Pilze - die keine sind!

Pilze - die keine sind!

Vom Blob und anderen phantastischen Schleimpilzen

Die Formenvielfalt der Pilze ist unglaublich groß. Viele haben mit dem, was wir unter einem solchen verstehen, zumindest dem Aussehen nach nicht viel gemeinsam. Doch da gibt es auch noch einige, die nur in ihrem Namen das Wort „Pilz“ führen. Denken wir nur an die Schleimpilze. Wir kennen diese meist als gelbe, rote oder weiße schleimige Masse. Vorallem in feuchten Jahren findet man sie in unseren Wäldern des öfteren. Wie schon erwähnt, sind sie eigentlich nur dem Namen nach Pilze. In ihrer Lebensweise vereinen sie die Eigenschaften von Tieren und Pilzen gleichermaßen, gehören aber nicht zu diesen, ebenso wie sie keine Pflanzen und Bakterien sind. Sie zählen am ehesten noch zu den Amöben und werden manchmal auch als soziale Amöbe bezeichnet. Am interessantesten bzw. bekanntesten ist Physarum polycephalum, den man scherzhaft auch als Blob bezeichnet in Anlehnunng an den Horrorfilm „Blob – Schrecken ohne Namen“.

Schleimpilze sind sozusagen ein Superorganismus. Alles was der Mensch bisher über intelligentes Leben zu wissen glaubte, stellen die Schleimpilze in Frage. Neueste Forschungserkenntnisse sagen uns, dass diese Einzeller nicht nur unsterblich sind und einen unstillbaren Appetit haben. Sie zeigen auch erstaunliche Lern- und Kommunikationsfähigkeiten und können komplexe Probleme lösen.

Schleimpilze (Mycetozoa oder Eumycetozoa) bilden ein eigenes Reich von Organismen und sind ein Taxon (Gruppe) einzelliger Lebewesen. Ihre Lebensweise ist phantastisch.

Sie kriechen nämlich zunächst als formlose Masse als sogenanntes Plasmodium nach Art der Amöben über Holz oder Böden, wobei sie sich Bakterien einverleiben, die sich ihnen in den Weg stellen. Sogar an Bäumen kriechen sie bis zu vier Meter hinauf. Erst danach bilden sie Fruchtkörper nach Art der Pilze aus. Erstaunlich ist auch, dass Schleimpilze Gefahrenstoffen, die sich in seiner Umgebung befinden, ausweichen. Den Mykologen und Botanikern geben die Schleimpilze noch heute Rätsel auf. Eine genaue Defination von "Schleimpilz" ist nur zur Hilfenahme von Fachliteratur möglich und würde hier zu weit führen. Die Klasse der Schleimpilze umfaßt übrigens über 1000 Arten, wobei man die genaue Anzahl noch immer nicht kennt.

Eldorado für den Macrofotografen

Für den normalen Spaziergänger sind die meisten dieser seltsamen Wesen fast unsichtbar. Nur einige wenige entdeckt man, wie etwa die Gelbe Lohblüte oder Hexenbutter, die allerdings weit verbreitet ist. Sie ist mit ihrer zitronengelben Farbe nicht zu übersehen. Bei allen anderen Schleimpilzen ist ein geschultes Auge nötig, wenn man sie finden will. Hier heißt es Baumstämme, Äste und Zweige umzudrehen. Man kann sie auf feuchtem Holz, Laub oder auch im Boden finden. Da die meisten sehr klein sind, werden sie leicht übersehen. Vor allem ihre Fruchtkörper sind kaum zu sehen. Wer in diese phantastische Macrowelt eintauchen will, der braucht schon einen geschulten Blick, wie ihn unser Fotograf Dr. Siegfried Steinkohl hat. Ihm sind mit einem geschulten Blick und Ausdauer im Laufe der Jahre diese wunderschönen Fotos gelungen.

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Text: Walter J. Pilsak
Fotos: Walter J. Pilsak und Dr. Siegfried Steinkohl