Trockenrasen - unterschätzte Ödnis

Wertvoller Lebensraum auf kargem Boden
Rasengräser zeichnen sich durch eine besondere Widerstandskraft aus. Sie vertragen ständiges Betreten und Abrupfen. Einige Arten sind zudem trockenheitsresistent und kommen auf kargen Böden zurecht.

Rasenflächen gehören seit es Gärten gibt zu allen Garten-Typen. Der kurz gemähte grüne Grasteppich dient sowohl in gepflegten Ziergärten, als auch in naturnah angelegten Nutzgärten, sowie in Wohngärten als wesentliches Gestaltungselement. Die begehbare Pflanzendecke aus strapazierfähigen Rasengräsern wirkt offen und großzügig, sie gibt den Blick frei auf Blumenbeete oder auf markante Gehölze, sie lässt das Sonnenlicht zur Terrasse scheinen und sie kann bespielt, als Liegewiese oder als Sitzplatz eingenommen werden.

Natürliche Grasfluren

Im Zuge der naturnahen Gartengestaltung sind Rasenflächen jedoch in die Kritik gekommen. Rasen haben als typische Monokulturen, die noch dazu kurz abgemäht werden, tatsächlich weniger Vielfalt zu bieten als üppige Wiesen. Dennoch ist ihr Nutzen nicht zu bestreiten. Immerhin bieten sie Staren, Drosseln und anderen Singvögeln einen wertvollen Lebensraum. Hier können die Tiere ungestört nach Würmern und anderen Futterquellen suchen. In hohen Wiesen ist ihnen die Futtersuche verwehrt, zumal sie im Blumen- und Gräsermeer die Übersicht verlieren. Etliche Rasenflächen sind im Übrigen keine künstlichen Grünflächen, die von Menschenhand geschaffen wurden. Es gibt auch natürliche Rasen. So breiten sich etwa in den Bergen oberhalb der Baumgrenze vorwiegend Gräser aus. Grasfluren bilden auch den Bodenbewuchs der Steppe, der Prärie und der Pampa. Diese natürlichen Grasfluren nehmen durchaus große Flächen in Europa, Asien und Amerika ein. Auch dort sind viele Tiere auf diese übersichtliche Landschaft angewiesen.

Schafweiden

Viele Rasenfluren sind dagegen durch die landwirtschaftliche Nutzung entstanden. Sie prägen insbesondere auf kargen Südhängen mit Kalkgestein die Kulturlandschaft. Während die Tal-Lagen mit fruchtbaren Böden für den Ackerbau genutzt wurden, dienten die mageren Hänge nach der Abholzung der Wälder als Viehweiden. Durch das ständige Abgrasen vor allem durch Schafe und Ziegen wurde der Aufwuchs von Bäumen verhindert. Es konnten sich nur robuste Gehölze durchsetzen, die wegen ihrer stacheligen Pflanzenteile von den Tieren verschmäht wurden. So entwickelten sich die typischen Trockenrasengesellschaften aus Wacholder, Berberitzen und anderen stacheligen oder dornigen Gehölzen und aus niedrigen Rasenmatten. Dazu gesellten sich seltene Stauden, die vorher im dichten Wald zu wenig Licht erhielten. In den sonnigen Rasenflächen können sich u.a. Küchenschellen, Orchideen, Nelken und andere genügsame Arten ungehindert entwickeln. Sie treiben schon vor der Beweidung aus, um zu blühen und Samen zu bilden und ziehen dann rechtzeitig wieder in den Boden ein.
Durchlässiger Untergrund

Anders als die tiefgründigen Ackerböden in den Tal-Lagen, die reichlich Wasser und Nährstoffe speichern können, besteht die Erdkrume in den Trockenrasen aus einer dünnen Humusschicht. Den Untergrund bilden bei Kalkmagerrasen mächtige Formationen aus meistens stark zerklüftetem Kalkgestein. Es gibt also nur geringe Speichermöglichkeiten für Regenwasser. Die Pflanzen müssen zwangsläufig trockenheitsresistent und kalkverträglich sein. Die Wacholder, Berberitzen, Weißdorne, Schlehen und anderen Gehölze dringen mit ihren Ankerwurzeln tief in den felsigen Boden ein, um sich festzukrallen und zu versorgen. Die Stauden und Gräser sind auf die natürlichen Niederschläge angewiesen und schützen sich so gut wie möglich durch eine ledrige Haut, durch feine Härchen und andere Organe vor der Verdunstung und Austrocknung.

Naturschutzgebiete

Mittlerweile versuchen Naturschutzverbände die Trockenrasen durch gezielte Eingriffe zu erhalten. Seitdem sich die Beweidung durch Schafe aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr lohnt, können wieder mehr Gehölze aufwachsen. Die Rasenflächen beginnen zunächst zu verbuschen. Nach und nach siedeln sich dann Kiefern an, die mit ihren Pfahlwurzeln im Kalkgestein Halt finden. Sie bereiten das Gelände für andere empfindlichere Waldbäume vor und geben ihnen Schutz durch ihre lichten Kronen. Den Konkurrenzdruck vertragen die Küchenschellen, Mauerpfeffer und anderen Stauden nicht. Sie verschwinden mit zunehmendem Wachstum der Bäume. Gelegentlich wird die Beweidung durch Schafe gefördert, damit die Trockenrasen nicht verbuschen. Im Fränkischen und Oberpfälzer Jura haben sich beispielsweise Verbände etabliert, die sich dem Erhalt der Kulturlandschaft widmen. Sie finanzieren dies durch die Vermarktung von Schafprodukten.

Wanderwege

Die Trockenrasen sind natürlich ideale Wandergebiete, weil sie den Blick in die umliegende Landschaft freigeben. Auf den meistens nach Süden ausgerichteten Berghängen gibt es das ganze Jahr sehenswerte Pflanzen. Im Frühjahr blühen die Küchenschellen auf, im Sommer gedeihen robuste Kräuter, im Herbst laden Schlehdornbüsche zum Sammeln der reifen Früchte ein und im Winter fruchten die Misteln auf den Kieferbäumen. Wacholderbeeren gibt es das ganze Jahr hindurch zum Ernten. Unten im Tal schlängeln sich oft Flüsse oder Bäche, die ihrerseits mit ausgebauten Rad- oder Wanderwegen zum Besuchen einladen.

Tierreich

Die sonnigen Hänge bieten günstige Lebensbedingungen für Eidechsen, zumal sie sich in Felsspalten verstecken können. Die Kräuter und Blütenstauden locken Schmetterlinge, Bienen und Hummeln an. Singvögel finden Futter auf den Berberitzen, Schlehen und anderen Fruchtgehölzen. So sind die Trockenrasen auch für Wildtiere nützliche Lebensräume.

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