Hoch über unseren Dächern

Hoch über unseren Dächern

Eine Betrachtung über Türme von Kirchen, Schlössern und anderen Gebäuden


Auf dem Land und in der Stadt prägen Türme nicht selten das Landschaftsbild. Sie üben auf uns deshalb eine faszinierende Wirkung aus. Dies mag vielleicht auch daran liegen, dass man von ihnen aus einen weiten Blick hinaus ins Land hat. Ebenso sind sie aber auch schon von weitem sichtbar. Abgesehen von den modernen Hochhäusern und Wohnsilos ist ein Turm meist das erste Gebäude, das man von einem Ort sieht, wenn man sich ihm nähert. Nicht selten ist er schon relativ alt und gilt deshalb auch als dessen Wahrzeichen.

Moderne Turmbauten unserer Zeit sind Aussichtstürme, Funktürme, Leuchttürme und Wassertürme. Die ersten Türme wurden schon in der Antike gebaut. Hier waren es zunächst bastionsartige Vorsprünge an Stadtmauern oder neben Stadttoren. Erst in der Baukunst des Mittelalters erhielten Türme einen wichtigen architektonischen Rang und somit auch monumentale Ausmaße. An Kirchen baute man zunächst nur einen, später dann zwei Türme. Aber auch die Burgen und Schlösser sowie die Stadtbefestigungen des Mittelalters hatten Türme.


"Zeigefinger zu Gott"!

Kirchtürme sind bei uns weithin sichtbare Zeichen der Frömmigkeit und des christlichen Glaubens. Im Volksmund nannte man sie früher deshalb auch "Zeigefinger zu Gott"! Fast jedes größere Dorf hat ja ein Gotteshaus mit einem Turm, das meist der Mittelpunkt des Dorfes war, um den sich die Häuser scharten. An diesem zeigt für alle Bewohner sichtbar eine Uhr die Zeit an, und die Glocken rufen weithin hörbar zum Gottesdienst und zum Gebet. Die Sicht vom Kirchturm geht meist weit über die Dächer des Ortes hinaus zu den Fluren und Wäldern der Umgebung.

Große Turmvielfalt

Die Vielfalt der Türme ist sehr groß. Das einzige, was sie an architektonischen Merkmalen gemeinsam haben, ist die im Verhältnis zur Höhe kleine Grundfläche. Vor allem die Dachformen unserer Kirchtürme können sehr unterschiedlich sein. Da kommt neben dem "Glockendach" auch das "Pyramidendach" vor. Eine Seltenheit, wenn nicht gar Rarität sind Kirchtürme mit einem "Kegeldach" oder "Rhombendach".

Als "Die" Dachform schlechthin für einen Kirchturm wird jedoch das "Zwiebeldach" betrachtet, das wohl am häufigsten vorkommt. Im Volksmund nennt man diese Art Turm "Zwiebelturm". Sie sind wahrscheinlich ein Kind der Barockzeit und haben einen komplizierten Aufbau, der heute viele Rekonstrukteure vor manche Schwierigkeiten stellt. Gerade in der Epoche des Barocks erlebten die Kirchtürme eine neue Bereicherung. Sie wurden plastisch gegliedert und als Seitenakzente der Fassade eingesetzt.

Glocken als Lebensbegleiter

Das wohl wichtigste eines jeden Kirchturmes ist die Glockenstube. Die darin hängenden Glocken benannte man nach ihrer Größe. Die größte und wichtigste ist die "Hosanna Glocke", während die kleinste meist "Armenseelen oder Armensünderglocke" hieß. Daneben gab es natürlich auch noch eine Wetterglocke.

Glocken spielen ja im Volksglauben eine außerordentlich wichtige Rolle. Sie begleiten den Christenmenschen sein ganzes Leben lang. Es beginnt mit der Taufe, wenn der neue Erdenbürger beim Klang der Kirchenglocken in die Glaubensgemeinschaft der Christen aufgenommen wird, und setzt sich bei anderen wichtigen Situationen, wie der Erstkommunion, Firmung, Konfirmation und Trauung fort. Zum Tode läutet dann schließlich das sprichwörtlich gewordene "Totenglöckchen".

Text & Fotos: Walter J. Pilsak