Das harte Leben unserer Ahnen

Das harte Leben unserer Ahnen

Die Arbeits- und Wohnverhältnisse einer Oberpfälzer Familie vor 80 Jahren

Wie war der Tagesablauf in einer Familie mit Kindern vor 80 Jahren? Für uns, die wir in einer Zeit leben, in der uns viele Arbeiten von Maschinen abgenommen werden, und trotzdem jede Minute verplant ist, ist es kaum vorstellbar, wie unsere Vorfahren ihr Leben meisterten. Die sogenannte gute alte Zeit war für den Großteil der Bevölkerung alles andere als gut oder schön. Wohlstand, so wie wir ihn heute für selbstverständlich halten, war damals beim größten Teil der Bevölkerung unbekannt. Der tägliche Lebenskampf forderte alles ab, so dass
keine Zeit für Hobbys, andere Beschäftigungen oder gar Müßiggang blieb. Der von dem Waldarbeiter Georg Bauer und der Dienstmagd Katharina Schöner gegründeten Familie erging es nicht anders.

Werfen wir einen Blick zurück in das Jahr 1932 in das alltägliche Leben dieser Familie in einem Dorf in der nördlichen Oberpfalz. Zu dieser Zeit waren sie 7 Jahre verheiratet und hatten 4 Kinder. Ihre Wohnung bestand aus zwei kleinen Kammern in einem Stadel. Obwohl Katharina auf dem Hof der Vermieter mitarbeitete, musste das Ehepaar Miete zahlen. Der einzige Lohn den Katharina für die schwere Stall- und Feldarbeit bekam, war täglich etwas Milch sowie eine kleine Fläche, auf der sie Erdäpfel (Kartoffeln) anbauen durfte. Die 25 Zentner Ertrag, die sie erntete, mussten das ganze Jahr über ausreichen. So gab es jeden Tag ein anderes Kartoffelgericht, wie etwa Dotsch, Spoutz’n, Kartoffelsuppe, Bratkartoffeln, u.s.w. Jeden Abend vorher machte sie sich Gedanken, was sie wohl wieder aus den Erdäpfeln kochen würde.

Katharina wollte auch für sich gerne Gänse aufziehen um sie dann zu verkaufen, da sie Geld für ihre neuen Zähne benötigte. Doch auch das wurde ihr verwehrt.

(..) Text an dieser Stelle gekürzt, liegt komplett vor

Georg, der Ehemann, war tagsüber als Forstarbeiter beschäftigt. Neben seiner Waldarbeit half er vor allem während der Sommermonate oft schon von vier oder halbfünf Uhr Früh an, den Bauern bei der Feldarbeit. Ebenso am Abend, um den kargen Lohn etwas aufzubessern.

Da in den zwei kleinen Kammern kein Platz für die Kinder war, mussten diese auf dem Hausgang in zwei Betten zu viert schlafen. Die Kinder der Familie Bauer gingen im Ort zur Schule. Während für die Kinder der Landwirte nur 7 Jahre Pflicht waren, mussten die Kinder aller anderen Familien die Zweiklässige (1 bis 3 und 4 bis 8) Schule 8 Jahre lang besuchen.

Während der ganzen Sommerferien hüteten die drei Mädchen der Familie die Gänse der Bauersleute umsonst. Täglich wurde die Herde zum einem 1 Kilometer entfernt liegenden Teich am Waldrand getrieben. Im Sommer gingen die Kinder grundsätzlich nur barfuss, da man sich keine Schuhe leisten konnte. Nur für den Winter bekamen sie Holzschuhe.

Neun Jahre später war es dann endlich soweit. Die Familie hatte sich mittlerweile soviel Geld zusammengespart, dass sie sich ein kleines, altes Häuschen im Dorf für 1150,00 Reichsmark kaufen konnten. Dieses war zwar auch nicht mehr im besten Zustand, doch im Vergleich zu den zwei kleinen Kammern ihrer bisherigen Wohnung, war es schon fast Luxus. In diesem Haus kam dann auch noch das 5.Kind der Familie zur Welt. Obwohl Katharina ihr Leben lang schwer arbeitete und auch noch ein Enkelkind aufzog, wurde sie fast 93 Jahre alt, während ihr Ehemann Georg aufgrund berufsbedingter Krankheiten schon mit 65 Jahren verstarb.

Text: Walter J. Pilsak
Fotos: Walter J. Pilsak, Ecomedia (Zoonar)