Ein Fliegenpilz packt aus

Wenn Pilze reden könnten...
Ein Fliegenpilz erzählt von sich und seinen Verwandten


„Gestatten Sie! Mein Name ist „Amanita muscaria“, so werde ich von den Gelehrten und Wissenschaftlern genannt. Das gemeine Volk nennt mich aber einfach nur „Fliegenpilz“. Ich bin einer der schönsten unter der großen Schar meiner Verwandten. Denn diese sind meistens nur unscheinbare Mauerblümchen gegen mich. Jedes Jahr im Herbst ist für uns die große Zeit, denn da dürfen wir für einige Tage an die Erdoberfläche, und uns die Welt von oben betrachten.


Leider ist dies aber auch ein höchst risikoreiches Unterfangen, vor allem, wenn man so auffällig aussieht wie wir. Denn, kaum dass wir mit unserem schönen weißgepunkteten roten Hut aus der Erde hervorlugen, bringt uns dies auch schon in große Gefahr. Ich habe ja nichts dagegen, wenn uns manche Tiere als Nahrung verzehren. Doch wenn man uns einfach mit den Füßen umtritt, würde ich mich am liebsten wieder im Boden verkriechen. Manche Menschen veranstalten mit mir und meinen Pilz-Verwandten regelrechte Massaker, indem sie mit uns Fußball spielen.

Wir sind fast unsterblich

Nun, ein Fußtritt tut mir zwar weh, kann mir aber eigentlich nicht viel anhaben, da ich ja als sogenanntes Myzel fast unsterblich in der Erde lebe. Meine Mitbewohner sind Würmer und viele andere Kleinsttiere. Auch mit verschiedenen Baumarten leben wir Pilze in guter Nachbarschaft. Wir treiben mit ihnen sogar einen regen Tauschhandel. Ich bin z.B. ein sogenannter Mykorrhizapilz, das heißt, das ich von bestimmten Bäumen, wie Fichte, Lärche und Birke abhängig bin. Ich bekomme von ihnen organische Stoffe, ohne die ich nicht leben kann. Dafür helfe ich den Bäumen, dass der Einzugsbereich ihres Wurzelsystems erweitert wird und sich dadurch die Intensität ihrer Stoffaufnahme erhöht. So hat jeder von uns etwas vom anderen. Die Menschen bezeichnen unseren Tauschhandel als Symbiose.

Das erste mal tauchen wir in der Literatur der Menschen im Jahr 1440 auf. Dabei gibt es uns doch schon fast ewig. Im Kräuterbuch des Johannes Hartlieb heißt es dort auf Blatt 16: „Es ist auch ainerley swammen, dy sind zumal unrain, die sind prait und dick und oben rot mit weißen pletern. Wenn man die zu der milch mischet, so todt er dy mucken zu handt, darumb so hayst mucken swamm, zu latein muscinery“. Man fing also zu dieser Zeit schon mit unserer Hilfe Fliegen, indem man unsere Urhanen zerschnitt und in Milch einlegte. Jetzt wisst ihr auch, warum wir den volkstümlichen Namen „Fliegenpilz“ haben!

Als Glückspilz sind wir geliebt, als Giftpilz werden wir verteufelt

Von mir existieren übrigens die wildesten Gerüchte. In zahlreichen Märchen und Sagen komme ich vor und auch viele Überlieferungen erzählen von der Beziehung des Menschen zu mir. Meine Vorfahren erzählten mir von einem grausamen Brauch in der Untersteiermark in Österreich, der noch im vorigen Jahrhundert veranstaltet wurde. Zu Beginn der Schwammerlzeit suchten sich die Menschen dort einen Urahnen von mir. Diesen hielten sie zunächst vor sich hin gegen den Wald gewendet, dann bewegten sie ihn hin und her und sprachen zu ihm: „Wenn du mir nicht die guten Schwämme zeigst, dann schleudere ich dich auf die Erde, dass du zu Staub und Asche zerfällst“.

