Nur ein kleiner Waldweiher !

Beobachtungen und Gedanken an einem Sommertag
Nur ein kleiner Waldweiher !

Beobachtungen und Gedanken an einem Sommertag



Es ist Ende Juli. Nachdem das Wetter tagelang unbeständig und regnerisch war, beschert uns der Wettergott heute seit langem wieder einen warmen Sonnentag. Gerade solche Tage nach einer längeren Schlechtwetterperiode sind es, an denen es Naturfreunde unweigerlich hinauszieht in die Natur. So greife ich mir meinen Drahtesel, verstaue meine Fotoausrüstung in den Gepäcktaschen und schwinge mich darauf, in der Hoffnung, einige lohnenswerte Motive zu finden. Da ich das große Glück habe, unmittelbar am Waldrand zu wohnen, umgibt mich binnen weniger Minuten Natur pur.

Ein Ort der Stille und Ruhe

Mein Ziel ist, wie schon so oft, ein kleiner stiller Weiher mitten im Wald. An dessen Ufern ruhend, man der Zivilisation und dem Alltagsstress entfliehen kann. Etwas abseits vom Weg steht unmittelbar am Ufer dieses Weihers zwischen den Bäumen eine nur primitiv zusammengebaute Holzbank. Seit Jahren dem Wetter ausgesetzt, ist sie schon recht wackelig und morsch. Doch mich und mein Fahrrad, das ich daran lehne, trägt sie immer noch, wenn auch etwas altersschwach. So sitze ich wieder an meinem geliebten Plätzchen, an dem man - entweder meditierend oder in Gedanken versunken - sich so wohltuend entspannen kann.

Umgeben ist der Weiher von Fichten- und Kiefernwald. Die wenigen Erlen, welche das Ufer säumen, geben mit ihrem im Gegenlicht aufleuchtenden Laub, dem dunklen Weiher eine fast heitere Note. Darüber spannt sich ein sommerlich blauer Himmel. Die wenigen Wolken darin sehen aus als hätte sie ein Maler mit einer besonders leuchtend weißen Farbe gemalt. Dies alles spiegelt sich auf der Wasseroberfläche. Durch die leichten Wellen, die der säuselnde Wind erzeugt, erscheint die Spiegelung wie ein expressionistisches Gemälde, das sich immer wieder leicht verändert. Ringsherum eine kaum begreifbare Stille, wie man sie in unserer hektischen und lauten Welt nur noch selten findet. Diese wird nur ab und zu von einem plätschern unterbrochen, erzeugt von Fischen, die immer wieder versuchen aus dem Wasser zu springen. Doch nur wenigen gelingt dies. Jetzt verstehe ich, warum es in unserem Wortschatz den Ausdruck „Hechtsprung“ und nicht „Karpfen- oder Forellensprung“ gibt. Während die aus dem Wasser springenden Lachsforellen und Karpfen ihr Lebenselement kaum ganz verlassen, schießt ein großer kräftiger Hecht förmlich in die Höhe. Es sind mindestens an die 40 Zentimeter, die er erreicht. Für den Bruchteil einer Sekunde liegt er waagrecht in der Luft, bevor er mit einem lauten „Platsch“ zurück ins Wasser fällt.

Wurde diese Stille - die heute nur hin und wieder vom plätschern der springenden Fische unterbrochen wird - noch vor wenigen Wochen von angenehmen Vogelgezwitscher begleitet, so fehlen diese Laute heute fast gänzlich. Die meisten unserer gefiederten Freunde haben ihre Brutzeit jetzt im Hochsommer hinter sich gebracht, so dass die Revierabgrenzungs- und Balzgesänge überflüssig sind. Nur ab und zu tönt ein kurzes „pips“ von einem futtersuchenden Vogel an mein Ohr. Jetzt erscheinen über den Baumwipfeln zwei majestätisch dahingleitende Habichte. Noch bevor ich sie sah, waren ihre Schreie zu hören.

Da nichts weiteres die Stille stört, blicke ich unvermindert wie hypnotisiert auf die leicht bewegte Wasseroberfläche. Diese gibt sich mal düster dann wieder freundlich hell, je nachdem ob die Haufenwolken am Firmament der Sonne einen Blick auf dieses idyllische Örtchen freilassen oder nicht. In meinen Gedanken versunken scheint sich das Spiegelbild des Waldes jetzt aufzulösen. Die unwahrscheinlichsten Erinnerungen und Gedanken steigen in mir auf. Da bilden sich auf der sich immer wieder verändernden Wasseroberfläche Bilder aus einer schon längst vergangenen Kindheit. Ich denke daran, wie wir hier in der Umgebung des Weihers mit unseren Eltern Pilze und Beeren sammelten, wobei die mitgebrachte Brotzeit für uns Kinder immer der Höhepunkt eines solchen Waldstreifzuges war. Gedanken an noch frühere Zeiten melden sich zu Wort. Wer mag an diesem Weiher, der seit Jahrhunderten hier ist, wohl schon alles vorrübergegangen sein? Schwammerlsucher, beerensammelnde Mütter mit ihren Kindern, Holzfäller oder die jeweiligen Besitzer des Weihers, die alle zwei bis drei Jahre das Wasser abliesen, um die gutgenährten Fische zu ernten.
Ob alle diese Generationen von Menschen, die während der vergangenen Jahrhunderte hier verweilten oder auch nur vorübergingen, ebenso wie ich die Schönheit dieses Weihers erkannten? Wohl kaum, denn der Lebenskampf unserer Altvorderen war weit schwieriger als der unserige, so dass kaum einer die dazu nötige Muse, geschweige denn, Zeit für solche Betrachtungen hatte! All diese Menschen - von denen jeder sein eigenes Schicksal mit einer Kindheit und Jugend, aber auch ein hartes Arbeits- und Eheleben mit meist einer großen Kinderschar hatte - vergingen , so wie auch das sich im Wasser spiegelnde Abbild der Umgebung bei kräftigerem Wind ganz verschwindet! Zurück blieb immer nur dieser Weiher, der sich in dieser langen Zeitspanne wohl nicht viel verändert haben mag!

