Alpenveilchen für drinnen und draußen

Ausdauernde Knollenpflanzen in Töpfen und im Garten kultivieren

Cyclamen purpurascens, das heimische Alpenveilchen, ist eine Rarität. Die kleine Knollenpflanze kommt in Deutschland nur in begrenzten Regionen in den Alpen oder im Donauraum wild vor. Alpenveilchen in Töpfen sind durch Kreuzung entstanden.

Die „Mutter aller Alpenveilchen“, die in Töpfen kultiviert werden, stammt nicht aus den Alpen, sondern aus dem östlichen Mittelmeerraum. Der botanische Name Cyclamen persicum lässt die Herkunft oder zumindest die Richtung erkennen. Der Name stammt aus dem Griechischen und bezieht sich auf die Form der Knollen (griechisch kyklos = Kreis, Scheibe). Neben der namensgebenden Art Cylamen persicum sind im Mittelmeerraum und in Vorderasien etwa 20 verschiedene Arten heimisch, so etwa Cyclamen coum, Cyclamen graecum oder Cyclamen creticum. Früher wurden diese Pflanzen den Primelgewächsen zugeordnet. Mittlerweile gehören sie den Myrsinengewächsen (Myrsinaceae) an. Dazu zählen neben der Ardisie, einer immergrünen Zimmerpflanze, dem Ackergauchheil (Anagalis) und den Gilbweiderich-Arten (Lysimachia) viele andere Pflanzen. Am Naturstandort bilden die wilden Cyclamen dichte Bestände. Sie breiten sich unter Bäumen flächig aus und bringen je nach Art vom Herbst bis zum Frühjahr ihre Blätter und Blüten hervor, wenn die Bäume kahl sind. Im Frühjahr ziehen sie wieder ein und überdauern den heißen trockenen Sommer in den Knollen. Erst im Herbst erfolgt ein neuer Austrieb. Anders verhält sich das heimische Alpenveilchen. Cyclamen purpurascens blüht von Juni bis September. Danach zieht es ein und überdauert den Winter im Boden. Erst im nächsten Frühjahr bringen die kleinen Knollen wieder frische Blätter und dann ihre Blüten hervor.

Viele Züchtungen

Die Dauerblüher haben sich schon seit Jahrhunderten als Zimmerpflanzen bewährt. Neben den großblütigen Sorten kommen auch wieder kleine Züchtungen in Mode, die mehr Ähnlichkeit mit den Wildarten haben als die großen Hybriden. Beide sind gleichermaßen gut in Pflanzgefäßen kultivierbar. Die großblütigen Sorten heißen beispielsweise ´Leuchtfeuer`, ´Butterfly` oder ´Latinia`. Die kleinen Züchtungen werden als Miniatur-Cyclamen bezeichnet.

Mehrjährig kultivieren

Leider landen viele Alpenveilchen nach der Blüte auf dem Komposthaufen oder gar in der Mülltonne. Wer ihnen eine Ruhezeit gönnt, kann sich im Herbst wieder auf frische Blätter und einen neuen Blütenflor freuen. Die richtige Pflege mit nachhaltiger Wirkung beginnt schon nach dem Einkauf in der Gärtnerei. Vor allem sollten die winterblühenden Knollenpflanzen während der Blütezeit im Haus möglichst hell und kühl stehen. Ideale Wachstumsbedingungen bietet beispielsweise ein gering temperierter Wintergarten. Hier blühen die Pflanzen vom Herbst bis zum Spätwinter durch. Ein Aufenthalt in einem beheizten Wohnraum macht den ursprünglichen Freilandgewächsen Schwierigkeiten. Zumindest sollten sie dann eine Temperaturabsenkung in der Nacht erhalten. Zugluft oder Frost vertragen sie jedoch nicht. Obwohl Alpenveilchen während der Saison viel Wasser brauchen, ist Staunässe zu vermeiden. Wichtig ist ein guter Wasserabzug in den Pflanzgefäßen. Insbesondere ist stehendes Wasser in den Übertöpfen zu kontrollieren.

Ruhezeit einhalten

Nach der Blütezeit, sobald die Blätter verwelken, erhalten die Töpfe einen Platz abseits in einem kühlen, frostfreien Raum. Hier dürfen sie in Ruhe einziehen.

