Der Ohrwurm: Nützliches Insekt mit schlechtem Ruf

Der Ohrwurm: Nützliches Insekt mit schlechtem Ruf

Der arme kleine Ohrwurm hat schon seit Urzeiten einen schlechten Ruf. Dabei krabbelt er gar nicht ins Ohr, sondern räumt in der Natur den Müll auf.

Das zangenförmige Anhängsel am Hinterleib des Ohrwurms sieht aus, als könnte er damit ganz schön heftig kneifen. Darum wird auch Ohrenkneifer genannt. Nach einem alten Volksglauben kriecht der Ohrwurm ins Ohr, schneidet das Trommelfell durch und nistet sich im Gehirn ein. Brrrrr, gruselige Vorstellung! Gut, dass das nicht wahr ist!

Der Ohrwurm jagt seinen Feinden Angst ein

Der Ohrwurm ist ein unschuldiges und nützliches Insekt, aber leider mit einem schlechten Ruf. Ohrwürmer lieben eine feuchte und warme Umgebung, denn sie trocknen schnell aus. Sie sind Allesfresser, suchen aber vor allem nach Abfall und Aas. So fühlen sie sich draußen pudelwohl in einem Kompost- oder Laubhaufen, unter Baumrinden, aber auch unter Steinen oder in Blumentöpfen. Von den rund 1.800 Arten weltweit ist der Gemeine Ohrwurm der häufigste und leicht an seinem zangenförmigen Anhängsel zu erkennen. Wenn das Insekt sich bedroht fühlt,..

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Der Ohrwurm ist kein Wurm

Um es noch mal wirklich klar zu stellen: Der Ohrwurm ist nicht gefährlich! Dennoch sieht er mit seiner kräftigen Zange etwas beängstigend aus. Aber der nützliche und harmlose Ohrwurm mit seiner robusten Zange versucht eben, seine Feinde einzuschüchtern, in dem er wie ein Skorpion eine furchteinflößende Haltung einnimmt. Der kleine Ohrwurm krabbelt auch nicht in Ohren, obwohl manchmal darüber berichtet wurde. Weil der Krabbler so klein ist, dachte man früher, dass er ins Ohr passt. Und er zerschneidet schon gar nicht das Trommelfell im Ohr und legt auch keine Eier im Gehirn ab. Aber wie das so ist, wenn man einmal einen schlechten Ruf hat, die Gerüchte halten sich hartnäckig. Und so ergeht es auch dem Ohrwurm. Dabei ist der Ohrwurm gar kein Wurm und auch nicht im Entferntesten mit ihm verwandt. Denn im Gegensatz zu einem Wurm besitzt ein Ohrwurm Flügel, auch wenn er nur selten fliegt. Die hauchdünnen Flügel sind in Ruhe wie ein Fächer in etwa 40 Faltungen zusammengefaltet. Und für dieses kunstvolle Zusammenfalten braucht der Ohrwurm auch seine Zangen.

Ohrentropfen aus Ohrwürmern

Tagsüber versteckt sich der Ohrwurm in Spalten und Rissen im Haus und fällt in einen Dämmerzustand. Er krabbelt vor allem ins Haus, wenn es draußen zu nass, zu trocken oder zu kalt ist. Er ist ein nachtaktives Insekt, was nicht bedeutet, dass der Ohrwurm in der Nacht den Menschen besucht, um in sein Ohr zu kriechen. Mit anderen Worten, ein Ohrwurm ist kein Schmarotzer, der sich von anderen Lebewesen ernährt. Der Ruf des Ohrwurms ist jedoch stark mit dem menschlichen Ohr verflochten, daher der Name. Früher, als Medizin mehr Quacksalberei als Heilkunst war, wurden Ohrwürmer getrocknet, vermahlen und mit Hilfe von Hasenurin zu einem „medizinischen“ Öl verarbeitet. Die Flüssigkeit tropfte man ins Ohr und das sollte ein wirksames Mittel gegen Ohrenkrankheiten und Taubheit sein.

Warum ist der Ohrwurm nützlich?
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Text: Angelika Lensen
Fotos: Bildagentur Zoonar (slayer, Erika Utz, Frank Hecker, Bob Deering)

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