Heimliche Grenzgänger im Odertal

Naturparadiese unserer Heimat
Heimliche Grenzgänger im Odertal

Ganz im Osten Deutschlands, im Odergrenzstreifen zu Polen, haben fünfzig Jahre Abgeschiedenheit eine einzigartige Landschaft erhalten. Das untere Odertal ist eine ursprüngliche Naturoase, die in Mitteleuropa ihresgleichen sucht. Doch während Spreewald oder Rügen längst bekannt sind, ist das untere Odertal bislang nur Naturschützern ein Begriff. 1995 wurde hier der Nationalpark "Unteres Odertal" errichtet.

Zentrum des Schutzgebietes ist die untere Oder mit ihren Kanälen und Altwässern. Naturbelassene Auwälder prägen das Bild der Landschaft ebenso wie die trockene Steppenvegetation an den Hängen des Flußtales.

Viele wärmeliebende Pflanzen wie Sandnelke, Adonisröschen, Küchenschelle, Federgras und die für Schmetterlinge so wichtigen Disteln zieren die Hänge und Wiesen im Odertal. Der hübsche Schachbrettfalter ist hier noch häufig zu beobachten. Versteckt im im Schutz der Pflanzen leben ebenfalls viele Tiere. Zum Beispiel Feldmäuse, Kaninchen, Hasen und die bis zu 5 cm großen Grillen, deren feines Zirpen im Sommer zu hören ist.

Nicht weniger abwechslungsreich sind die Waldgebiete, die vom feuchten Auwald, bis zum trockenen Eichenwald reichen. Im Auwald und den angrenzenden Feuchtwiesen gedeihen seltene Pflanzen wie die Herbstzeitlose und der Aronstab. Libellen, Frösche, Kröten und Eidechsen finden hier ideale Lebensräume. Auch die Fasane mögen das Wechselspiel zwischen Wiesen und Auwald. Die Männchen balzen im Frühjahr mit lautem Krächzen und Flügelschlagen. Daraufhin sammeln sich um sie in der Regel mehrere Weibchen, die alle auf eine Liebesnacht mit dem farbenprächtigen Schönling hoffen.

Für Aufsehen sorgte das Odertal im letzten Jahr durch eine unglaubliche Meldung: In den Wäldern wurden Wolfspuren entdeckt! Seit über 50 Jahren gelten die Wölfe in Deutschland als ausgestorben. Für Naturschützer ist die Rückkehr der Wölfe ein gutes Zeichen. Der Wolf erfüllt im Haushalt der Natur die wichtige Aufgabe, den Bestand der Pflanzenfresser zu regulieren. Rehe und Hirsche sind seine wichtigste Beute. Wenn sich das Rotwild zu stark vermehrt, schadet es dem Wald. Ein altes Sprichwort sagt deshalb nicht umsonst: "Wo der Wolf lebt, wächst der Wald".

Faszinierend ist das Zusammenleben der Wölfe im Rudel. Es ist eine der am höchsten entwickelten Organisationsformen, die wir kennen. Die Rangordnung wird durch Kämpfe ausgefochten und bleibt dann über eine längere Zeit stabil.

Es gibt zwei getrente Rangordnungen: Eine für die Männchen und eine für die Weibchen. Auch das nächtliche Chorheulen dient dem Zusammenhalt des Rudels. Hinterher laufen die Wölfe freudig erregt herum und belecken sich die Schnauzen. Angst muß vor den Wölfen niemand haben. Wölfe sind scheue Tiere und meiden die Nähe des Menschen.

Im Gegensatz zum Wolf sind die Fischotter Dauergäste im Odertal. Meist lauern sie den Fischen am Ufer auf und gleiten dann lautlos ins Wasser, um sie mit dem Maul zu packen. Fischotter können hervorragend tauchen und minutenlang unter Wasser bleiben. Dabei hilft ihnen, daß sie ihre Nasenlöcher verschließen können. Ihre Höhlen bauen sie direkt am Ufer. Die Eingänge liegen dabei stets unter Wasser. So können sie ihre Höhle ungesehen erreichen und ihr Versteck geheimhalten.

Konkurrenz bei der Fischjagd bekommt der Otter vom Seeadler. Wenn sich ein Seeadler-Pärchen gefunden hat, lebt es in "Dauerehe" zusammen, bis eines der Tiere stirbt. Die "Könige der Luft" errichten sich ein riesiges Horst, das jedes Jahr ausgebessert wird. Dadurch wird das Horst mit der Zeit bis zu 2 Meter breit und über 600 kg schwer. Im jungen Nationalpark "Unteres Odertal" finden die imposanten Wappentiere noch gute Jagt und Lebensbedingungen. Es bleibt zu hoffen, daß sich daran auch dann nichts ändern wird, wenn das verträumte Odertal eines Tages mehr Touristen und Industrie anziehen wird.

Adresse:
Nationalparkverwaltung Unteres Odertal
Botsweg 1
16303 Schwedt


Nationalpark "Unteres Odertal"
Zwischen Hohensaaten und Oderberg bis südlich Stettin ersteckt sich das untere Odertal, dessen Schutzzone auf deutscher Seite rund 10.000 ha und auf polnischer Seite 5.000 ha Fläche umfasst. Das Zentrum des Schutzgebietes bildet das vom Oderstrom (ab Friedrichsthal West- und Ostoder) und von der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße umschlossene Gebiet. Westlich der Oder zwischen Schwedt, Hohensaaten und Gartz stehen nochmals 11.000 ha unter Schutz. Viele Gemeinden in diesem Gebiet wirken nahezu zeitvergessen. Dazu gehören typische Angerdörfer wie Felchow, Schöneberg und LAndin, Straßendörfer wie Flemsdorf und Pinnow oder Friedrichsthal, ein altes Tabakbauerndorf.


Copyright: Michael Krabs
Fotos: Zoonar

HINWEISE: Viele weitere Fotos sind lieferbar! Der Text wird vor einer Lieferung umgeschrieben und Ihrer Zielgruppe angepasst.


Text und Fotos sind geschützt und dürfen ohne Lizensierung durch Reportagen.de nicht verwendet werden, auch nicht auszugsweise. Drücken Sie auf "Bestellen" um eine unverbindliche Lizenzanfrage zu starten.