Lebensraum Hochmoor

Einzigartige Naturparadiese - Bedroht durch den Torfabbau
Zwischen Irrlichtern und Naturgeistern
- Ein Besuch im Hochmoor -

Moorlandschaften sind einzigartig. Von ihrer schönsten Seite zeigen sie sich an einem Tag mit häufigen Wetteränderungen. Durch den raschen Wechsel zwischen Regenschauern und Sonnenschein verwandeln sich tiefschwarze Moorseen innerhalb weniger Augenblicke in strahlend blaue Wasserflächen. Zeigten die baumfreien Moorwiesen mit ihren Torfmoosen, Gräsern und Sträuchern eben noch ein leuchtendes Grün, wirken sie im nächsten Moment düster und unheimlich. Von "wunderschön" bis "furchterregend" reichen die Eindrücke eines Besuchs im Moor. Kaum eine andere Landschaft vermag so unterschiedliche Gefühle zu wecken.

"Oh schaurig ist`s über`s Moor zu ziehen", lautet eine alte Gedichtzeile. Sie stammt aus Zeiten, in denen in manchen Regionen bis zu 15% der Landesfläche aus Mooren bestand und die Bevölkerung deshalb oft große Moorflächen durchqueren mußte. Heute ist es uns nur noch selten vergönnt, große Moore mit ihrer faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt durchqueren zu können. Über 90 Prozent der Hochmoorflächen sind in der Bundesrepublik in den letzten 50 Jahren durch Torfabbau und Trockenlegung zerstört worden.

Trotzdem wird ein Besuch in den verbliebenen und meist recht kleinen Mooren unvergessene Eindrücke hinterlassen. In kaum einem anderen Ökosystem findet sich eine derart eigenartige Flora und Fauna. Hier leben hochspezialisierte Tiere und Pflanzen, die sonst nirgendwo vorkommen. Bei den Pflanzen gehören zahlreiche Moose und Flechten, der insektenfressende Sonnentau, seltene Orchideen, die Moorbeere und das typische Wollgras dazu.

Ein Sammelsurium für Spezialisten

In der Luft demonstrieren Libellen ihre Flugkünste und gaukeln seltene Schmetterlinge, wie der Feuerfalter, scheinbar ziellos umher. Zwischen den Moosen lauert die Bergeidechse auf Beute und mit etwas Glück kann man auch eine Kreuzotter entdecken. Wer genau hinhört, kann den Moorfrosch hören, dessen Rufe im Frühjahr wie eine unter Wasser gehaltene, blubbernde Flasche klingen.

Alle Tiere und Pflanzen im Moor haben eines gemeinsam. Sie sind anpassungsfähige Spezialisten, die es gelernt haben, in den nährstoffarmen und sauren Sumpfgebieten zu überleben. Der fleischfressende Sonnentau kann zum Beispiel nur deshalb im Moor gedeihen, weil er einen Großteil seines Nährstoffbedarfs mit erbeuteten Tieren deckt. Seine Blätter sind mit tentakelartigen Haaren versehen, auf deren Spitzen sich eine klebrige Flüssigkeit befindet. Sobald ein Insekt auf den wie Juwelen glitzernden Tröpfchen landet, klebt es fest. Das Blatt krümmt sich zusammen, wodurch immer mehr Tentakeln das Tier umschließen, bis es sich schließlich nicht mehr bewegen kann. Nach und nach löst der Sonnentau seine Beute auf und gewinnt dadurch überlebenswichtige Nährstoffe.

Eine andere fleischfressende Pflanze, die im Moor lebt, ist der Wasserschlauch. Die sechs heimischen Arten wachsen unter Wasser und fallen nur zur Blütezeit durch die schönen über das Wasser hinausragenden gelben Blüten auf. Auch die Jagd nach Kleintieren findet unter der Wasseroberfläche statt. Dazu bedient sich das zarte Pflänzchen eines genialen Tricks: An den haarförmigen Blättern befinden sich kleine luftgefüllte Fangblasen, die durch Deckel verschlossen sind. Stößt ein Wasserfloh an den Deckel, öffnet sich dieser ruckartig. Die Luft entweicht nach oben und es entsteht ein Sog, der das Tier in die Fangblase zieht. Anschließend verschließt die Pflanze den Deckel wieder. Für den Wasserkäfer gibt es jetzt kein Entkommen mehr.

