Gaz nah dran - Makrofotografie

Wie kleine Dinge ganz groß rauskommen
Wenn kleine Dinge ganz groß rauskommen …

Niemand, der sich ernsthaft mit Fotografie beschäftigt, wird seine Fotografien für bloße Abbilder der Realität halten. Fotografen spielen mit Licht, Farben und Formen, wählen Ausschnitte, fangen besondere Stimmungen ein. Je nach individueller Neigung, je nach dem bevorzugten Themenkreis werden Ausschnitte, Teilaspekte der Realität so wiedergegeben, dass ein kleines Kunstwerk entsteht. Bei kaum einer Technik wird dies so deutlich wie bei der Makroaufnahme.

Ganz nah dran

Makrofotografie heißt: Objekte genau unter die Lupe nehmen. Heraus kommen faszinierende Aufnahmen, die auf oft überraschende Weise kleine Dinge ganz groß rauskommen lassen. Die Makrofotografie ist keineswegs den Profis vorbehalten, schon mit recht einfachen Mitteln, einer preisgünstigen Zusatzausrüstung und ein paar Kniffen lassen sich tolle Ergebnisse erzielen.

Als Motive eignen sich für den Einsteiger Pflanzen ganz besonders. Der Vorteil: Sie laufen nicht fort, sondern lassen sich in Ruhe von allen Seiten, aus verschiedenen Blickwinkeln fotografieren, bis die optimale Aufnahme gelungen ist. Geduldig warten sie ab, bis der Einsteiger sich durch die noch ungewohnte Technik gefummelt hat, bis die Wolken sich verzogen haben, die zündende Idee sich eingestellt hat. Vor allem Blüten, aber auch Details von Moosen oder Farnen bieten sich an. Die große Farbvielfalt und die interessante Formgebung erleichtern dem Makrofotografen anfangs die Arbeit und machen fit für anspruchsvollere Aufgaben und Aufnahmen.

Ausrüstung

Herzstück der Ausrüstung ist heute auch beim Amateur meist ein guter, digitaler Spiegelreflex-Body, ergänzt von Wechselobjektiven. Für den Einsteiger in Sachen Makrofotografie empfiehlt sich zunächst nicht der scheinbar logische Schritt, die Anschaffung eines Makroobjektivs. Gute Makroobjektive sind eine feine Sache, haben aber auch einen stolzen Preis. Besser, man begnügt sich zunächst mit der preisgünstigen Alternative zum Ausprobieren: Makrolinsen (Nahlinsen) gibt es in zwei Qualitätsstufen und Preisklassen. Bei der günstigen Variante wurde die unvermeidliche Farbzerstreuung (der Fachmann nennt dies „chromatische Aberration“) korrigiert, bei den etwas höherpreisigen nicht. Zudem unterscheiden sich die Linsen in der Stärke der Vergrößerung, oft wird man also, zumindest im Laufe der Zeit, mit unterschiedlichen Linsen arbeiten wollen.

Wer nicht so tief in die Geldbörse greifen kann und darf, legt sich ein kleines Set von zwei bis vier nicht korrigierten Nahlinsen verschiedener Stärken (beispielsweise +1, +2, +4 und +10 Dioptrien) zu, die es für wenig mehr als 20 Euro zu kaufen gibt, anspruchsvollere Einsteiger greifen direkt zum teureren Achromaten, der pro Linse 60 Euro und mehr kostet. Die Linse wird vor das Objektiv – auch Zoomobjektive sind geeignet – auf das Gewinde geschraubt.
Die meisten Funktionen einer modernen Kamera bleiben nun uneingeschränkt erhalten, auch der Autofokus arbeitet. Trotzdem ist das Fotografieren mit Makrolinsen eine kniffelige Angelegenheit, die ein wenig Übung und noch ein paar Anschaffungen erfordert. Viele Motive werden Sie nicht zufriedenstellend aus der Hand fotografieren können. Dies liegt daran, dass die Schärfeebene auf wenige Millimeter zusammenschrumpft und Sie aus der Hand meist nicht zuverlässig den gewünschten Bereich scharf abbilden können. Ein einfaches Stativ, das unbedingt wirklich standfest sein sollte, um auch ein langes Zoomobjektiv auszubalancieren, unterstützt Sie dabei. Eine weitere, wertvolle Hilfe ist ein ebenfalls für wenig Geld zu kaufendes Reflektorenset; es besteht aus einem zusammenfaltbaren Ring, der nach Bedarf mal von einer goldenen, silbernen, weißen oder schwarzen Folie überzogen ist und Licht in unterschiedlicher Form reflektiert oder durch eine Art Vorhangstoff das vorhandene Licht einfach nur abdämpft. Diese Reflektoren unterstützen Sie dabei, Ihr Motiv in das richtige Licht zu setzen. Normalerweise werden diese Reflektoren über einen Arm an einem Stativ montiert, für unsere Zwecke – Einsteiger – Makrofotografie - können wir darauf verzichten und halten den Schirm einfach mit dem freien Arm.

