Bären um Mitternacht

Sensoren der neuen Generation revolutionieren die Naturfotografie
Fast geräuschlos zieht eine Schlange von 14 Leuten durch den regennassen ostfinni-schen Kiefernwald. Es ist Ende Mai. Wir bewegen uns auf einem uralten, ausgetretenen Bärenpfad. Aber nur relativ selten sind Zeichen von Bärenaktivität zu sehen. Unser Be-gleiter Michael, ein österreichischer Schlittenhundeführer, der in Finnland lebt, zeigt uns, wo ein Bär seine Krallen an der Borke einer Kiefer geschärft, wo er in einem Ameisenhaufen gegraben und wo er Losung hinterlassen hat. Dann weist er auf einige Bärenhaare hin,  die an einem harzigen Stamm kleben geblieben sind. 

Nach einem halbstündigen Fußmarsch haben wir unser Ziel erreicht, eine geräumige Hütte im Wald, für zwei Personen, unser "Profi-Hide". Nun geht alles ganz schnell: Michael öffnet die verschraubten Fenster und die Tür mit Hilfe eines Akkuschraubers, wir verstauen unsere Ausrüstung im Inneren, schließlich helfen wir noch, einen Sack Hundefutter vor der Hütte zu verteilen, dann schiebt uns Michael wieder ins Versteck, schließt die Tür von außen und ist auch schon ein paar hundert Meter weiter geeilt zu den großen Hütten, in denen die übrigen Touristen übernachten. Wir wissen: Bis Morgen früh um sieben müssen wir in dem Versteck ausharren, es gibt keine Möglichkeit, früher hier heraus zu kommen. 

Es ist nun etwa sechs Uhr abends. Es hat aufgehört zu regnen. Zeitweise scheint die Sonne. Wir öffnen die Stoffgardinen unserer Sichtluken. Zum ersten Mal haben wir Gelegenheit, in Ruhe unsere Umgebung zu betrachten. Wir befinden uns in einem uralten Kiefernbestand mit mächtigen, hohen Stämmen. Vor uns liegt eine mit Blaubeeren bestandene Lichtung. Ab und zu strebt eine einzelne Eberesche zum Licht.  Wir bringen unsere Ausrüstung in Stellung. Die Brennweite der Wahl ist hier ein 70-200/2.8 sowie für Detailaufnahmen ein 200-400/4. Ich lege für alle Fälle noch ein Weitwinkelzoom und ein 600/4 und einen Telekonverter bereit  - man kann ja nie wissen. 

Wir brauchen nicht lange zu warten. Sichernd betritt eine Bärin mit drei Jungen die Lich-tung. Die Tiere fangen sofort an zu fressen. Nach vielleicht zwanzig Minuten verschwin-den sie wieder im Wald. Vor der Hütte steht nun ein riesiger hellbrauner Bär mit zahlrei-chen Narben im Gesicht und kahlen Stellen an der Rückseite: Bodari. (Wie wir später herausfinden, haben die alten Bären hier alle einen Namen.) Er ist uralt. Er war der unumschränkte Nr.-1-Bär der Region. Man sagt, dass 80 % aller Bärenjungen von ihm abstammen. Seit vier  Jahren ist er nicht mehr der Alphabär. Seitdem prügelt er sich we-niger und hat mehr Zeit zu fressen

Diesmal sind wir früh im Jahr hier, um die Brunft der Bären zu fotografieren. Wir hoffen auf zahlreiche Kämpfe der alten Männchen und auf möglichst viele Bärenpaarungen. Der einzige Kampf unter Bären, den wir in dieser Woche gesehen haben, fand allerdings zwischen zwei Weibchen statt, die sich um Futter gestritten haben. Und er dauerte nur zwei Sekunden. Paarungen haben wir bisher auch keine gesehen. 

Plötzlich betritt Anna die Szene vor unserer Hütte, in ihrem Gefolge  der große Nousekas. Er ist Bodaris Nachfolger und der unumstrittene Alpha-Bär in der Gegend. In unzweideutiger  Absicht umgarnt er Anna und versucht, sich mit ihr zu paaren. Sie  scheint geneigt, ist aber noch nicht zur Paarung bereit. Jedes Mal, wenn er zu nahe kommt, wehrt sie ihn mit aufgerissenem Maul laut knurrend ab.  Alte Bärenmänner können sehr rabiat sein. Regelmäßig töten sie junge Artgenossen und nicht selten auch deren Mütter, wenn sie sie verteidigen wollen. Doch Nousekas zeigt sich galant und geduldig. So bekommen wir auch hier keine Paarung zu sehen, können aber etliche Fotos vom Paarungsvorspiel machen.  Inzwischen ist es ziemlich duster geworden im Wald. Um bei offener Blende auf 1/30 Sek zu kommen, stelle ich die  ISO-Zahl meiner Nikon D3 widerwillig auf 1000 und rechne nicht mit brauchbaren Aufnahmen. Meine bisherigen Kameras haben bei dieser Empfindlichkeitseinstellung nur total verrauschte Bilder geliefert. Um so erstaunter bin ich, als ich am  nächsten Tag die Resultate auf dem Bildschirm sehe. Die Aufnahmen sind hervorragend und zeigen so gut wie kein Bildrauschen.
Bären um Mitternacht
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Lediglich im Kopfbereich der Bären sind sie leicht verwischt, was gar kein Nachteil sein muss.

