Ich habe ein Känguru adoptiert

Ich habe ein Känguru adoptiert

Wie Kehls ungewöhnlichste Tiermutter zu ihrem sprunghaften Pflegekind kam

Eben noch döst das Wallaby-Känguru Dobbyfee in einer Ecke des Gartens auf den Hinterläufen sitzen, das Köpfchen gesenkt. Doch kaum kommt Sabine Appel-Steurer (53) durch die Eingangstür herein, hebt das kleine Känguru den Kopf, springt mit federnden Sätzen auf sie zu und reckt seine Ärmchen nach oben. Sabine hebt da kleine Beuteltier hoch und lächelt: „Dobbyfee kann sehr direkt sein, wenn sie geknuddelt werden will.“ 


Ganz unverhofft kam die Betriebswirtin aus Kehl am Rhein nicht zu ihrem exotischen Haustier. Die Mutter von zwei Kindern arbeitet als Stellvertreter des Verwaltungschefs im Dr. Friedrich-Geroldthaus. Im Seniorenheim werden Kängurus zu Therapiezwecken eingesetzt. Dort war das Baby aus dem Beutel von Mama Lillyfee gefallen, als diese – aufgeschreckt von einem Fuchs – versuchte, aus der Gartenanlage auszubüxen.

„Leider hat sich die Mutter dabei an einem Wirbel verletzt und ist gestorben“, seufzt Sabine. „Was sollte ich tun – das Kleine brauchte Wärme und Geborgenheit, genau wie ein menschliches Frühchen.

Kurzerhand band sich Sabine ein Babytragetuch um, steckte das Känguru hinein und nahm es mit. Alle zwei Stunden musste Dobbyfee nun mit spezieller Kängurumilch gefüttert werden – eine Aufgabe, die schließlich die ganze vierköpfige Familie Steurer in Anspruch nahm. Ob beim Autofahren, Einkaufen oder während der Arbeitszeit: Sabine trug das Känguru-Weibchen immer ganz nah bei sich. Weil Dobbyfee kein wärmendes Fell hatte, stand neben der Fütterung auch regelmäßig Hautpflege an. Sanft strich die »Ersatzmama« dann mit ihren in Creme getauchten Fingern über den kleinen Känguru-Körper. Eine Windel benötigt die kleine »Dobbyfee« nicht: Nach jeder Mahlzeit konnte sie zuverlässig wenige Minuten später von ihrer Ersatzmama sauber gemacht werden.

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Text und Fotos: Corina Wießler