Einfacher ist besser

So ausgerüstet geht es an einem schönen Tag hinaus in den Park, in die Vorgärten, mitten in die freie Natur, zwischen Wiesen und Weiden. Die Ausrüstung habe wir in einem Fotorucksack dabei, in den wir auch eine mit Wasser gefüllte Sprühflasche gesteckt haben – in eine Außentasche, damit nichts passiert. Mit Hilfe des künstlichen Wassernebels können wir Wassertropfen gezielt da platzieren, wo sie ansonsten langweilige Motive aufpeppen.
Sie runzeln die Stirn? Sie haben etwas von Studioaufnahmen gelesen, von mobilen Lichtwürfeln, von aufwändigen Aufnahmetechniken, die ein und dasselbe Motiv mit verschiedenen Schärfeebenen ablichten und dann mittels spezieller Computerprogramme aufwändig zusammensetzen? Richtig, Profis können Makrofotografie mit großen Aufwand betreiben und spektakuläre Ergebnisse erzielen. Manchmal müssen Sie dies sogar, weil sich anders die gewünschten Motive nicht wirklichkeitsgetreu ablichten lassen. Wir wählen aber für den Anfang einen anderen Weg und machen aus der Not eine Tugend: Wir spielen ganz bewusst mit der Tatsache, dass sich bei der Fotografie mit Nahlinsen oft nur Schärfentiefebereiche von wenigen Millimeter – wenn überhaupt so viel – erzielen lassen.
Unscharf kann nämlich reizvoll sein!

Mit alles und scharf

Einzelne Motive sind dann vom Einsteiger gut zu fotografieren, wenn sie entweder nicht allzu dreidimensional sind oder die ihnen eigene Symmetrie es erlaubt, die Unschärfe mancher Bereiche bewusst als gestalterisches Element in die Bildkomposition einzubeziehen. Was so kryptisch klingt, ist in der Realität einfach umzusetzen. Meiden Sie aufwändig aufgebaute Blüten und halten Sie sich zunächst an einfache, radial organisierte. Verzichten Sie auf scheinbar spektakuläre Motive wie üppige Rosen, Tulpen oder andere typische Zierblumen. Ein einfaches Gänseblümchen, einen Hahnenfuß, eine Sumpfdotterblume können Sie mit Ihren Mitteln zum Star machen.

Zwei Aufnahmewinkel eigenen sich beispielsweise für das Gänseblümchen besonders. Direkt von oben fotografiert, wird der radialsymmetrische Aufbau ganz deutlich. Von Vorteil ist auch, dass die Blüte in einer Ebene liegt und so recht komplett scharf abgebildet wird. Ein weiterer, interessanter Winkel ist halbschräg von der Seite. Stellen Sie auf das gelbe Innere scharf und lassen Sie die weißen Blütenblätter vorne und hinten in der Unschärfe verschwinden.
Auch Sumpfdotterblumen oder Hahnenfuß und viele andere Blüten sind aus einer halbschrägen Perspektive sehr schön abzulichten, wobei immer auf den Mittelpunkt der Blüte scharf gestellt wird. Bei einzelnen Blüten empfiehlt es sich, den Blütenstängel nicht brav in einem 90 Grad Winkel durchs Bild laufen zu lassen, sondern das Ganze durch eine Winkelung ein wenig dynamischer und gefälliger erscheinen zu lassen. Sehr reizvoll ist es für den Fotografen auch, die Schönheit ganz unscheinbarer Blüten zu entdecken. Oft offenbaren Blütenstände etwa verschiedener Bäume oder kleinster Pflanzen erst vor der Nahlinse ihr anrührendes, skurriles, ungewöhnliches Aussehen. Sie können in einem Gewirr von Blüten und Blättern oder Stängeln eine einzelne Struktur zum Star machen, indem Sie darauf scharf stellen, während die anderen in der Unschärfe verschwimmen und für die richtige Stimmung und Farbgebung sorgen.
Dankbare Motive für den Einsteiger sind auch Pilze – etwa die Lamellen der Pilzunterseite – und Moose. Hier wirken beispielsweise die im Detail fast außerirdisch anmutenden Sporophyten. Auch die Blütenstände mancher Laubbäume oder typischer Obstbäume sind ungeahnt interessant, geht man nur nah genug heran.

