Wie Zitronenfalter & Co. den Winter überleben...

Wie Zitronenfalter & Co. den
Winter überleben...

Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Zitronenfalter: Was würden Sie tun, um den Winter zu überstehen? Herumflattern und nach Nektar suchen würde wenig Sinn ergeben: Sie würden keine Nahrung finden und wären schon nach kurzer Zeit erfroren. Ein ausreichendes Fettpolster für einen Winterschlaf kann sich so ein kleiner Schmetterling wie Sie auch nicht anfressen.

Bleiben noch drei vernünftige Alternativen: Sie flüchten in den warmen Süden, finden eine Möglichkeit der Kälte und Nahrungsarmut hierzulande Parole zu bieten oder sie versuchen es gar nicht erst und lassen ihren Nachwuchs, sprich die Raupen oder Eier überwintern.

Die Natur ist erfinderisch, und so kommt es daß unsere heimischen Schmetterlinge alle drei Tricks zur Überwinterung nutzen. Einige Arten fliegen Richtung Süden sobald es kälter wird, bei anderen überwintern die Eier oder Raupen und eine dritte Gruppe behauptet sich mit faszinierenden Tricks gegen Frost und Schnee.

Der Zitronenfalter, gehört zu dieser letzten Gruppe. Er bedient sich der sogenannten Winterstarre, einer Methode die unter anderem auch von Fröschen, Lurchen und Eidechsen zur Überwinterung verwendet wird. Im Tierlexikon wird die Winterstarre als "körperlicher Zustand eines Organismus zum Überdauern von Kälteperioden mit verringertem Stoffwechsel und auf ein Minimum herabgesetzten Lebensprozessen einschließlich Atmung und Ausscheidung" bezeichnet. Mit anderen Worten: Die Tiere sind im Winter zu einer Art "lebendigen Fossil" steifgefroren.

Eidechsen und Frösche vergraben sich dafür meist im Boden, wo sie völlig unbeweglich liegen, bis die Sonne wieder kräftig genug ist, um das Blut dieser wechselwarmen Tiere zu erwärmen. Der Zitronenfalter hingegen hängt relativ ungeschützt vor Wind und Kälte wie Tod in einem Gebüsch herum Diesen Trick benutzt er nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer, wenn es für ihn zu heiß wird. Man bezeichnet diese Ruhepause als Sommerstarre.

Winterstarre, Winterschlaf und Winterruhe
helfen gegen Väterchen Frost

Im Gegensatz zum Winterschlaf, in den Igel, Mäuse und viele Schläfer Ende Herbst fallen, kühlt der Körper bei der Winterstarre deutlich stärker ab. Ein Winterschlaf an freier Luft, wie ihn der Zitronenfalter verübt, würde für den Igel tödlich enden. Er benötigt ein Versteck als Schutz gegen die Kälte und ein ausreichendes Fettpolster als Nahrungsreserve.

Neben Winterstarre und Winterschlaf ist auch die Winterruhe ein aprobates Mittel, die ungemütliche Jahreszeit zu überstehen. Braunbär und Dachs, ziehen es ebenfalls vor, die meiste Zeit des Winters schlafend in einer Höhle zu verbringen. Ab und zu wachen sie jedoch auf und Erkunden die nähere Umgebung nach etwas Fressbarem. Die Winterruhe ist also eine gemäßigte Form des Winterschlafes mit Unterbrechungen. Da die Körperfunktionen hierbei nicht ganz so stark herabgesetzt werden wie im Winterschlaf, müssen sich Winterruher eine noch größere Energiereserve anfressen, als Winterschläfer. So kommt es, daß Braunbär und Dachs im Herbst die wohl größte "Wampe" haben.

Sobald die ersten vorfrühlingshaft warmen Tage kommen, erwachen die Zitronenfalter aus ihrer Winterstarre. Sie sind die ersten Frühlingsboten, die wir im Winter zu sehen bekommen. Kurze Zeit darauf folgt der Kleine Fuchs und das Tagpfauenauge. Diese beiden Falter haben in Mauerritzen unter Rinde oder auf Dachböden überwintert. Als Nahrungsreserve produzieren sie Glycerin, das zugleich wie ein Frostschutzmittel gegen die Kälte wirkt.

Die drei farbenfrohen Frühlingsboten sind genaugenommen allerdings nicht die ersten Schmetterlinge des Jahres! Die männlichen Frostspanner sind bereits seit November unterwegs, um nach den flugunfähigen Weibchen zu suchen. Als Schutz gegen die Kälte haben sie einen dick bepelzten Körper und kleinere Flügel, die der Kälte weniger Angriffsfläche bieten. Da Frostspanner wie zum Beispiel der Schneespanner nur Nachts aktiv sind, bekommen wir sie nur äußerst selten zu Gesicht.

Andere Schmetterlinge, wie Admiral, Distelfalter und Totenkopfschwärmer, vollziehen einen fast unglaublichen Kraftakt. Da sie zu empfindlich sind, um den Winter bei uns überstehen zu können, entfliehen sie der Kälte über die Alpen Richtung Süden. Viele überqueren auf ihrer Wanderung das Mittelmeer und verbringen den Winter in Nordafrika!