Moor ist nicht gleich Moor

Zwei unterschiedliche Moortypen können unterschieden werden: Das Niedermoor (Flachmoor) und das Hochmoor. Niedermoore sind flache, nährstoffreiche Feuchtgebiete in denen oft die typischen Moor-Birken wachsen. Die Wurzeln der Pflanzen können hier noch das nährstoffreiche Grundwasser erreichen. Deshalb wächst im Niedermoor eine größere Anzahl Pflanzenarten als im Hochmoor. Besonders auffallende Niedermoor-Pflanzen sind Moorlilien, Sumpfwurz, Lungenenzian, Fieberklee und verschiedene Knabenkraut-Orchideen.

Das Hochmoor ist uhrglasartig gewölbt und extrem nährstoffarm. Es ist gewissermaßen das Endstadium eines Moores. Ein Hochmoor entsteht durch das Wachstum einer Torfschicht, die bis zu 13 Meter dick werden kann! Im Laufe mehrere tausend Jahre wandeln sich Niedermoore durch das Anwachsen der Torfschicht oft, aber nicht immer, in Hochmoore um. Gleichzeitig sind Hochmoore an den Rändern meist von Niedermooren umgeben.

Millimeter für Millimeter wächst der Torf

Torfmoose sind die bestimmenden Pflanzen im Hochmoor. Als Pionierpflanzen sind sie meist die Ersten, die eine offene Wasserfläche überwuchern. Sie wachsen in dichter Decke und bestimmen die Lebensbedingungen aller anderen Lebewesen. Die Moose sind in der Lage, enorme Mengen Wasser zu speichern und säuern die Umwelt stark an (der PH-Wert eines Hochmoores liegt bei 3-4). Andere Pflanzen, die auf der Torfmoosfläche wachsen, müssen mit dem raschem Wachstum der Moose und dem hohen Säuregehalt der Umgebung klarkommen. Nur wenige Spezialisten wie das Wollgras oder die Moosbeere sind dazu in der Lage.

Die Sprossen und Wurzeln der Torfmoose und Gräser "ertrinken" fortwährend im Wasser und werden nur unvollständig abgebaut. So wächst der Torfkörper jedes Jahr um 1-2 Millimeter. Durch das Fehlen der biologischen Abbauprozesse werden organische Stoffe, die im Moor landen, über jahrtausende konserviert. Auf diese Weise entstanden auch die berühmten "Moorleichen", die wohl von Menschen stammen, die vor tausenden Jahren im Moor ums Leben kamen. Ihre Existenz ist ein weiterer Grund für die Schauergeschichten über Moore.

Der im Laufe der Zeit immer höher anwachsende Torfkörper wirkt wie ein Filter, der dem Wasser Nährstoffe entzieht. Gleichzeitig verhindert er, das die Pflanzen mit ihren Wurzeln an Grundwasser zu gelangen. Nach und nach sterben die Bäume ab und es entsteht ein Hochmoor. Pflanzen, die im Hochmoor leben sind gezwungen, sich ausschließlich mit Regenwasser zu versorgen oder eben, wie Sonnentau und Wasserschlauch, auf anderen Wegen an Nährstoffe zu gelangen.

Bizarres Leben im Hochmoor

Die Entstehung der Hochmoore begann nach dem Ende der letzten Eiszeit vor rund 13.000 Jahren. Die abschmelzenden Gletscherseen bildeten einen idealen Nährboden für Torfmoose, denen weitere Pflanzen und Tiere folgten. Die Tierwelt ist wegen der sauren Umgebung in ihrer Vielfalt zwar begrenzt, gerade das macht die sie aber auch einmalig.

Im Wasser wimmelt es von Käfern, Larven und Wasserspinnen. Sehr zur Freude der Bekassine, die mit ihrem langen Schnabel nach Kleintieren und Insekten stochert. Wie auch der Brachvogel gehört sie zu den wenigen Vogelarten, die im Moor brüten. Ihr Nest liegt meist versteckt im Dickicht des Niedermoores. Die Sumpfohreule nutzt ebenfalls das Moor zur Aufzucht ihrer Jungen. Im Gegensatz zu anderen Eulen bewohnt sie offenes, feuchtes Gelände und baut ein rundliches Nest, das sich versteckt am Boden befindet. Eine weitere Besonderheit, die sie von anderen Eulen unterscheidet ist ihre starke Aktivität am hellichten Tage. Sie jagt im Pirschflug Kleinsäuger, Singvögel und Reptilien.

