Die Wasseramsel

Die Wasseramsel
- Unser begnadester Taucher ist untergetaucht -

Die Wasseramsel ist ein gefiedertes Unikat. Der einzige echte Wasservogel unter den Singvögeln ist ein kältefester Überlebenskünstler. Auch von der Zuordnung her, fällt der Vogel ziemlich aus dem Rahmen. So ist die Wasseramsel keineswegs mit der Amsel verwandt, sondern gehört zur Familie der "drosselähnlichen" Sperlingsvögel. Von der Gestalt und dem Flugverhalten her erinnert sie allerdings an den Zaunkönig. Mit ihrem gedrungenen Körper, den gerundeten Flügeln und dem kurzem, aufgestellten Schwanz wirkt die Wasseramsel wie der große, bunte Bruder des kleinen Königs. Allerdings wird sie mit 14-18 cm Länge fast starengroß.

Auch was das Verhalten angeht, lässt sich die Wasseramsel kaum mit anderen Singvögel vergleichen. Ihre Tauchkünste werden nur noch vom Haubentaucher übertroffen - einem viermal so großen Wasservogel. Wasseramseln laufen bei der Nahrungssuche häufig am Grund. Dort drehen sie kleine Steine um oder schieben größere beiseite. Sie schwimmen unter Wasser mit dem Schlag ihrer Flügel. Damit sie nicht von der Strömung abgetrieben werden, wenden sie einen Trick an: Sie stellen sich schräg zur Strömung, so dass diese ihren Körper unter Wasser drückt. Am Grund angelangt, können sie mit ihren kräftigen Beinen dann sogar laufen. Bis zu 30 Sekunden kann der Tauchgang einer Wasseramsel dauern und bis zu 1000 mal am Tag geht die Wasseramsel in Spitzenzeiten ins Wasser. Dieser enormen Aktivität wegen wurde der Vogel noch vor 40 Jahren als Fischräuber bekämpft. Ein verhängnisvoller Irrtum! Denn tatsächlich hat es die Wasseramsel auf Köcher- und Eintagsfliegenlarven abgesehen.


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Trotz ihrer erstaunlichen Fähigkeiten ist die Wasseramsel gefährdet. Sie stellt hohe Ansprüche an ihre natürliche Umgebung und kommt nur dort vor, wo sie sauberes, schnell fließendes Wasser mit steinigem Grund und Ufergehölz mit Nistmöglichkeiten findet. Da viele Bäche begradigt, befestigt oder eingebettet wurden, versuchen Ortsgruppen von BUND und NABU vielerorts der Wasseramsel mit Nisthilfen bessere Lebensbedingungen zu bieten.

Bereits im Februar beenden die Vögel ihr Junggesellendasein und beginnen paarweise kugelförmige Nester zu bauen. Das Nest wird außen mit Moos umhüllt und innen gut mit Blättern ausgepolstert. Damit möglichst keine Feinde eindringen können, liegt es dicht über dem Wasser in einer kleinen Höhle oder einem dunklen, versteckten Winkel. Manchmal suchen sich Wasseramseln für ihr Nest einen ganz sicheren Platz: Sie bauen es in die Wand hinter einen Wasserfall. Dann gelangen sie zwar nur im Sturzflug durch das tosende Wasser zu ihrem Nest - aber die Jungen sind sicher!

Es ist übrigens gar nicht so schwer Wasseramseln am Wildbach zu entdecken (sofern es denn welche gibt). Die Vögel sind nämlich alles andere als Leise. Nicht umsonst werden sie auch als "Wasserschwätzer" bezeichnet. Beide Partner trillern und Pfeifen abwechselnd und geben dazu kratzende Laute von sich. Die Töne reichen von einem ziehenden "zih-itz" bis zu einem kurzem "zit", "ztiittz" oder "zrrrb". Meist sieht man die Wasseramsel dann alleine auf einem Stein sitzen und immer die gleichen Bewegungen machen: Sie stellt den Schwanz hoch auf, knickst mit den Beinen und wippt mit dem Körper auf und ab. Dann stürzt sie sich zur Futtersuche plötzlich kopfüber ins Wasser. Leider ist der kecke Vogel wegen schlechter Lebensbedingungen vielerorts völlig "abgetaucht". Dabei reichen meist bescheidene Maßnahmen (insbesondere Nisthilfen und Grünrandstreifen am Bach), um der Wasseramsel eine neue Zukunft zu bieten. Das sollte uns dieser einmalige Vogel eigentlich wert sein!