Im Frühjahr ist auch eine Auspflanzung in den Garten möglich, sobald keine Fröste mehr zu erwarten sind. Dazu werden die Alpenveilchen ausgetopft oder mitsamt den Tontöpfen in den Boden eingesenkt. Günstig ist ein schattiger Platz unter Bäumen etwa in einem Staudenbeet. Während des Sommers erhalten sie bei Bedarf gelegentlich etwas Wasser, damit sie nicht ganz austrocknen. Das gilt auch für Pflanzen, die ihre Ruhezeit im Haus durchmachen. Erst im Spätsommer werden die Knollen ausgetopft, geputzt und in Töpfe mit frischem Substrat eingesetzt. An einem hellen Platz beginnen sie bald wieder zu treiben und zu blühen.

Im Garten ansiedeln

Die Bestände des wilden Alpenveilchens in der Natur sind geschützt. Um so mehr sollten diese schönen Wildpflanzen aus heimischen Wäldern oder aus dem Mittelmeerraum einen Platz im Garten bekommen. Einige mediterrane Arten lassen durchaus auch nördlich der Alpen im Garten ansiedeln, wenn sie einen Winterschutz erhalten. Zu den robusten Arten gehören beispielsweise Cyclamen coum und Cyclamen hederifolium, die vorzüglich in Steingärten zurecht kommen, wenn sie an geschützten Plätzen in durchlässiges Substrat gepflanzt werden. Günstig ist ein Standort unter sommergrünen Laubgehölzen, die zur Blütezeit im Spätwinter noch keinen Schatten werfen. Ideal ist ein durchlässiger humoser Boden mit geringem Kalkgehalt. Das Einarbeiten von Lauberde trägt zur Lockerung und Nährstoffversorgung bei. Damit die kleinen Pflänzchen gut zur Wirkung kommen, sollten sie - wie andere Zwiebel- und Knollengewächse - in Gruppen gepflanzt werden. Die Pflanzzeit der Knollen ist im Frühherbst. Zu beachten ist, dass jede Knollen richtig im Boden sitzt. Die Seite, aus der sich die Blätter bilden, muss nach oben weisen. Nach der Pflanzung brauchen die Knollen einen luftigen Frostschutz. Dazu eignet sich eine Laubschüttung, die mit Fichtenreisig vor dem Verwehen gesichert wird. Der Winterschutz ist bei mildem Wetter im März wieder zu entfernen. Sicherheitshalber bleibt das Fichtenreisig zum Schutz vor Spätfrost noch in der Nähe erhalten. Insbesondere sollten die ausgetriebenen Pflanzen in kalten Nächten vor Frostschäden bewahrt werden. Die Bestände werden mit den Jahren winterfester, sobald sie gut angewachsen sind. Alpenveilchen lassen sich gut mit anderen Waldstauden arrangieren, die ebenfalls im Frühjahr vor dem Austrieb der Bäume und Sträucher blühen. Dazu gehören Christrosen, Leberblümchen und Waldanemonen, sowie andere Knollenpflanzen und Zwiebelblüher, wie Schneeglöckchen, Winterlinge und Märzenbecher.

Vorsicht giftig!

Die Knollen der Alpenveilchen enthalten giftige Saponine. Besonders nach dem Arbeiten mit der Pflanze, etwa beim Auspflanzen oder Umtopfen, ist es ratsam die Hände zu waschen.

Hinweis:
Alle wilden Cyclamen sind nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen geschützte Pflanzen! Kaufen Sie wilde Alpenveilchen bzw. Wildarten nur von seriösen Händlern. Oft kommen Knollen auf den Markt, die an ihren Naturstandorten ausgegraben wurden! Das schadet natürlich den Wildbeständen. Cyclamen sind recht erfolgreich durch Samen vermehrbar. Einige Anzuchtbetriebe, die sich mit der Vermehrung von Wildpflanzen beschäftigen, haben auch Cyclamen im Sortiment. Hinweise, wie „aus deutschen Beständen“ oder „aus eigener Anzucht“ weisen auf die Nachzucht hin.

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Text und Fotos: Peter Himmelhuber

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