Dabei bin ich doch gar nicht so schlecht und unbeliebt. Warum stellen mich die Menschen den zusammen mit Zwergen in ihren Gärten auf? Auch als Glückssymbol haben ich und meine Verwandten schon eine Kariere hinter uns.
Wir verkörpern übrigens in der Kultur des Menschen den Pilz schlechthin. Es gibt wohl kaum ein Menschenkind, das uns nicht kennt.

Wisst ihr überhaupt, wie ich der germanischen Mythologie nach entstehen soll? Wenn Wotan auf seinem Ross zur Wintersonnenwende mit seinem Gefolge, der Wilden Jagd, durch die Wolken reitet, tropft der Geifer von Wotans Pferd auf die Erde. Genau 9 Monate später schießen wir dort – also die Fliegenpilze – angeblich aus dem Boden. Es gibt da auch noch einige andere Märchen, was unsere Entstehung betrifft. Diese Geschichten glaubten allerdings nur die Menschen der vergangenen Jahrhunderte. Heute wissen sie schon etwas mehr von unserem geheimen Leben unter der Erde, auch wenn es noch nicht alles ist! Man nennt uns im Volksmund auch „Rabenbrot“ und die Berserker sollen, nachdem sie uns verspeisen, die sprichwörtliche „Berserkerwut“ bekommen.

Eigentlich bin ich fast etwas beleidigt! Die Verleumdungen mir gegenüber, dass ich ein gefährlicher, tödlicher Giftpilz sei, stimmen so nicht. Es gibt zwar Berichte, dass im 1.Weltkrieg 4 Soldaten ums Leben kamen, als sie einige meiner Verwandten verspeisten und ich rate auch jedem dringend ab, mich in die Pfanne zu hauen. Auch wenn man meine Huthaut abzieht bin ich immer noch giftig. Menschen bekommen Tobsuchtsanfälle sowie Seh- und Sprachstörungen. Das Attribut tödlich giftig jedoch trifft schon eher auf meine Verwandten die Knollenblätterpilze zu.

(..)

Mein Steckbrief

Hier noch ein Kurzsteckbrief von mir, für diejenigen, die mich vielleicht doch nicht so gut kennen sollten:

Mein Name ist, wie schon gesagt, Amanita muscaria, auf gut deutsch: Fliegenpilz. Mein Anfangs kugeliger und später dann kegelig bis schirmförmiger Hut hat einen Durchmesser von 3 bis 20 cm. Er ist zunächst tiefrot bis orange und kann später im Alter orange-gelb werden, falls meine Fruchtkörper dieses Alter überhaupt erreichen. Im Jugendstadium kann man mich auch mit Bovisten verwechseln. Normalerweise habe ich auf meinem Hut weißliche Warzen mit einem Durchmesser von 1,5 bis 12 mm. Dies sind die Reste meines „Velum universale“, was einst mein äußeres Kleid bzw. Umhüllung war. Erst durch diese erkennt mich jeder als Fliegenpilz. Ein heftiger Regen kann diese aber auch wegschwemmen, was mir allerdings sehr unangenehm ist, da man mich dann auch für einen anderen ganz gewöhnlichen Pilz halten könnte. Manchmal verwechselt man mich dann auch mit dem ähnlichen essbaren Kaiserling, der allerdings nur in wärmeren Gegenden lebt.

Auf der Unterseite meines Hutes habe ich weiße Lamellen, die nahe beieinander stehen. Mein Stiel kann 7 bis 25 cm hoch werden, bei einem Durchmesser von 18 bis 30 mm. Auch er ist weiß mit gelben Flecken. Unten hat er eine dicke Knolle und weiter oben einen Ring, an dem auch Reste meiner einstigen Hülle hängen. Aus der Erde komme ich am liebsten von Ende Juni bis Ende November hervor. So schön ich auch bin, so unangenehm kann ich werden, wenn mich jemand verspeisen will. Das gefährliche an mir sind nämlich meine verschiedenen Giftstoffe, die je nach Exemplar in ganz unterschiedlicher Dosis vorhanden sein können. Dadurch treten beim Menschen die übelsten Vergiftungserscheinungen auf.

(..)

Text und Fotos: Walter J. Pilsak

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