Vom Schweinsohr bis zur Hundsrute

Die Arten- und Namensvielfalt der Pilze
Vom Schweinsohr bis zur Hundsrute

Die Arten- und Namensvielfalt der Pilze


Der Pilzsammler, der im Herbst durch die Wälder streift, sammelt eigentlich nur einige wenige Speisepilzarten. Zu diesen gehören neben dem Steinpilz die Rotkappe, der Pfifferling und meist noch der Maronenröhrling. Alles andere läßt man meist stehen, da man es nicht kennt oder gar Angst vor einer Vergiftung hat! Diese Sammelgepflogenheiten sind heute nicht anders als früher, obwohl es bestimmt an die 200 eßbare Arten gäbe. Von den giftigen bzw. ungenießbaren Pilzarten kennen die meisten Sammler nur einige wenige, wie etwa den auffällig aussehenden Fliegenpilz oder den bitter schmeckenden Gallenröhrling. Doch schon bei letzterem haben viele Probleme, um ihn richtig zu identifizieren. Für gefährdete Pilzarten ist in Gegenden, in denen sie viel gesammelt werden, dieses beschränkte Pilzwissen, daß das „Groß“ der Schwammerlfreunde besitzt, deshalb ein unschätzbarer Vorteil. So werden viele Arten nur wenig gesammelt und auf diese Weise geschont.

Die Artenvielfalt als auch der Formenreichtum der Pilze ist unwahrscheinlich groß. Und immer noch werden jedes Jahr neue Arten entdeckt. Doch wer sich für Pilze interessiert, muß diese ja nicht unbedingt sammeln. Man kann sich auch auf andere Weise mit ihnen beschäftigen. Ihr Farben- und Formenreichtum lädt doch gerade dazu ein, sie zu fotografieren oder sie mit Hilfe von Pinsel und Farbe auf dem Zeichenblock zu fixieren. Dies als Hobby zu betreiben, kann eine ausfüllende und befriedigende Tätigkeit sein. Beschäftigt sich doch sogar ein eigener Wissenschaftszweig - die Mykologie - allein nur mit den Pilzen!

Helfer und Zerstörer

Pilze sind als Helfer begehrt aber auch als Zerstörer gefürchtet. Es ist allgemein bekannt, das Pilze im ökologischen Ablauf der Natur die wichtigste Rolle spielen. Ohne sie wäre im Laufe der Zeit auf der Erde kein Leben mehr möglich. Als „Saubermänner“ kümmern sie sich um die Abfallbeseitigung in der Natur. Beim verrotten und verfaulen spielen sie die überragende Rolle und sind für uns sozusagen lebenswichtig. Wegen der gleichen Eigenschaft fürchten wir aber wieder einige Arten, wie den Echten oder Tränenden Hausschwamm (MERULIUS LACRYMANS), der in Häusern als der gefürchtetste Holzzerstörer gilt. Auch der Hallimasch (ARMILLARIELLA MELLEA), der jeden befallenen Baum unwiederbringlich zerstört, wird vorallem von Obstbaumbesitzern gefürchtet. In früheren Jahrhunderten war auch der Pilz PHYTOPHTORA INFESTANS, der die Kartoffelfäule verursachte, sehr gefürchtet. Er war für manche Hungersnot, wie die von 1846/47 in Irland verantwortlich. Damals verhungerten 1 Million Menschen.

Schreckliche Seuchen verursachte einst das Mutterkorn (CLAVICEPS PURPUREA), das im Getreide und hier wiederum besonders im Roggen gedeihte. Es war der Verursacher der „Brandseuche“, bei der unter brennenden Schmerzen sich die Gliedmassen verformten und buchstäblich abfaulten. Aus dem Gift dieses Pilzes entstand übrigens die Droge LSD. Große Angst besteht unter den Pilzsammlern auch vor den tödlich giftigen Knollenblätterpilzen. Da diese gefährlichen Gesellen Lamellenpilze sind, scheuen viele Schwammerlfreunde aus Angst vor einer Verwechslung davor zurück, eßbare Lamellenpilze wie die Champignons zu sammeln.

Ein Segen für die Menschheit ist dagegen ein Pilz, den 1928 Sir Arthur Fleming entdeckte. Es ist das Penicillin, das schon Millionen von Menschen das Leben rettete. Einen unschätzbaren Wert für die Medizin hat auch ein Pilz, auf den Forscher in Norwegen stießen. Dieser Bodenpilz produziert Cidosperin, eine Substanz, welche die Immunreaktion nach Organverpflanzungen verhindert. Erste klinische Versuche damit fanden 1978 statt. Heute leben dank des Ciclosperin 70 bis 80 Prozent der Menschen, denen ein fremdes Organ eingepflanzt wurde.

