Böhmisches Bäderdreieck

Herrliche Landschaften und heilende Quellen
Herrliche Landschaften und heilende Quellen sind bezeichnend für die drei böhmischen Weltbäder


Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs vor über 20 Jahren ist es für uns wieder jederzeit möglich, unser östliches Nachbarland Tschechien zu besuchen. Landschaftliche Schönheiten und kulturelle Sehenswürdigkeiten warten nur darauf, besucht und auf’s neue entdeckt zu werden. Vor allem das Böhmische Bäderdreieck mit den Bädern Karlsbad, Marienbad und Franzensbad sind einen Besuch wert.

Franzensbad (Frantiskovy Lazne)

Franzensbad ist zwar das kleinste Bad im böhmischen Bäderdreieck, zählt aber trotzdem zu den einst weltberühmten Kurorten. Es liegt in einem der schönsten und interessantesten Gebiete der Tschechischen Republik. Um Natur und Landschaft zu schützen, hat die Regierung in Prag beschlossen, diesen sogenannten Ascher Zipfel bis südlich von Eger (Cheb) zu einer ökologischen Ruhezone zu erklären.

Obwohl man von den Quellen mit seinen wunderlichen Kräften schon im 12.Jahrhundert wusste und auch der berühmte Paracelsus das Wasser schon im 16.Jahrhundert analysierte, dauerte es bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts, bis man den tatsächlichen Wert dieses Wassers allgemein erkannte. 1793 wurde der Grundstein zum ersten Kurhaus gelegt. Da der Ort bis dahin noch keinen Namen hatte, nannte man ihn mit Einwilligung Kaiser Franz I. „Ansiedlung des Kaisers Franz“. Erst 1810 bekam das Bad den Namen Franzensbad. 5 Jahre später wurde es dann zur Stadt ernannt und somit von Eger unabhängig. Von den 24 Heilquellen zwischen 9 und 12 Grad Celsius werden 12 zur Kur verwendet. Diese enthalten Schwefel sowie Thermalgas. Es sind vor allem kinderlose Frauen und Mädchen mit gynäkologischen Krankheiten, die hier zur Kur kommen. Die Glaubersalzhaltigen Quellen werden bei Magen- und Darmkrankheiten angewendet. Erholsam sind die Spaziergänge in den herrlichen Parkanlagen, in denen ein Musikpavillon steht. Hier werden die Kurkonzerte abgehalten. Vielen bekannt dürfte auch die Statue des „Frantisek“ sein, der in der Hand einen Fisch als Symbol der Fruchtbarkeit trägt.

Marienbad (Marianske Lazne)

Wer von Eger kommend auf der Fernstraße in Richtung Südosten fährt, den begleitet eine herrliche Landschaft. Ist es zunächst die spiegelnde Oberfläche des Wondrebstausees (Jesenice) der die Blicke auf sich lenkt, so taucht dann rechterhand der Tillenberg auf.. Links erhebt sich der bis fast 1000 m ansteigende Kaiserwald (Slavkovsky). Unterhalb am Hang, das malerische Lazne Kynzvart (Bad Königswart). Nach 45 Minuten Fahrzeit ist dann Marienbad, das am Südhang des Slavkovsky in einem Talkessel liegt, erreicht. Auffallend sind hier die gepflegten Parkanlagen, die zu erholsamen Spaziergängen einladen. Vierzig verschiedene Arten von Heilwässern sind es, die hier den Kranken Linderung und Heilung bringen. Auf 70 Kilometer Spazierwegen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, kann hier der Gast die Landschaft erleben, von welcher der tschechische Lyriker Vitezlav Nezval sagte: „Riviera ohne Strand! Schwan meines Vaterlandes, der bei jedem Deingedenken singt, sei glücklich! Stirb nicht...“

