Der Hopfen - Ein ungewöhnlicher Schlinger

Der Hopfen - Ein ungewöhnlicher Schlinger

Für die Bierbrauer ist der starkwüchsige Schlinger eine unverzichtbare Nutzpflanze. Aber auch im Hausgarten lässt sich die ausdauernde Kletterpflanze zur Gebäudebegrünung oder als Sichtschutz am Zaun nutzen.

Neben den vielen einjährigen Kletterpflanzen wie etwa Bohnen, Glockenwinden oder dem Zierkürbis gibt es eine Reihe von gehölzartigen, so etwa den Wein, die Glyzine und den Knöterich. Eine Ausnahme ist der heimische Hopfen (Humulus lupulus). Er zählt zu den Stauden, weil er wie etwa Beetstauden im Herbst einzieht, das heißt, die oberirdischen Pflanzenteile nicht mehr versorgt und absterben lässt. Erst im nächsten Frühjahr bildet er dann wieder frische Triebe aus dem Wurzelstock. Bevor aber im Herbst die Ranken welken, entwickeln die weiblichen Pflanzen noch die "Hopfenzapfen", die recht dekorativ sind und zum Bierbrauen gebraucht werden.

Nur Hopfenweibchen tragen "Zapfen"

In Hopfengärten - etwa in der Hallertau in Niederbayern - wachsen nur weibliche Hopfenpflanzen. Denn nur sie bringen die begehrten "Zapfen" hervor. Die männlichen Pflanzen fruchten nicht. Wenn also mit Sicherheit fruchtende Exemplare dieser Schlingpflanzen erwünscht sind, werden weibliche Pflanzen gebraucht. Anders als z.B. bei der Kiwi sind keine männlichen Pflanzen zur Befruchtung nötig, zumal die Früchte keine Samen, sondern harzige Drüsenhaare bilden. Weibliche Pflanzen werden ungeschlechtlich etwa durch Teilung, durch Absenker oder durch Grünstecklinge vermehrt. Männliche Hopfenpflanzen werden gezielt von den Bauern ausgerissen. Würden sie die weiblichen Pflanzen bestäuben, so käme es zur Samenbildung und die Dolden würden auseinander fallen und wären somit nicht mehr zum Bierbrauen zu gebrauchen. Es ist verboten männliche Pflanzen in einer Hopfengegend zu kultivieren. Durch die Windbestäubung könnte schon eine Pflanze den Ertrag erheblich mindern.

Mehrjähriger Schlinger und Rechtswinder

Im Reich der Kletterpflanzen gibt es verschiedene Typen, die sich unterschiedlich fortbewegen. Ranker, wie etwa die Waldrebe, der Wilde Wein (Parthenocissus quinquefolia) oder die Weinrebe (Vitis vinifera) hangeln sich mit speziellen Ranken am Klettergerüst hoch. Sie können nur dünne Gegenstände, wie etwa Zaundrähte umfassen. An dicken Pfosten oder Wänden finden sie keinen Halt. Spreizklimmer, wie Kletterrosen und Winterjasmin sind eigentlich Sträucher mit langen Trieben. Bei freiem Stand ohne Kletterhilfe entwickeln sie breite Büsche. Am Spalier spreizen sie sich ein und können nach oben wachsen. Dagegen saugen sich Selbstklimmer mit Haftwurzeln an der Unterlage fest und brauchen keine Hilfe nach oben, so etwa der Efeu, die Trompetenblume (Campsis radicans), der Spindelstrauch (Euonymus fortunei var. radicans) und die Kletterhortensie (Hydrangea petiolaris). Schlinger, wie der Baumwürger (Celastrus), der Blauregen (Glyzine; Wisteria sinensis) und die Kiwi (Actinidia chinensis) oder der wilde Strahlengriffel (A. arguta) entwickeln keine Haftwurzeln. Sie sind deshalb vorzugsweise für Pergolen geeignet. Sie umwinden die Pfosten und schlängeln sich aufs Dach. Der Hopfen stellt eine Besonderheit dar. Die staudenartige Kletterpflanze bringt im Frühjahr frische kräftige Triebe hervor, die sich an der Kletterhilfe nach oben schlingen. Dabei halten sie streng die Richtung ein und winden mit dem Uhrzeigersinn rechts herum. Stangenbohnen beispielsweise sind dagegen Linkswinder. Die vitalen Hopfentriebe erreichen während der Saison vom Frühjahr bis zum Sommer eine Länge von mehr als 10 m und können natürliche Kletterhilfen, wie kleine Bäume oder Großsträucher völlig überwuchern. In den Anbaugebieten stehen ihnen Spannseile zur Verfügung, die an starken Baumstämmen befestigt sind. Diese Anbaumethode bringt die Pflanzen ans Licht und erleichtert im Herbst die Ernte, zumal die Triebe mitsamt den Hopfenzapfen abgeschnitten und zur Boden gezogen werden. Das Pflücken der Zapfen kann dann zuhause auf dem Hof erfolgen. Heute erledigen Maschinen diese mühselige und schmutzige Aufgabe.
Früher wurde dafür ein Heer von Erntehelfern engagiert, die sich in geselliger Arbeit mit den klebrigen Zapfen eine Zubrot verdienten. Während die Anbaugebiete auf wenige Regionen etwa in Bayern und Tschechien beschränkt sind, zumal dort das Klima dem Hopfen entspricht, sind die Wildpflanzen weltweit auf der nördlichen Erdkugel verbreitet. Sie wachsen vorzugsweise an Flüssen und Waldrändern.