Große Formenvielfalt

Pilze kann man nur an ihren Früchten erkennen, die wir als eigentlichen Pilz bezeichnen. Die wirkliche Pilzpflanze besteht jedoch aus einem Geflecht sehr dünner Zellfäden, die ohne Mikroskop kaum erkennbar sind. Dieses Mycelium fristet meist verborgen vor unseren Blicken, unterirdisch ihr geheimnisvolles Leben. Die Formenvielfalt der Pilze ist unglaublich groß. Viele haben mit dem, was wir unter einem solchen verstehen, zumindest dem Aussehen nach nicht viel gemeinsam. Denken wir nur an die Schleimpilze.
Kaum ein Laie hält dieses Gebilde, das wir als gelbe, rote oder weiße schleimige Masse vorallem in feuchten Jahren oft in unseren Wäldern sehen, für einen Pilz. Schleimpilze kriechen nämlich zunächst als formlose Masse als sogenanntes Plasmodium nach Art der Amöben über Holz oder Böden, wobei sie sich Bakterien einverleiben, die sich ihnen in den Weg stellen. Sogar an Bäumen kriechen sie bis zu vier Meter hinauf. Erst danach bilden sie Fruchtkörper nach Art der Pilze aus. Den Mykologen geben die Schleimpilze noch heute Rätsel auf.

Wer schon einmal an einem Maisfeld vorbei ging, sah mit Sicherheit auch den Maisbeulenbrand (USTILAGO MAYDIS), der ebenfalls zu den Pilzen zählt. Er parasitiert auf Maispflanzen und verursacht auf ihnen Geschwülste von bis zu 10 cm Durchmesser. Da gibt es aber auch Korallenpilze, die, wie schon ihr Name verrät, wie Korallen aussehen. Schweinsohren nicht unähnlich ist das zu den Leistenpilzen zählende Schweinsohr (GOMPHUS CLAVATUS), und wie ein roter Krake erscheint der Tintenfischpilz (ANTHURUS ARCHERI). Auch der Schneeschimmel, die Becherflechte, die Erdzungen oder der Schimmel auf unseren Lebensmitteln haben mit dem, was wir unter Pilze verstehen, dem Aussehen nach nicht viel gemeinsam.

Ihr Name sagt viel aus!

Die Bezeichnungen unserer Pilze, die wir ihnen gaben, sind so abwechslungsreich und phantasievoll, wie ihr Aussehen. Da gibt es z.B. einen Zitzenrisspilz, einen Tigerritterling und Krokodilritterling. Um bei der Tierwelt zu bleiben - auch eine Krause Glucke, ein Natternstieliger Haarschleierling, ein Igelstäubling und Hasenbovist sowie ein Heeringstäubling existieren unter unseren heimischen Großpilzen draußen in unseren Wäldern. Auch Körperteile von Tieren sind vertreten, wie die Hundsrute, Hasenpfote, Esels- und Hasenohr, das Kuhmaul oder die Ochsenzunge. Neben der Ziegenlippe darf natürlich auch der Ziegenbart nicht fehlen.

Fast zu Zungenbrechern werden Namen wie: Lilablättriges Tausendblatt, Schleimberingter Schneckling, Wolliggestiefelter Schirmling oder Spitzbuckeliger Orangeschleierling. Seltsam sind auch die Bezeichnungen: Bocksdickfuß, Anisklumpfuß, Bereifter Klumpfuß, Orangefuchsiger Hautkopf oder Violettmilchender Zottenreizker.

Farben, nichts als Farben!

Dem Farbenreichtum der Pilzwelt entsprechend heißen einige von ihnen auch: Vielverfärbender Röhrling, Grüngelber Ritterling, Dreifarbige Koralle, Leuchtender Prachtbecher oder Violett gezonter Milchling. Auch einen Löwengelben-, Rehbraunen- und Rosastieligen Dachpilz gibt es. Vorallem unter den Haarschleierlingen findet man farbenfrohe Exemplare, wie den Safranblauen-, Schwarzgrünen-, Ziegelgelben-, Verfärbenden-, Taubenblauen-, Olivgelben-, Purpurnfleckenden- oder Zinnoberfaserigen- Haarschleierling.

Um noch einige seltsam anmutende Pilzbezeichnungen aufzuführen: Kennen Sie den Mohrenkopf, das Medusenhaupt, den Hautkopf, einen Russkopf oder den Graukopf? Auch die Abgestützte Keule, den Juchten-Ellerling, das Schlüpfrige Gallertkäpchen, den Rinnigbereiften Trichterling und den Dehnbaren Helmling wird kaum ein Schwammerlfreund kennen!

Vom Duft bis zum Gestank

Zum Abschluss soll noch ein anderes Merkmal vieler Pilzarten, nämlich ihr Duft bzw. Geruch in ihren Namen zum Ausdruck kommen: So gibt es einen Wohlriechenden Knäueling, Süssriechenden Fälbling, Duftmilchling, Dufttrichterling, Duftenden Risspilz, Wohlriechenden Schneckling, Starkriechenden Körnchenschirmling, Beissenden Milchling, Stinktäubling und einen Stinkschirmling. Bei einigen Pilzen sagt ihr Name sogar, nach was sie riechen oder schmecken, wie etwa beim Anistrichterling, Anischampignon, Pfeffer-Röhrling, Knoblauch-Schwindling, Camembert-Täubling oder Jodoformtäubling. Beim Bitter-Röhrling und Bitteren Saftling sowie beim Gallenröhrling kann man ebenso erahnen, was einem beim riechen oder essen dieser Pilze erwartet!

Text & Fotos: Walter J. Pilsak

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