Bisamratte und Libelle

Abrupt werden meine Gedanken von einer Bewegung im ufernahen Wasser unterbrochen. Es scheint, als schwimme da ein Fisch knapp unter der Wasseroberfläche. Als dieses undefinierbare Etwas näher kommt sehe ich, dass es eine Bisamratte ist. Nur zwei Meter entfernt von mir, schwimmt sie, den Kopf über Wasser immer am Ufer entlang und an mir vorüber. Kaum atmend verfolgte ich bewegungslos nur mit meinen Blicken dieses schön anzusehende Tierchen und ärgere mich darüber, dass ich meine Kamera nicht aus der Tasche nahm. Doch jetzt ist es zu spät - bei der geringsten Bewegung meinerseits wäre das schöne Schauspiel beendet! Kaum zu glauben, dass die Bisamratte den Teichwirten so verhasst ist. Während ich mich hier an diesem herrlichen Geschöpf erfreue, gibt es amtlich anerkannte Bisam-Fallensteller, die diesem Einwanderer aus Amerika gnadenlos nachstellen.

Jetzt, da ich so unverhofft aus meinen Gedanken gerissen wurde und diese Naturbeobachtung machen durfte, haben sich meine Sinne für weitere Beobachtungen und Wahrnehmungen geschärft. Meine Aufmerksamkeit gilt jetzt einer Königslibelle. Sie kam im Tiefflug, nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche, vom anderen Ufer herüber und ist wahrscheinlich auf Insektenjagd. Am diesseitigen Ufer angelangt, verharrt sie wie ein Mini-Helikopter etwa alle 30 Zentimeter auf der Stelle, um dann wieder blitzschnell die gleiche Entfernung zurückzulegen.

Fleischfressende Pflanzen

Obwohl der Weiher teichwirtschaftlich genützt wird, ist er ein Naturparadies geblieben. Auf der linken Seite des Weihers gedeiht in Ufernähe der Wasserschlauch, eine fleischfressende Pflanze. Und auf der Landzunge, die sich vom anderen Ufer in den Weiher hineinschiebt, wächst der Rundblättrige Sonnentau - ebenfalls eine fleischfressende Pflanze. Die Blütenstände des Wollgrases, das dort ebenfalls auftritt, sehen von weitem aus, als hätte hier jemand Wattebäuschchen fallen gelassen. Allerdings erinnern mich früher gemachte Erfahrungen daran, dass es empfehlenswert ist, diese Pflanzen-Kleinode nur von weitem zu betrachten! Der moorige Untergrund, auf dem sie gedeihen ist ziemlich unsicher.

Die Stille und Einsamkeit, die hier ihre Heimstatt hat, wird nur zwischendurch unterbrochen. Die einzigen Zivilisationsgeräusche die man hin und wieder hört, sind Motorengeräusche eines Traktors aus der Ferne, die der Wind bis hierher trägt und das Fluggeräusch eines hoch über mir fliegenden Verkehrsflugzeuges. Doch auch diese akustischen Störungen sind postwendend wieder verschwunden. Zurück bleibt am Himmel nur ein Kondensstreifen.

An einer Stelle neben dem Weiher, wo das Sonnenlicht die dunklen Baumwipfeln durchbrechen konnte, tanzt ein Mückenschwarm im warmen Sonnenlicht. Sie haben hier ihr zuhause. Ihr Nachwuchs wird wahrscheinlich im ufernahen seichten Wasser des Weihers aufwachsen. Während die Hochzeit der Vögel schon lange vorüber ist, halten mehrere Kohlweißlinge paarweise ihre Schmetterlingsbalz. Sie erscheinen wie lichte Punkte vor dem schwarzdunklen Grün der Nadelbäume.

Da - was sind das für Geräusche, die jetzt aus der Ferne zu hören sind. Ich kann sie als menschliche Laute identifizieren. Schon bald stellt sich heraus, dass es eine Schulklasse ist, die hier eine Wanderung unternimmt. Obwohl die Schüler bald wieder außer Hörweite sind und die Ruhe zurückgekehrt ist, trete ich mit meinem fahrbaren Untersatz die Rückfahrt an. Ich kam zwar nicht zum fotografieren, doch die Stille in Verbindung mit den kleinen Naturbeobachtungen dieser Stunde haben wieder dafür gesorgt, dass der Alltagstrott der kommenden Tage leichter zu ertragen ist.

Text und Fotos: Walter J.Pilsak
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