge.

Von der Terrasse der 1887 erbauten Villa eröffnet sich ein wunderbarer Blick auf den Fluss. Der Sankt Lawrence Strom fließt gemächlich vorbei, am tiefblauen Himmel stehen einige wenig weiße Cirrus-Wolken und der Duft von Blumen, Kräutern und köstlich Gebratenem liegt in der Luft. Obwohl die Versuchung groß ist, den direkten Weg zum Restaurant einzuschlagen, schlendern wir zuerst zum Gemüsegarten und sehen uns an, wo die Kräuter und Gemüse angebaut werden, die der Koch der Villa Estevan verwendet. Der Nutzgarten steht auf einer sonnigen Lichtung. Umgeben von einem weißen Holzzaun befinden sich ..

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Der Garten, das Restaurant und die wunderbare Aussicht auf den St. Lawrence Strom alleine wären es schon wert, einen Abstecher nach Grand Métis einzuplanen.

Seit Sommer 2000 veranstaltet der Jardins de Métis zudem einen Gartenkunstwettbewerb, der in Kanada einzigartig ist. Seit seiner Premiere vor 18 Jahren haben über eine Million Besucher die mehr als 150 Gartenkunstinstallationen bewundern, betreten und mit ihnen spielen können.

Der Weg zum Gartenkunstareal führt uns an einem kleinen See vorbei. Über die Jahre hat sich der Teich, der von Gräsern und Sträuchern umgeben ist, zu einem wahren Vogelparadies entwickelt. Am See überwintern Schneegänse, Krähen und Eulen. Im Sommer zwitschern und trällern besonders in den Morgenstunden Singvögel um die Wette.

Ein leiser Glockenklang mischt sich mit dem Rauschen der Pappeln.
Es sind kleine weiße Glöckchen an gebogenen Metalldrähten, die inmitten einer bunten Blumenwiese aus Echinacea, Kugeldisteln, Wiesenknöpfen und schneeweißer Hainsimse stehen. Die Glöckchen sind Teil der Installation „Soundcloud – Klingende Wolken und Nebelschwaden“ von Helen Wyss aus der Schweiz und Johanna Ballhaus aus Deutschland. Inmitten der Installation befindet sich eine große weiße Scheibe, auf ...

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Text: Margit Roth
Fotos: Margit Roth und Reford Garden (Les Amis des Jardins de Métis Collection)

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