Merida – die grüne Stadt in der Wüste

Pax Romana im Parador
Merida – die grüne Stadt in der Wüste

von Dr. Wolfgang M. Caspers

In Merida kommt man nicht aus Versehen vorbei und man muss die einzige zentraleuropäische Wüste Extremadura durchqueren, um es zu erreichen. So ist Emerita Augusta nach den Zeiten der Römer und der Araber sogar in Spanien ins Abseits geraten. Zu weit ist den Meisten der Weg und zu heiss das Klima, zu steinig und zu staubig die Extremadura. Merida ist die grüne Oase in dieser Landschaft, die im Sommer Dantes Inferno gleicht und bietet einen reichen Schatz.

Aber so konnte die zweitausendjährige Stadt in aller Stille einen blühenden Neubeginn finden, den die EU massgeblich finanziert hat. Wie sonst an keinem anderen Ort auf der Welt konnte das römische Erbe konserviert und sogar lebendig erhalten werden und entstand ein liebevoll gestaltetes Stadtbild südlicher Prägung unter Einbeziehung uralter Gebäude. Das kostbare, labende und kühlende Nass vieler Brunnen auf Plätzen, Plätzchen und in Hinterhöfen kommt nach wie vor aus dem römischen Stausee Proserpina – auch nach 2000 Jahren klar, wie ein Gebirgsbach.

Pax Romana im Parador

Beginnen wir unsere Wanderung durch die Geschichte thematisch angemessen im Parador von Merida, der – in einem uralten Kloster befindlich – ein bewohnbares Museum auf 5 Sterne Standard mit dem den Paradores eigenen Charme darstellt. Das Gebäude ist um einen Atriumhof gruppiert, steht auf römischen Fundamenten und war dann erweitert lange Zeit ein Kloster, so dass man heute im ehemaligen Refektorium zu Abend isst und sich später in einer modernisierten Klosterzelle zur Ruhe bettet.

Die Mönche sind verschwunden, aber etwas von der klösterlichen Ruhe und Introversion ist jenseits der abends belebten Gastronomie geblieben – wer grosses Glück hat, kann auf dieses Weise auch eine stilechte spanische Hochzeit erleben, die in der festlich eingedeckten ehemaligen Klosterkapelle stattfindet. In den weitläufigen ehemaligen Klostergängen wird man davon nichts wahrnehmen.

Es ist ein seltsamer Zauber, aber in diesem Parador kann man tatsächlich innerhalb weniger Stunden in die Welt der Spätantike und des frühen Christentums eintauchen, dessen enorme Bauten in Merida perfekt ins Stadtbild integriert werden konnten. Stilecht betritt man die alte Wüstenoase natürlich über die längstr erhaltene römische Brücke, über die noch vor wenigen Jahren bis zum Bau des Puente Lusitania die LKW rollten. Die alte Römerstrasse „Via del la Plata“ verbindet immer noch Sevilla mit Salamanca und dem Norden und quert hier den Fluss Guadiana, der im Sommer fast ausgetrocknet ist, aber im Winter gewaltige Überschwemmungen hinterlassen kann.
Ein Spaziergang bei Sonnenuntergang über die alte Brücke mit Blick auf die architektonische Meisterleistung des modernen Puente Lusitania hinterlässt einen bleibenden Jahrtausendeeindruck!

Götter Gräber und Gelehrte

Zusammen mit der arabischen Alcazaba, dem mächtigen Stadtfort am Fluss, bildet der Puente Romano den Zugang zur Stadt. Anzunehmen ist, dass auch die Alcazaba auf römischen Fundamenten steht und wahrscheinlich sogar noch ganz ähnlich aussieht. Die täuschend echt wirkende römische Wölfin begrüsst einen auf hohem Sockel – ein Geschenk der Stadt Rom an die Stadt Merida, die beide während der Regierungszeit des Augustus und des Trajan eine Blüte erlebten. Wenn man nicht ausgesprochen hitzefest ist, sollte man seinen Besuch im Frühjahr oder im Herbst terminieren, denn die reizvollen Spaziergänge erfordern doch ein wenig Bewegung und fallen wegen der vielen Details meist länger aus, als man dachte.

Was erwartet man von einer römischen Stadt? Ein Amphitheater, ein Theater, Tempel und ein Forum natürlich? All das ist hier..
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Heilige und Unheilige: Santa Eulalia und die Santa Compana

Das antike Rom des dritten und vierten Jahrhunderts beinhaltet natürlich die Geschichte des frühen Christentums, die in Merida mindestens so präsent ist, wie in Rom. Die Basilica Santa Eulalia (de Merida) ist ein besonders grosser früher Kirchenbau und das höchst lebendige Heiligtum in den aufragenden Tempelresten davor bezeugt heute noch, dass dies eine der ältesten Wallfahrtsstätten der Christenheit ist. Betritt man die Krypta unter der Basilica, die frühchristliche Gräber und Fresken enthält taucht man wirklich in ewig alte Märtyrergeschichten ein und hört auch den Schritt beschlagener Legionärssandalen der VII Gemina aus Léon (= Legion), die hier die Besatzung bildete und mutmasslich für den Tod eines jungen Mädchens namens Eulalia verantwortlich war.

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Jakobsweg Via de la Plata

Merida ist eine Station an dem modernen Pilgerweg Via de la Plata nach Santiago de Compostela, der auch perfekt beschildert ist und so sicher auch Wanderungen in die Wüstenlandschaft ermöglicht. Der Weg der Einsamkeit und der Stille unter den Pilgerwegen – extrem eben.

Anmerkungen:

Diese Reportage versteht sich als Exposé und kann im Sinne von Kundenwünschen und Zielgruppen variiert und auch inhaltlich vertieft werden. Das zugehörige Bilderset (zumeist 24MP, selten 16MP, JPG) kann um mehrere Hundert Bilder erweitert werden. Mehrtägige Stadtführungen mit dem Autoren sind auf Wunsch grundsätzlich arrangierbar.

Text und Fotos: Dr. Wolfgang F.M. Caspers

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