Im Garten kultivieren

Wer das ungewöhnliche Gewächs im Garten ansiedeln möchte, sollte ihm langfristig eine passende Kletterhilfe bieten. Der Hopfen eignet sich etwa zur Begrünung von Zäunen, kahlen Baumstämmen und Pergolen, die er völlig überwuchert. Zu bedenken ist, dass die Pflanzen im Herbst oberirdisch absterben und im Wurzelstock überwintern. Sie müssen dann jeweils im Frühjahr bis zum Boden zurückgeschnitten und von der Kletterhilfe entfernt werden. Pflanzzeit für Hopfen ist mit jungen Exemplaren in Töpfen vom Frühjahr bis zum Herbst. Am besten gedeiht der Schlinger auf frischem (feuchtem, aber nicht nassem), nährstoffreichem Boden. Zum Klettern bieten sich z.B. Spanndrähte oder Schnüre an. Der Japanische Hopfen (Humulus scandens), ein Verwandter des Brauhopfens, bietet sich auch zur Begrünung von Kübeln auf der Terrasse an. Der weniger stark wüchsige Schlinger gehört nicht zu den Stauden, sondern lässt sich nur einjährig kultivieren.

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Tipp

Für den Garten sind auch spezielle Hopfen-Sorten erhältlich, die beispielsweise besonders große oder aromatischen Zapfen bilden (z.B. Hallertauer Magnum, Hallertauer Aromahopfen, Hallertauer Taurus, Hersbrucker u.a.)

Hopfen in der Volksheilkunde

Seit altersher wird die beruhigende Wirkung des Hopfens geschätzt.
Wenn man nach einem langen, aufwühlenden Tag nicht einschlafen kann, dann hilft oftmals eine Tasse Hopfentee.

Hopfentee
2 TL Hopfendolden mit ¼ l kochendem Wasser aufgießen und ca. 10 Minuten ziehen lassen.
Bei längerer Anwendung oder massiveren Schlafstörungen sollte immer ein Arzt zu Rate gezogen werden.

Beruhigendes Schlafkissen:
100 g getrocknete Hopfendolden werden in ein kleines Kissen mit 15 cm x 15 cm Größe eingenäht. Neben das Kopfkissen gelegt, lässt es bald den lang ersehnten Schlaf finden. Wer möchte kann auch noch getrocknete Lavendelblüten dazugeben. Sie wirken ebenfalls beruhigend.

Hopfen in der Küche
Im Frühjahr, wenn der Hopfen austreibt, werden überzählige Triebe entfernt.
Diese nennt man Hopfenspargel. Wie der echte Spargel werden auch sie ähnlich zubereitet. Hopfenspargel war früher ein arme Leute Essen, heute aber gilt er als Spezialität und wird in der gehobenen Gastronomie sehr geschätzt.

Kleine Geschichten rund ums Hopfenzupfen
Hopfenzupfen war ein wichtiges Zubrot für die arme Bevölkerung aus den östlichen bayerischen Grenzregionen. Die Arbeiter wurden nach Geschlechtern getrennt auf den Höfen untergebracht, jedoch wurde dieses Gebot regelmäßig unterwandert. Viele junge Mädchen wurden schwanger und kamen mit einer sogenannten “Hopfadrolln” (= Kind im Bauch) wieder heim. Die östrogenhaltigen Inhaltsstoffe des Hopfens taten hierzu das ihrige. Sie griffen in den weiblichen Hormonhaushalt ein und stimulierten die Frauen. Bei den Männern setzte die gegenteilige Wirkung ein. Generell war die Zeit der Hopfenernte ein allgemein beliebter Heiratsmarkt. Die Leute kamen aus ihren Dörfern heraus und lernten andere junge Leute aus den unterschiedlichsten Gegenden kennen. Sie genossen, trotz der harten Arbeit, die Freiheit und das Abenteuer weg vom Elternhaus.

Tipp:
Wer sich näher über die Geschichte des Hopfens informieren möchte, wird auf folgenden Seiten der Hallertauer Hopfenbotschafterinnen fündig.
www.hopfen-erleben.de

www.hopfen-humulus-lupulus.de

Text und Fotos: Eva Utz-Hiltl (www.wildpflanzen-genuss.de), Peter Himmelhuber

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