Obskures und wundersames aus alten Kräuterbüchern

Brennnessel, Holunder und Co.
Solange es Menschen gibt, werden Heilkräuter als Heilmittel verwendet und solange Kräuterbücher geschrieben werden, finden sich darin die verschiedensten Rezepte und Anwendungshinweise gegen Krankheiten. Das älteste Manuskript über Heilkräuter stammt aus China. Es ist etwa 3.000 Jahre alt. Auch von den alten Griechen sowie von den Germanen ist bekannt, dass es spezialisierte Kräuterfrauen, die sogenannten „thessalischen und phyrygischen Weiber“ gab. Die Römer wiederum hatten ihre „weisen Frauen“. Sie verstanden sich hervorragend in der Kunst der Heilkunde.

„... macht die Haut rot und zieht Blasen!“

Zu den bekanntesten Heilpflanzen zählt die Große Brennnessel. „Sie wird gebraucht äußerlich zum Peitschen bei Podagra (Gicht), macht die Haut rot und zieht Blasen“, schreibt vor 250 Jahren ein Kräuterkundiger Pfarrer über sie. Ischiaskranke sollen sich früher mit dem nackten Hinterteil auf die Pflanze gesetzt haben. Davon kommt wohl auch die Redewendung: „Sich in die Nesseln setzen!“ Doch abgesehen davon, dass diese Heilpflanze vielseitig verwendbar und auch wirksam ist, gab es doch auch die kuriosesten Anwendungshinweise.

„... es ist für 77erlei Fieber gut!“

Plinus meinte, dass im Herbst gesammelte Brennnessel-Wurzel das drei- bis viertägige Fieber heilen würde. Man müsste beim Ausgraben der Wurzel nur den Namen des Kranken und dessen Vater nennen. Eine andere Methode, vom Fieber befreit zu werden, lag darin, dass man bestimmte Segensformeln aufsagte, wie etwa folgende: „Ich streue den Samen durch Christi Blut, es ist für 77erlei Fieber gut!“ Dabei geht man zur Brennnessel und bestreut sie mit Salz. Das Fieber sollte vergehen, wenn sie vertrocknete. In alten Arzneibüchern ist auch folgendes zu lesen: „Wenn man den Harn eines Kranken auf eine frische Brennnesselpflanze gießt, und diese die Prozedur übersteht, überlebt auch der Kranke. Andernfalls muss dieser daran glauben!“

Im Aberglauben spielt die Brennnessel schon immer eine bedeutende Rolle. Man glaubte, dass sie eine antidämonische Wirkung besitzt. Wurde früher Milch frühzeitig sauer, so dass man sie nicht verbuttern konnte, wurde diese verzauberte Milch mit Brennnesseln gegeißelt. Mit Brennnesseln konnte man sich auch von Hexen befreien. Man musste dazu diese Pflanze nur in den Misthaufen stecken und mit einem Stock darauf schlagen. Die Hexe sollte diese Schläge spüren und hatte somit keine Macht mehr über die Menschen und Haustiere.

Auch andere Heilpflanzen, die von vielen schon längst vergessen waren, sind heute wieder aktuell, wie etwa der Schwarze Holunder (Sambucus nigra), auch Holler oder Holderstock genannt. Dieser war schon seit jeher eine der wichtigsten und vielseitigsten Heilpflanze. Aufgrund seiner vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten wurde er früher auch als „Herrgottsapotheke“ bezeichnet und ein anderer Spruch lautete: „Vor dem Hollerbaum muss man den Hut ziehen“.

Obwohl der Holunder unbestreitlich zu den vielseitigsten Heilpflanzen zählt, gab es doch manches mal auch etwas kuriose Anwendungshinweise. Wen man die Rinde von unten nach oben abschält, sollte sie stopfend wirken. Durchfall bekam man dagegen, wenn man sie von oben nach unten schälte. Diese Wirkung soll sogar Albertus Magnus bestätigt haben, indem er meinte: „...et haec saepius est expertum!“ (und dies ist oft erprobt worden).

„Der Saft ist gut wider das hirnwüten!“

Otto Brunfels, der von der Theologie herkam und 1534 als Stadtarzt von Bern starb, vermittelte folgendes: „Der safft ist gut wider das hirnwüten. Nim holder bletter, nießwurz und wein mit essig und honig, darin meerzweibeln vermischt, und leg das auff den flachtenden grind, beißende räude, so die haar ausfallen, das heylet wol.“

Auch gegen Zahnweh sollte er helfen. Man musste nur rückwärts mit einem Messer zum Holunder gehen und sprechen: „Liebe Frau Hölter, leih mir ein Spälter. Den bring ich euch wieder.“ Danach schnitt man einen Span heraus und ging wieder rückwärts in sein Haus. Dort musste man damit sein Zahnfleisch aufritzen, bis es blutete. Den blutverschmierten Span brachte man wieder zurück zum Holunder, um ihn sorgfältig in den Stamm einzufügen. Der Zahnschmerz wurde auf diese Weise vom Menschen auf den Holunder übertragen.

„...vertreiben die Flöhe und mucken“!

Leonhard Fuchs, der bedeutendste Kräuterbuch-Autor des 16.Jahrhunderts, der ab 1526 in Ingolstadt und ab 1535 an der neugegründeten Universität von Tübingen als Medizinprofessor lehrte, meinte: „In Wasser gebeißt oder gesotten (Die Blätter) und danach das Ohr mit demselbigen Wasser besprengt, vertreiben die flöh und mucken. Der rauch vom Attich (Gemeint ist der giftige, aber auch heilkräftige Zwergholunder, wilder Holler oder Schindholler) vertreibt die schlangen und natern.“

Wuchs ein Holunder auf einem anderen Baum als sogenannte „Überpflanze“, wenn z.B. Vögel dort seinen Samen ablegten, dann war seine Heilungskraft noch stärker. Wenn die Zweige eines solchen Strauches zwischen Mariä Himmelfahrt und Mariä Geburt vor Neumond zwischen 11 und 12 Uhr mittags geschnitten wurden, sollten sie die dämonische Epilepsie heilen.

Der Holunder galt in der vorchristlichen Zeit als Heiliger Baum in dem ein göttliches Wesen, die Holla wohnte. Nahm man einen Teil des Baumes für medizinische oder andere Zwecke, so musste man vor ihm zunächst niederknien und andächtig einen bestimmten Vers sprechen.

Der Holunder wurde für die Landbevölkerung auch zu einem Wetterpropheten und Ernteorakel. Man sagte zum Beispiel: „Blüht der Holler schön gleich, wird die Schnitternte reich“. Das gleichzeitige Blühen und Fruchten des Holunders hielt man als Vorzeichen für einen langen und strengen Winter. Fand man dagegen in der Christenacht am Baum schon frische Triebe, sollte das Frühjahr nicht mehr lange auf sich warten lassen.

(..)

Text & Fotos: Walter J. Pilsak

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