Erst 1808 bekam dieser Kurort seinen Namen und 10 Jahre später wurde er in den Rang eines öffentlichen Kurorts erhoben. Zuvor gab es hier nur den gefassten Ferdinandbrunnen, eine Mühle und ein Försterhaus. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Marienbad, das man getrost als einen der schönsten Kurorte Europas nennen kann, zu einem mondänen Sommerbad der Reichen.
Karlsbad (Karlovy Vary) in Tschechien
Persönlichkeiten wie Goethe, Weber, Chopin, Wagner, Bruckner, Richard Strauß, Ibsen, Maxim Gorki und noch unzählige andere Bekannte ihrer Zeit waren hier zu Gast. Berühmteste Quelle Marienbads ist der Kreuzbrunnen, von dem schon im Jahr 1818 7.000 Krüge mit Wasser in alle Welt versandt wurden.

Marienbad, das auch heute noch als „Perle der tschechischen Kurorte“ bezeichnet wird, hat außer den heilenden Quellen auch noch andere Sehenswürdigkeiten vorzuweisen. Weltbekannt ist z.B. die Singende Fontäne – ein Springbrunnen, an dem Musik alter Meister erklingt. Besonders romantisch gibt er sich bei Nacht, wenn er mit farbigem Licht bestrahlt ist.

Karlsbad (Karlovy Vary)

Karlsbad – von den Kurorten des böhmischen Bäderdreiecks das älteste, bekannteste und einst auch mondänste Bad – ist das nächste Ziel. Wer durch die Straßen schlendert, kann etwas erahnen von der vornehmen Atmosphäre, die hier einst geherrscht haben mag. Von seinem ehemaligen Flair hatte der Kurort in den Jahrzehnten des real existierenden Sozialismus viel verloren. Äußerlich war dies zu erkennen am abbröckelnden Putz der ansonsten prächtigen Gebäude. Heute, nach über 20 Jahren Grenzöffnung, hat Karlsbad seinen früheren Glanz wieder erlangt. Der 51.000 Einwohner zählende Kurort liegt in einer landschaftlich einmaligen Lage nordöstlich des Kaiserwaldes (Slavkovsky) im Tal de Tepl. Terrassenförmig schmiegen sich die Häuser an die Hänge. Unten in den Straßen der Kurpromenade wo einst Zar Peter der Grosse, Ludwig van Beethoven, Maria Theresia, Johann Sebastian Bach, Caikovsky und J.W. v. Goethe ihren Sprudel tranken, herrscht ein reges Treiben. Vor allem Besuch aus dem Westen sind es, die dieses Weltbad einmal gesehen haben wollen.

Zwölf Mineralquellen sorgen in Karlsbad für die Gesundheit der Kurgäste. Eine davon hat eine Temperatur von 72 Grad Celsius und sprudelt in eine Höhe von 15 Metern empor. Die warmen Quellen von Karlsbad sind letzte Zeugen einer ehemals vulkanischen Tätigkeit. Das Wasser sickert hierbei aus Bächen und Flüssen durch Spalten des Granitgesteins hinab, wo es am warmen Gestein erwärmt wird und sich mit Mineralien anreichert. An die Höhe steigendes Kohlendioxid und hydrostatischer Überdruck bringen das Wasser dann mit großer Kraft wieder an die Oberfläche. 3.000.000 Liter Mineralwasser, die täglich aus den Tiefen der Erde kommen, stehen für Trinkkuren und Bäder zur Verfügung.

Für viele Besucher, vor allem für Touristen die Karlsbad nur für einen Tag besuchen, ist die 13. vorhandene Quelle jedoch die begehrteste. Es handelt sich bei ihr nämlich um den begehrten Kräuterlikör Becherovka, der hier am Ort aus über 20 verschiedenen Kräutern nach einem Geheimrezept hergestellt wird. Diese ergiebige Quelle stößt im Monat an die 80.000 Liter aus.

Wer Karlsbad besucht, der sollte auch wissen, dass hier die 1857 gegründete weltbekannte Glasfabrik Moser hier ihre Produktionsstätte hat. „Glas der Könige“ hat man es einst genannt, dieses aus einer besonderen Masse hergestellte Glas, das auch heute noch begehrt ist.

Text & Fotos: Walter J. Pilsak

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