Abschweifungen auf dem Schulweg

Abschweifungen auf dem Schulweg

Der Schulweg, den heute viele Kinder nur aus der Sicht eine Autofahrers kennen, war früher für unzählige Generationen von Schulkindern oft beschwerlich, anstrengend aber auch reizvoll. Viel interessantes gab es da abseits des Weges zu sehen und manchmal auch zu erleben das zu Abschweifungen einlud. In meiner Schulzeit hatte ich täglich zweimal einen Weg von 2 Kilometern zu gehen, da wir am Stadtrand wohnten. Unsere Eltern konnten uns nicht zur Schule fahren, so wie es jetzt allgemein üblich ist, da sie zu dieser Zeit noch kein Auto hatten. Der einzige fahrbare Untersatz war neben den Fahrrädern ein Moped. Oftmals ergab sich aber für uns eine Gelegenheit, den Schulweg abzukürzen. Wenn zum Beispiel der "Wolfhansl", das war ein Bauer aus dem Nachbardorf, der die meiste Zeit betrunken war, mit seinem Pferdefuhrwerk unterwegs war, durften jedes mal einige Kinder auf seinem Wagen Platz nehmen. Fuhr er des Nachts von seinen Wirtshausbesuchen zurück nach Hause, dann sang er entweder mit voller Lautstärke oder er schlief auf dem Wagen ein. Seine Pferde brachten ihn aber immer gut nachhause!

Manchmal rannten wir auch einem Traktor mit Anhänger hinterher und hängten uns hinten dran. Solange es der Traktorfahrer nicht sah, ging es gut. Einmal beobachtete mich meine Mutter dabei. Was danach folgte, war die erste und zugleich auch letzte Ohrfeige, die ich von ihr bekam.

Eine Zeitlang hatte ein auswärtiger Metzger in der Nähe unseres Hauses eine Filiale. Morgens, wenn wir zur Schule gingen, lieferte er mit seinem Auto und einem Viehanhänger Fleisch und Wurst an. Wenn er ausgeladen hatte, durften wir Kinder immer in den Viehwagen. Auch sein Auto war dann jedes mal voll besetzt, wenn er uns in das zwei Kilometer entfernte Stadtzentrum mit nahm. Zu unserem Leidwesen ging dies aber nicht allzu lange gut, da ihm dies von den Gesetzeshütern verboten wurde.

Auf unserem Schulweg machten wir, wie die meisten anderen Kinder auch, so manches Verbotenes. Da gab es bei uns noch einen etwa 4 Meter breiten und etwa 1,50 Meter tiefen Mühlbach, den wir auf unserem Schulweg über eine Brücke überqueren mussten. Da das langsam fliesende Gewässer im Winter schnell zufror, reizte es uns Kinder, nicht die Brücke sondern den Bach auf direktem Weg über das Gefrorene Eis zu überqueren, was uns natürlich von unseren Eltern strengstens verboten wurde.

So geschah es einmal, dass wir über das schon dünn gewordene Eis gingen bzw. liefen. Ich war auch mit dabei. Mein Schulfreund Franz war vor mir. Er kam gerade am anderen Ufer an als ich hinter ihm mit dem rechten Bein ganz einbrach. Gerade drohte ich rückwärts hineinzufallen, als mich Franz im letzten Moment noch an den Händen packen konnte und mich herauszog. Da ich nicht schwimmen konnte, hätte dieser Vorfall für mich tragisch ausgehen können. Obwohl ich am rechten Bein bis zum Oberschenkel hinauf tropfnass war, ging ich nicht nachhause sondern in die Schule. Dort zog ich meine Hose aus und hängte sie an den Heizkörper. Dabei halfen mir die Mitschüler, damit es der Lehrer nicht merkte. Meine Eltern haben nie etwas davon erfahren!

Einer meiner Schulfreunde war der Peter, der noch in der Schulzeit in die USA zu seiner Großmutter und Tante auswanderte. Dieser nahm mich einmal Mittags zu unserem Kloster mit. Dort war in der Klostermauer ein kleines Fenster, an der die Nonnen für arme und bedürftige Leute Essen ausgaben. Dorthin ging Peter zur Mittagszeit öfters, um sich etwas zum Essen zu holen. Er nahm mich also einmal mit, so dass ich von der gerade Dienst tuenden Klosterschwester auch einen Teller Suppe bekam. Ich wollte sie zwar nicht, doch blieb mir schließlich keine andere Wahl, als diese zu essen! Wenn meine Eltern dies erfahren hätten, wäre wahrscheinlich ein Donnerwetter auf mich zugekommen.


Ein andermal war ich mit ihm Nachmittags nach der Schulzeit unterwegs, ohne zuvor nach hause zu gehen. Es war schon Herbst und deshalb auch bald dunkel. Ich war mit ihm stundenlang in der Gegend beim Bahnhof unterwegs, was vor allem für mich neu und auch interessant war! Dabei vergaß ich das nachhause gehen. Für Peter war dieses lange ausbleiben normal - er war lieber unterwegs als zuhause. Sein Stiefvater war Trinker, so dass es zuhause in der kleinen Wohnung mit der großen Geschwisterschar nur Streit gab. Doch meine Eltern hatten sich schon Sorgen gemacht und warteten ungeduldig darauf, dass ich auftauchen würde. Erst spät, ich glaube es war zwischen 19 und 20 Uhr, kam ich zuhause an. Vater und Mutter schimpften zwar nicht mit mir doch Mutter sagte zu mir: "Heute habe ich eine Tafel Schokolade gekauft, die für dich gewesen wäre. Doch aus Strafe bekommst du sie nicht, weil du uns mit deinem Ausbleiben so Angst gemacht hast"! Dies tat mir allerdings mehr weh, als wenn ich vielleicht eine Ohrfeige bekommen hätte.

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© Text: Walter J. Pilsak
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