Das Ehekarussel in Nürnberg

Das bittersüße eheliche Leben

Das Ehekarussel in Nürnberg zeigt in eindrucksvoller Weise die Höhen und Tiefen einer Ehe

Seit nunmehr 35 Jahren steht in Nürnberg das sogenannte Ehekarussell am Weißen Turm in der Fußgängerzone. Bei diesem handelt es sich um einen Figurenbrunnen mit Szenen einer Ehe. Wie die damalige Mitarbeiterin der Altbayerischen Heimatpost, Elisabeth Straub in einem Beitrag schrieb, war der Brunnen nach der Aufstellung stark umstritten. Für viele waren die Szenen des Künstlers Jürgen Weber zu vulgär.

Der Brunnen war von Anfang an heftig umstritten und es wurde lange um ihn kontrovers diskutiert. Schon vorher gab es wegen einer erheblichen Budgetüberschreitung in der Stadtverwaltung Probleme mit der Finanzierung des 2 Milionen teuren Objekts.

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Der sehenswerte und aussergewöhnliche Brunnen ist einer der schönsten in Deutschland. Bei seinem ersten Anblick ist man wie erschlagen von der Wucht, Größe und Intensität der Darstellungen. Wer ihn sich ansieht, sollte sich vorher etwas schlau machen, was die einzelnen Szenen betrifft. Unverheiratete und frisch Verliebte könnten den Sinn des Brunnens vielleicht noch nicht ganz abschätzen. Der aus Marmor und Bronze bestehende Brunnen wurde von dem Braunschweiger Professor Jürgen Weber erstellt. Vorlage war für ihn das Gedicht „Das bittersüße eh'lich' Leben “ von Hans Sachs, das dieser seiner Frau widmete. Dieses kann man übrigens auf einem zweifarbigen Herz aus Marmor lesen, das am Fuße des Brunnens angebracht ist. Der um 1600 in Nürnberg lebende Sachs war Schuhmacher, Spruchdichter, Meistersinger und Dramatiker. Mit sechs Figurengruppen zeigt der Bildhauer Weber in teils drastischen Darstellungen Freude und Leid einer Ehe von der allesverzehrenden Liebe bis zur Hölle des Alltags. Es ist eine Allegorie auf das Leben zu zweit, das nicht erst heute aus guten wie aus schlechten Zeiten besteht.

Mit dem Brunnen erhielt Nürnberg vor 35 Jahren eine ungeahnte Top-Attraktion. Hauptgrund zum Bau des Brunnens war ursprünglich ein kreisrunder Entlüftungsschacht der U-Bahn, den man damit nur kaschieren wollte. Der korekte Name des Brunnens ist eigentlich „Hans-Sachs-Brunnen“, doch haben sich mittlerweile im allgemeinen Sprachgebrauch die Bezeichnungen „Ehebrunnen“ oder „Ehekarussell“ eingebürgert.

Mann kann Stunden am Brunnen verweilen und doch entdeckt man immer wieder neues. ..
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Text und Fotos: Walter J. Pilsak

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