Der Kraft des Wassers ausgesetzt

Der Kraft des Wassers ausgesetzt

Kieselsteine, Geröll und Felsblöcke in unseren Bächen

Jahrtausende hindurch wurden die Steine auf dem Grund unserer Bäche und Flüsse durch die Kraft des Wassers ins Tal befördert. Ihre eckigen und scharfen Kanten wurden dadurch geformt, abgeschliffen und zu sanften Rundungen verwandelt. Dabei wurde die Oberfläche gleichzeitig poliert und es entstanden so nicht selten wunderschön anzusehende Kieselsteine mit schöner Marmorierung.


Ein Bach oder Fluss hat viele Gesichter. Er kann im Gebirge tosend und sprudelnd durch sein Bett schießen. Er kann aber auch ganz gemächlich und in vielen Windungen im Flachland dahinkriechen. In den langsam dahinfließenden Gewässern liegen nur noch wenige Blöcke und Geröll. Der Untergrund ist hier meist aus Lehm, Sand, Kies oder anderen Böden. In den schnell fließenden Bächen dagegen befindet sich im Untergrund oft Geröll, Steine oder gar Geröllblöcke. Durch die Transportkraft des Wassers wurden diese weit hinab ins Tal befördert.

Im Oberlauf eines Baches hat das Wasser einen großen Hindernislauf zu überwinden. Viel Geröllblöcke und Steine verstellen hier seinen Weg. Glucksend, gurgelnd oder plätschernd überwindet das Wasser diese Hindernisse. Dabei nimmt es die kleinen Steine, wenn auch nur Millimeterweise, mit hinab ins Tal. Auf dem Weg dorthin werden sie stetig von der Kraft des Wassers bearbeitet, geschliffen und auch gedreht. Im Frühjahr, wenn das Schmelzwasser durch das enge Bachbett schießt, sind die Urgewalten des Wassers besonders groß. Das gleiche gilt bei einem sommerlichen Starkregen. Dann werden Geröll und Schotter regelrecht talwärts geschoben.

Leben zwischen Kieselsteinen

Je mehr Geröll und Steine sich auf dem Bachgrund befindet, um so mehr Rückzugsgebiete gibt es für die kleinen Wassertiere.

Die Lebewesen sind gezwungen, sich den Bedingungen und vor allem an die Fließgeschwindigkeit des Wassers anzupassen. Die meisten Pflanzen und Tiere klammern sich an den Steinen fest um nicht weggespült zu werden. Sie sind gegen die zerrenden Strömungskräfte gut gewappnet. Verankern und Ducken lautet ihre Devise. Viele Insektenlarven krallen sich an den feinsten Unebenheiten der Steine fest und sind so selbst in Sturzbächen nicht gefährdet, weggeschwemmt zu werden.

In dieser Region ist auch der Lebensraum von Bachforelle, Elritze, Groppe und Schmerle. Aus der Vogelwelt kann man hier Wasseramsel, Bachstelze und vielleicht auch den Eisvogel beobachten, wie sie nach Nahrung suchen oder jagen.

Wunderschöne Bachkiesel

Wenn man sich die Bachkiesel auf dem Grund unserer Gebirgsbäche und –flüsse betrachtet, überkommt einem das Staunen. Was für schöne Formen wurden durch die Kraft des Wassers geschaffen. Durch die stetige Bearbeitung des Wassers traten die Farben und bunten Muster, die ansonsten verborgen geblieben wären, erst zutage. Wahre Kunstwerke der Natur befinden sich darunter. Der Steinmetz Wasser hat ganze Arbeit geleistet. Wahrscheinlich waren schon unsere frühesten Urahnen fasziniert, wenn sie im Bachgeröll schöne wohlgestaltete Steine oder gar Kristalle entdeckten. Diese Steine aus Marmor, Quarz und Gneis haben oft die seltsamsten Formen und Marmorierungen.

Mit Kieselsteinen lässt sich übrigens viel anfangen. Wer erinnert sich nicht gerne daran, wie er als Kind flach geschliffene Steine über eine Wasseroberfläche springen ließ. Aus Bachkieseln lassen sich aber auch verschiedene Figuren wie Schildkröten, Frösche, Enten oder Gnome zusammen kleben. Oder man nimmt sie nur so mit nach Hause, weil sie einem gefallen! Sie dienen dann als Briefbeschwerer oder einfach nur als Schmucksteine in einer Vitrine.

Text und Fotos: Walter J. Pilsak