Auch Birk- und Auerhühner haben sich an das Leben im Moor angepasst, obwohl sie eigentlich keine typischen Moorbewohner sind. Meist leben sie im lichten Wald am Rande des Moores und durchstreifen tagsüber die feuchten Moorwiesen auf der Suche nach Nahrung. Viele Libellen finden im Moor ideale Lebensbedingungen vor. An warmen Sommertagen kann man ganze Trupps beobachten, die als Tandem oder Paarungsrad vereint fliegen und im Gewässer ihre Eier ablegen.

Wald- und Bergeidechsen suchen im Moos nach kleineren Insekten. Sie dienen wiederum der seltenen Kreuzotter als Nahrung, die außerdem nach Mäusen und Fröschen Ausschau hält und am Rande von Hochmooren lebt. Kreuzottern erreichen eine Länge um 60 cm und kommen in einer ganzen Anzahl von Farbvarianten vor. So werden vollkommen schwarze Exemplare als "Höllenotter", rotbraune dagegen als "Kupferottern" bezeichnet.

Andere Tiere wie Störche oder Greifvögel statten dem Moor regelmäßige Besuche ab, um hier nach Nahrung zu suchen. Und es gibt noch ein weiteres Tier, dem Sie im Moor wohl oder übel begegnen werden: Die Mücke. Tausende von Mücken! Im feuchten Moor finden sie ideale Lebensbedingungen. Über die vielen Mücken freuen sich die Spinnen, Frösche und Vögel. Für uns Menschen ist es allerdings ratsam, im Spätsommer und Herbst freie Körperstellen zu bedecken.

Die Menschen und das Moor

Viele alte Geschichten und Märchen erzählen vom Moor. Oft sind es unheimliche Fabeln über Irrlichter, Naturgeister und eine mit geheimnisvollen Geräuschen und Nebel bedeckte Urlandschaft. Moore sind ein schwankender Boden und als Lebensraum für Menschen ungeeignet. Deshalb haben die Menschen bereits vor 600 Jahren versucht, diese Gebiete urbar zu machen. Die ersten Versuche der Moorkultivierung werden mit einem alten Sprichwort trefflich umschrieben: "Dem ersten den Tod, dem zweiten die Not, dem dritten das Brot".

Spätestens an dem Tag, als die Menschen lernten, Torf durch Verbrennung als Energiequelle zu nutzen, nahm die Geschichte der Moorzerstörung ihren Anfang. Im 17. Jahrhundert begann man damit, die nordwestdeutschen Moore systematisch trockenzulegen. Im 20. Jahrhundert wurden die Moore dann zur Gewinnung von Torf für Blumenerde weiter dezimiert. Nur rund 1-2 Prozent der ehemals riesigen Hochmoorgebiete blieben erhalten. Fast alle typischen Moorpflanzen und Tiere sind deshalb vom Aussterben bedroht.

In östlichen Ländern wie Lettland existieren noch große Moorgebiete, wie es sie einst auch bei uns gab. Leider sind auch diese Moore unmittelbar bedroht, da sie als neue Torf-Rohstoffquellen entdeckt wurden. Es wäre ein nicht wieder gutzumachender Verlust, wenn sie zerstört werden sollten. Eine Beitrag um dies zu Verhindern, ist der Verzicht auf Torf als Blumenerde.

Service
Alternativen zum Torf

Der Verzicht auf Torf ist ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz. Wenn Sie fertige Blumenerde kaufen, achten Sie darauf, daß "torffrei" auf der Verpackung steht. Nur dann können Sie sicher sein, daß der Erde wirklich kein Torf beigemischt wurde. Eine weitere Alternative zum Torf ist der selbsthergestellte oder gekaufte Kompost. Wer seine Blumenerde selbst mischen will, der nehme zwei Teile Garten- oder Blumenerde, einen Teil Laubkompost und einen Teil feinen Sand oder Lava-Granulat. Diese Mischung bietet zudem bessere Zuchtbedingungen als Torferde.


Copyright: Michael Krabs
Fotos: Zoonar

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