Winter ade!

Winter ade!

Die Tage zwischen Winter und Frühling

„Winter ade, scheiden tut weh!“ Mit diesen Worten beginnt ein altes, bekanntes Kinderlied. Viele unserer Kleinen bedauern sinngemäß dieser Worte das Ende eines schneereichen Winters. Nicht so jedoch die meisten von uns Erwachsenen, die schon ungeduldig darauf warten, dass die kalte Jahreszeit vom Frühling abgelöst wird. Kaum können wir es erwarten, das uns die wärmende Märzensonne hinauslockt ins Freie. Zu keiner anderen Zeit wird die Sonne so sehnsüchtig erwartet und auch genossen, wie zum Winterende!

Im Februar und März frisst sich die Sonne mit aller Kraft durch die Wolken und schmilzt mit ihrer Wärme die letzten Schneereste. Im Wald riecht es noch nach Fäulnis und Moder und die Feldwege sind so aufgeweicht, dass sie kaum begehbar sind. An sonnigen Stellen sprießen schon die ersten Blüten vom Huflattich und auch andere Frühblüher wie Leberblümchen, Schneeglöckchen und Krokusse wagen sich zaghaft ans Licht. Die Fluren und Felder mit ihren Schneeresten haben jetzt etwas vom Aussehen einer Graphik. Das schwarz-weiß Wechselspiel bietet uns einen reizvollen Anblick.

Frühjahrsmüdigkeit und Märzenbier

Uns Menschen droht mit schöner Regelmäßigkeit in dieser Zeit die Frühjahrsmüdigkeit. Jetzt heißt es bei Spaziergängen durch die immer noch trostlos aussehende Natur, regelmäßig und tief durchzuatmen. Dies bringt uns neue Energie zurück und mildert die Auswirkungen unserer Abgeschlagenheit.

Noch viel müderer würden wir wohl werden, wenn wir jetzt das sogenannte Märzenbier trinken würden. Die Zeit zwischen Winter und Frühling, genauer gesagt der März war früher auch ein Synonym für diese Bierart. Das Märzen ist ein Vollbier mit 4,5% Alkohol. Es entstand aus dem alten Brauch heraus, das untergärige Bier, das kühle Temperaturen benötigt, zum Winterende zu brauen, damit man es bis in den Spätsommer hinein lagern konnte. Den milden Geschmack erhielt das Märzen durch die Verwendung eines Spezialmalzes. In der klassischen Variante ist das Märzen goldgelb, obwohl es auch ein dunkles gibt.

Übrigens sollten wir jetzt auch die Winterfütterung unserer Vögel langsam einstellen. Allerdings nicht von heute auf morgen sondern stufenweise und allmählich. So können sich die Tiere wieder an die normale Nahrung gewöhnen.

Im Märzen der Bauer..!

Landwirte mit Felderwirtschaft, befinden sich im Februar zwar noch in den sogenannten „Bauernferien“. Doch getreu dem alten Volkslied: „Im Märzen der Bauer“, warten sie schon darauf, dass der Frühling naht. Einige Bauern- und Wetterregeln bereiten ihn zuvor schon auf das nahe Winterende vor.

Da heißt es z.B. „Wenn im März die Kraniche zieh’n, werden bald die Bäume blüh’n.“ Oder, wenn es am 25.Januar zum Namenstag von Pauli heißt:
„Ist zu Pauli Bekehr das Wetter schön, wird man ein gutes Frühjahr sehen.“ Auch der Spruch: „Hornung hell und klar, gibt ein gutes Frühjahr.“ macht ihm Hoffnung auf ein baldiges Winterende, ebenso wie folgende Worte: „Ist der Jänner hell und weiß, kommt der Frühling ohne Eis, wird der Sommer sicher heiß.“

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Farbkleckse zwischen zwei Jahreszeiten

Die ersten Blumen des Frühlings kommen uns besonders farbenprächtig vor, obwohl es meist nur kleine unscheinbare Gewächse sind. Doch die vergangenen vier bis fünf Monate, an denen sich uns die Natur nur in ihrem grauen und farblosen Kleid zeigte, haben uns hungrig auf die kleinsten Farbtupfer gemacht. Ob es die gelben Sonnen des Huflattichs, die rosa Blüten des Seidelbastes, die bunten Narzissen und Krokusse oder die Weidenkätzchen sind - diese bunten Farbkleckse erfreuen uns an diesen Tagen zwischen Winter und Frühling besonders.

Aber nicht nur die Natur zeigt jetzt wieder Farbe. Auch die Menschen geben sich jetzt eine zeitlang übermütig und bunt. In diesen Wochen findet überall in Schwaben die Alemannische Fastnacht statt. Der Autor Ludwig Ott gab einem Fernsehbericht, in dem er darüber berichtete, den treffenden Untertitel: "Das Leben noch einmal umarmen, bevor man sich der Buße hingibt". Und tatsächlich feiern hier die Menschen, die ansonsten eher zur Stille neigen, ihre traditionelle Fastnacht mit großer Begeisterung.

Und nachdem diese närrische Zeit vorbei ist, leuchten im ganzen Allgäu am ersten Sonntag in der Fastenzeit, dem Sonntag nach Fastnacht, große Funkenfeuer. Dabei wird symbolisch eine „Hexe“ aus Stroh verbrannt. Über den Ursprung dieses Brauches ist man sich heute immer noch nicht ganz klar. Zum einem wird es mit den Fruchtbarkeitsriten und Brandopfern der Kelten in Verbindung gebracht und zum anderen verbrennt man hier zum Winterende das „Böse“ in Gestalt der Hexe, um die Kraft der Sonne zu stärken und Unheil abzuwenden.

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Text und Fotos: Walter J. Pilsak

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