Gegen sieben Uhr am nächsten Morgen ist Michael wieder da und scheucht uns aus der Hütte. Es geht zurück zum Parkplatz und weiter zurück zur Unterkunft, wo um acht ein reichhaltiges Frühstück auf uns wartet. Das Haus heißt "Martinselkosen Eräkeskus" und ist eine ehemalige Grenzstation an der finnisch-russischen Grenze nahe dem Ort Piir-tivaara. Das liegt an der Ostgrenze der Provinz Oulu zwischen Suomussalmi und Kuussamo. Seit 1996 werden hier "Bärensafaris" organisiert, mit immer mehr Erfolg. Seit 2005 sind an jedem Tag Bären beobachtet worden. Seit 1999 erscheinen selbst Bären-mütter mit Jungtieren regelmäßig bei den Beobachtungshütten. Sobald die Bären Mitte April ihre Winterquartiere verlassen haben, kann man sie hier fotografieren. Die Saison dauert offiziell vom 1. Mai bis zum 10. August. Jani, der Sohn des Veranstalters erzählt uns, dass schon am 11. August alle Bären auf die russische Seite gewechselt  sind. Nur wenige Tage später  beginnt die Jagdsaison in Finnland. 

An unserem letzten Abend sitzen wir in der so genannten "Sumpfhütte", einem Versteck mitten auf einem wunderschönen kleinen Moor. Hier stören keine harten Schlagschatten beim Fotografieren, das Licht ist angenehm weich und durch eine leichte Bewölkung gefiltert.  Uns gelingen einige schöne Portraits bei besten Lichtbedingungen. Hier stören statt dessen etwa 50 Möwen, die sich auf die Bärenköder stürzen und einen Teil des Futters gefressen haben, bevor die ersten Bären erscheinen. Kaum haben wir die Hütte hinter uns geschlossen, taucht der erste Bär auf und beginnt zügig mit der Mahlzeit. Nach und nach erscheinen alle Bekannten vom Vortag. Bald haben wir acht verschiedene Bären im Gesichtskreis. Mich erstaunt, dass sich auch die Bärin mit den drei Jungen neben den verschiedenen alten Männchen anscheinend unaufgeregt bewegt. Doch am Gesichtsausdruck und an den hektischen Kopfbewegungen kann man ablesen, dass alle Bärinnen und Jungtiere stets auf der Hut sind und jederzeit bereit, wegzurennen oder einen Baum zu erklettern. 

Nach und nach verschwinden alle Bären im nahen Wald. Es beginnt zu regnen. Es ist ruhig vor der Hütte. Wir packen die Ausrüstung ein, essen unser Abendbrot und versu-chen zu schlafen. Kurz vor Mitternacht weckt mich ein Geräusch. In gebührendem Abstand vom Versteck stehen eine junge Bärin und ein ebenfalls ziemlich junger Bär zusammen, den wir wegen einer Gehbehinderung den "Invaliden" genannt haben. Ganz offensichtlich ist sie nicht abgeneigt. Die Paarung dauert insgesamt fast eine Stunde und verläuft eigentlich unspektakulär, wenn man davon absieht, dass am Ende der Bär von der Bärin herunterfällt Für die Entfernung kommt nur das 600er Teleobjektiv in Frage. Es ist sehr dunkel, nach den Erfahrungen der letzten Tage wage ich es, die ISO-Zahl auf 2500 zu stellen, und erhalte noch eine Verschlusszeit von 1/30 bis 1/40 Sek. Es gelingt mir, trotz dieser hohen Empfindlichkeit wirklich brauchbare Bilder von einer Bärenpaarung zu machen. Das hätte ich nicht gedacht. Vor allem wäre in der vor-digitalen Zeit längst "Ende der Fahnenstange" gewesen. Man hätte nichts anderes machen können als Däumchen zu drehen und der Paarung interessiert zuzuschauen. (Wie schrecklich sahen damals schon die Bilder auf 400 ASA aus, ein Film, den ich so gut wie nie benutzt habe. Noch höhere ASA-Zahlen waren völlig undenkbar.) Heute war ich dank der überragenden Qualität des Sensors in der Lage, mit meiner D3 diese spektakulären Fotos zu machen. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass die Naturfotografie durch die Sensoren der neuen Generation, wie sie in der Nikon D3 Verwendung finden, tatsächlich revolutioniert wurde. 

Insgesamt sechs Nächte haben wir in diesem Jahr auf Bären gewartet. Jedes Mal haben wir etliche von Ihnen gesehen und gut fotografieren können. Die Bedingungen im Wald und auf dem Moor sind sehr unterschiedlich, doch jeder Ansitz hat seine Reize. Auf dem Moor ist das Licht unproblematischer, im Wald fühlen sich die Bären ungestörter. Für mich jedenfalls ist "Martinselkosen" eine der besten Stellen der Welt, um Bären zu fotografieren.
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