Fotografen lieben das warme Licht der Dämmerung, aber nicht immer kommt man dazu, diese Zeit für Fotoexpeditionen auch auszunutzen. Mit einem Reflektorenset zaubert sich der Makrofotograf immer die richtigen Lichtverhältnisse an Ort und Stelle. Insbesondere das grelle Licht der Mittagszeit, das zwar alle Details brav ausleuchtet, aber auch für allzu harte Kontraste und rabenschwarze Hintergründe sorgt, wird mittels Diffusor zum weichen Morgenlicht, das mehr Farben zulässt und für Stimmung sorgt. Die goldgelbe Folie zaubert warmes, die silberne kälteres Licht auf nicht ausreichend beleuchtete Stellen, die schwarze Seite dunkelt ab, die weiße hellt neutral auf. So gelingen auch unter schwierigen Verhältnissen gute und natürlich wirkende Aufnahmen.

Stativ oder Hand?

Ganz ehrlich? Meistens Hand! Natürlich erlaubt ein bombenfest stehendes Stativ es dem Fotografen, seine Kamera akribisch scharf zu stellen. In der Praxis sieht dies allerdings meist so aus: Ein passendes Motiv wird gefunden, die Kamera auf das Stativ geschraubt, das Stativ aufwändig platziert und ausgerichtet – und dann kommt ein kleiner Windhauch und pustet die Blüte aus der bereits eingestellten Schärfeebene heraus. Oder ein Fuß des Stativs sinkt im weichen Waldboden ein. Oder das Motiv liegt so weit unten, dass Sie das Stativ schon in eine zuvor gegrabene, metertiefe Grube stellen müssten. Oder, oder, oder … Dann schon besser: Auf ungefähr scharfstellen, Ausschnitt festlegen, dann Autofokus ausschalten. Nun mit ruhiger Hand im Einatmen oder Ausatmen mit der Auge am Sucher die Kamera ganz leicht immer wieder vor und zurück bewegen und im richtigen Moment abdrücken, also dann, wenn die gewünschte Stelle im Sucher scharf erscheint. So erstellen Sie mit geringem Zeitaufwand eine ganze Reihe von Bildern, die Sie dann daheim am Rechner sichten können. Was nicht gelungen ist, fliegt halt raus. Puristen mag es kalt über den Rücken laufen, aber das Gefummel mit dem Stativ schreckt den Amateur eher ab und verdirbt recht schnell den Spaß an der Makrofotografie.

Lediglich bei Motiven, die vom Wind nicht bewegt werden können und bei festem Untergrund lohnt es sich, das Stativ zu verwenden, das dann die Arbeit natürlich erleichtert und effektiver werden lässt. Und natürlich hat das Stativ immer da seinen Platz, wo die Lichtverhältnisse eine so lange Belichtungszeit verlangen, dass nicht mehr aus der Hand geschossen werden kann. Müssen Sie im (Halb)Dunkeln munkeln, ist ein standsicheres Stativ unerlässlich. Zwei Kniffe sorgen dafür, dass Ihr Bild noch einen Tick schärfer wird. Über das Menü der Kamera stellen Sie den Selbstauslöser so ein, dass er etwa 5 Sekunden nach der Betätigung des Auslösers das Bild schießt. So bauen sich eventuell von Ihrer Hand verursachte Vibrationen von Kamera und Stativ ab, die zu einer gewissen Unschärfe im Bild führen könnten. Bei vielen Kameras besteht außerdem die Möglichkeit, den Spiegel schon vor der Belichtung hochzuklappen – nutzen Sie diese Chance, weitere Vibrationen auszuschließen!

Und dann? Wird experimentiert! Suchen Sie interessante Bildausschnitte (schneiden Sie beispielsweise Motive an), entdecken Sie die Schönheit im Detail, bilden Sie das kleine Leben in all seiner Vielfalt ab, machen Sie Weidenkätzchen, wilde Stiefmütterchen, Pfifferlinge und Löwenzahnsamen zum Star. Erweitern Sie Ihr Spektrum, gehen Sie mit den Jahreszeiten und fangen Sie die Einzigartigkeit von Eisblumen, bereiften Tannennadeln, Wassertropfen auf Grashalmen ein. Schön ist immer das, was Sie für sich ganz persönlich entdecken …

Text und Fotos: Angelika Schmelzer
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