Der Niederrhein - Naturparadiese unserer Heimat (10)

Der Niederrhein
Naturromantik zwischen Kopfweiden und Wildgänsen

Prächtige Bilder erwarten den Spaziergänger am Niederrhein. Die von Wasser, Wald und Weiden geprägten Auen lassen Romantiker und Naturfreunde gleichermaßen ins Schwärmen geraten. Hohe Pappelreihen, sattgrüne Wiesen und gezeitenlose Altrheinarme ergänzen das Landschaftsmosaik am "Vater Rhein".

Regelmäßig werden große Landflächen überschwemmt. Doch was für die Städte schlimme Folgen haben kann, ist für die Feuchtwiesen ein Lebenselexier. Wie ein Schwamm saugen sie das Wasser auf und bremsen dadurch die Flut. Die Feuchtgebiete sind ein beliebter Tummelplatz für Wat- und Schnepfenvögel. Kiebitze, Uferschnepfen, Austernfischer, Flußregenpfeifer und Teichrohrsänger brüten in den Wiesen und auf den Sandbänken. Von der ökologischen Bedeutung des Niederrheins zeugen die zahlreichen Naturschutzgebiete, die links und rechts des Rheinufers eingerichtet wurden.

Jeden Winter findet auf den ausgedehnten Wiesen ein einmaliges Naturschauspiel statt. Rund 200.000 arktische Wildgänse machen hier Rast. Die großen Schwärme mit Bleß-, Grau- und Saatgänsen bieten für Augen und Ohren ein beeindruckendes Szenario. Auch Zwerg- und Singschwäne, Goldregenpfeifer und viele Entenarten finden sich alsGäste am Niederrhein ein. Hier finden sie auch im Winter genügend Nahrung.

In großen Scharen fliegen die Vögel Richtung Süden. Auch die Graugans, unsere größte einheimische Gans, ist ein Zugvogel. Während die isländischen Graugänse auf den britischen Inseln überwintern, zieht es die mitteleuropäischen Gänse bis nach Spanien. Graugänse sind faszinierende Tiere. Sie leben in Familien mit ausgeprägtem Sozialverhalten. Dem Nobelpreisträger Konrad Lorenz gelang es als "Ersatzvater" junge Gänse aufzuziehen und ihr Verhalten zu studieren. Seine Studien ergaben, daß innerhalb der Gänsefamilie eine rege Kommunikation herrscht. Will eine Gänsegruppe fortfliegen, so kann es Stunden dauern, bis sich alle Gänse einig geworden sind.

Der Vogelreichtum am Niederrhein bietet auch dem seltenen Sperber einen idealen Jagd- und Lebensraum. Sperber sind wendige Vogeljäger, die kleinere Singvögel erbeuten. Sie ergreifen die kleineren Vögel nach kurzer Verfolgungsjagd in der Luft.

Die kräftigeren Weibchen fangen sogar Tauben oder Krähen. An die Gänse wagen sich die Sperber allerdings nicht heran. Denn die Verteidigen sich im Familienverband äußerst erfolgreich und schmerzhaft gegen jeden Angreifer.

Ähnlich wie die Gänse leben auch Wildschweine in Familien, sogenannten "Rotten" zusammen. Die geselligen Borstentiere fühlen sich am Niederrhein anscheinend "sauwohl". Es stimmt tatsächlich, daß Wildschweine gerne Trüffeln fressen. Das ist aber nicht verwunderlich denn sie sind ausgesprochene Allesfresser. Mit ihrer langen bewegliche Schnauze durchwühlen die geselligen Schweine den Boden nach Freßbarem. Und ihr ausgesprochen feiner Geruchssinn hilft ihnen dabei, leckere Knollen, Pilze oder Wurzeln zu finden.

Eine andere Attraktion des Niederrheins darf hier nicht unerwähnt bleiben. Gemeint sind die exotisch anmutenden Kopfweiden. Schon im 17. Jahrhundert wurden die Weiden als Material zum Heizen, Korbflechten oder zur Befestigung von Weinreben regelmäßig geschnitten. Dadurch entstanden Kopfweiden, deren bizarres Zweigwerk einen ungewöhnlichen Anblick bietet. Heute müssen die Kopfweiden regelmäßig gestutzt werden, da die starke Krone den teilweise hohlen Baum zu sprengen droht. Die Kopfweiden sind zu einem markanten Symbol der einmaligen Landschaft am Niederrhein geworden.


Besuchertips Niederrhein
Der Niederrheins verläuft im nordwestlichen Teil Nordrhein-Westfalens. Die Naturgebiete erstrecken sich von Duisburg bis nach Kleve kurz vor der niederländischen Grenze. Zu den schönsten Sehenswürdigkeiten gehören die Naturparks Hohe Mark, Schwalm-Nette und der Reichswald zwischen Kranenburg und Goch. Die örtlichen Naturschutzverbände führen Exkursionen durch und informieren über die niederrheinische Natur. Wichtige Kontaktadressen sind:

Naturschutzstation Kranenburg, Bahnhofstr. 15, 47559 Kranenburg
Naturschutzzentrum Kreis Kleve, Niederstr. 4, 46459 Rees-Bienen


Copyright: Michael Krabs
Fotos: Zoonar

HINWEISE: Viele weitere Fotos sind lieferbar! Der Text wird vor einer Lieferung umgeschrieben und Ihrer Zielgruppe angepasst.


Text und Fotos sind geschützt und dürfen ohne Lizensierung durch Reportagen.de nicht verwendet werden, auch nicht auszugsweise. Drücken Sie auf "Bestellen" um eine unverbindliche Lizenzanfrage zu starten.