Der Flug gen Süden beginnt in der Zeit von August bis Oktober, je nachdem, wann die Schmetterlinge aus den Puppen schlüpfen. Während des Flugs orientieren sie sich an der Polarisierung des Sonnenlichts in der Atmosphäre. Wenn die Wanderfalter ihre Winterflucht antreten, kann man dies an ihrem zielstrebigen Flug deutlich erkennen. Es ist nicht das bekannte Umhergaukeln von Blume zu Blume sondern ein geradliniger, relativ hoher und schneller Flug über Dächer, Wiesen und Gewässer. Unterstützt durch kräftige Luftströme fliegen manche Falter bis zu 250 km am Tag. Für einen kleinen zarten Schmetterling eine wirklich riesige Leistung!

Mit 15 Quadratzentimeter Tragfläche bis nach Afrika!

Wenn die ehemals bunten Falter am Mittelmeer ankommen, sind Ihre Flügel von dem Gewaltflug dermaßen ramponiert, daß man sie nur noch schwer erkennen kann. Die meisten der farbigen Schuppen gehen während des Flugs verloren. Doch die Mühe lohnt sich, denn südlich der Alpen finden die Schmetterlinge im Winter ideale Klimabedingungen vor.

Da stellt sich zwangsläufig die Frage, warum die Schmetterlinge nicht gleich das ganze Jahr über im Süden bleiben. Und auch hierfür gibt es eine einfache Erklärung: Der heiße Sommer im Mittelmeerraum läßt viele Futterpflanzen verdorren. Nördlich der Alpen hingegen gedeihen die Pflanzen im Sommer besonders gut, so daß die Raupen hier genügend Nahrung finden. Deshalb kehren die meisten Schmetterlinge wieder zu uns zurück.

Bei bestimmten Klimabedingungen kann es vorkommen, daß extrem viele Falter bis zu uns nach Deutschland hochgeflogen kommen, da sie im Süden kaum noch Nahrung vorfinden. Dieses Naturschauspiel konnten wir in diesem Jahr miterleben. Überall begegneten uns die bunten Falter. Einige Zeitungen sprachen gar von einer "Schmetterlingsinvasion" und schlugen wegen des massenhaften Auftauchen des Totenkopfschwärmers Alarm, dessen Raupen bevorzugt am Kartoffelkraut knabbern. Aufgrund des feuchtkalten Sommers hielt sich der Ernteausfall durch den Totenkopfschwärmer allerdings in Grenzen. Das massenhafte Auftauchen solcher Wanderfalter darf außerdem nicht darüber hinwegtäuschen, daß viele Falterarten heutzutage vom Aussterben besdroht sind. Es ist nicht die Gesamtheit aller Schmetterlinge, die in Massen auftaucht, sondern nur die Wanderfalter. Aurora- und Dukatenfalter bekamen wir auch in diesem Sommer nur mit viel Glück zu Gesicht.

Wie Sie den Schmetterlingen helfen können

Schmetterlinge, die wie der Zitronenfalter als Falter bei uns überwintern, haben oft Schwierigkeiten einen Unterschlupf zu finden, weil es an geeigneten Verstecken, wie abgestorbenen Bäumen, fehlt. Deshalb versuchen viele Falter in Gebäuden Unterschlupf zu finden. Doch auch hier bieten moderne Bauten weniger Möglichkeiten, als Scheunen und Häuser alter Bauart. Ein weiteres Problem für die Schmetterlinge ist, daß ihre Raupen oft auf bestimmte Futterpflanzen angewiesen sind, die selten geworden sind. Die Raupen des Zitronenfalters fressen am Faulbaum, der Kleine Eisvogel an der Heckenkirsche und der Brombeer-Zipfelfalter braucht Brombeerbüsche.

Wichtig für die Schmetterlinge ist deshalb, daß in den Gärten heimische Gewächse gepflanzt und keine Pflanzenschutzgifte eingesetzt werden. Wenn Sie einen Garten besitzen, können Sie hier also persönlich etwas für die Schmetterlinge tun. Darüber hinaus muß auch in der Land- und Forstwirtschaft ein Umdenken stattfinden: Nur ein Verzicht auf Gifteinsätze wie in der ökologischen Landwirtschaft und eine naturgemäße Forstwirtschaft, bei der auch mal ein toter Baum liegenbleibt, könnten dafür Sorge tragen, daß wir in Zukunft wieder die ganze Vielfalt der bunten Gaukler entdecken können.

Der Zitronenfalter

Der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) gehört zur Gruppe der Weiß-linge und Gelblinge, zu denen auch Aurorafalter, Kohlweißling, Baumweißling oder das Posthörnchen zählen. Nur die Männchen des Zitronenfalters zeigen die typische zitronengelbe Flügelfarbe, die Weibchen sind grünlichweiß, ähnlich wie der Große Kohlweißling. Zitronenfalter leben für Schmetterlinge ungewöhnlich lange: bis zu 10 Monate! Die Eiablage erfolgt im April in einem Faulbaum. Wenn sich die Raupen an den Blättern des Faulbaumes sattgefressen haben, verpuppen sie sich. Die nächste Faltergeneration schlüpft dann Anfang Juli. Schon kurz darauf beginnt meist die Sommerstarre. Erst im Herbst werden die Zitronenfalter wieder aktiv bis sie im Spätherbst in die Winterstarre fallen. Nicht alle Weißlinge nutzen die Winterstarre als Überlebenstrategie. Das Posthörnchen gehört zum Beispiel zu den Wanderfaltern und fliegt erst im Juli bei uns ein.


Copyright: Michael Krabs
Fotos: Zoonar

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