„Pfarrer Johann Friedrich Mayer war der große Agrarreformer Hohenlohes“

Die Geschichte der Landwirtschaft
„Pfarrer Johann Friedrich Mayer war der große Agrarreformer Hohenlohes“.

Ein Interview mit Heiner Werner über die Geschichte der Landwirtschaft von Andreas Scholz

Heiner Werner (71) aus Vellberg ist ein leidenschaftlicher Heimatforscher. Der pensionierte Vermessungsingenieur und Immobilienverwalter ist vor allem von Johann Friedrich Mayer (1719-1798) fasziniert. Der Pfarrer ging als „Gipsapostel“ in die Geschichtsbücher ein, da er mit seinen Visionen die Landwirtschaft in Hohenlohe massiv veränderte. Im Auftrag der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) befasst sich Heiner Werner seit 2011 mit dem historischen Ochsenhandel vom Hohenloher Land nach Frankreich. Das Limpurger Weiderind erfährt inzwischen durch Rudolf Bühler und seine Bauernkollegen eine regelrechte Renaissance. Im Interview gibt Heiner Werner einen Einblick in spannende Momente der Landwirtschaftsgeschichte.

Frage: Sie sind in Mäusdorf bei Künzelsau aufgewachsen. Welche Kindheitserinnerungen verbinden Sie mit Ihrem Heimatort?

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Frage: Hohenlohe gilt als Vorzeigeregion für nachhaltige Landwirtschaft. Können Sie skizzieren, wie sich die Agrarwirtschaft in Hohenlohe nach dem 2. Weltkrieg gewandelt hat?

Heiner Werner:
Ich bin Zeitzeuge eines rasanten Fortschritts geworden. Vom Mähen des Getreides mit dem Haberrechen oder des Grases mit einer Mähmaschine über die Getreideernte mit dem Ableger habe ich viele Entwicklungen hautnah mitbekommen. Ein Einschnitt war auch die Einführung der ersten Traktoren als Zugmaschine und zur Saatpflege. Auch den zunehmenden Einsatz von Feldhäcksler, Ladewagen, Miststreuer oder Melkmaschine habe ich registriert. Tief ins Gedächtnis hat sich die Gründung einer Mähdreschergemeinschaft von elf Kleinbauern durch meinen Vater eingegraben. Er hatte die Nervenstärke, jedes Mitglied rechtzeitig zum Zuge kommen zu lassen. Diese Gemeinschaft hat immerhin 20 Jahre lang bestanden. Hierzu erzähle ich gerne eine Anekdote. Im Jahr 1956 stand Mitte August noch alles Getreide auf dem Halm, sodass mein Vater sich von der Hochzeitsfeier seines ältesten Sohnes entfernen musste mit den Worten: „Dass waasch, nach d'r Trauung muass i hoam zum Dresche“. Ich kenne die Tücken einer “Bautz-Spinne“, eines Kuhfuhrwerks in Zeiten amerikanischer Herbstmanöver, die eines Einachsschleppers und den Absackstand der ersten Mähdrescher. Ich selbst habe mein ganzes Arbeitsleben hindurch als Vermessungsingenieur und Wohnungseigentumsverwalter stets die Verbindung zur Landwirtschaft gehalten. So staune ich jedes Jahr über die neuesten Landmaschinen auf der Muswiese in Rot am See. Die Änderung der Agrarstruktur ist ja mit Händen zu greifen. In vielen Weilern und Dörfern gibt es keine Haupterwerbsbetriebe mehr und es wird keine Milch mehr produziert. Teure Maschinen werden Gott sei Dank nicht mehr selbst gekauft, sondern vom Maschinenring ausgeliehen oder es werden Erntearbeiten kostengünstig von Lohnunternehmen erbracht.

Frage: Im Auftrag der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall befassen Sie sich seit einigen Jahren auch mit dem historischen Ochsenhandel von Hohenlohe nach Frankreich. Wann und warum wurden eigentlich einst die robusten Rinder aus dem Kocher- und Jagsttal nach Ostfrankreich getrieben?

Heiner Werner: Im ausgehenden Mittelalter konnten sich die rasch wachsenden Großstädte Europas nicht allein aus der Umgebung ernähren. Bereits im Mittelalter wurde deshalb in ganz Europa ein reger Handel mit Mastvieh betrieben, was ich anhand von wertvollem Kartenmaterial nachverfolgen konnte. Nach dem Niedergang der ungarischen Ochsenzucht haben die Hohenloher Viehhändler, Metzger und Bauern eine Chance gesehen, durch Ochsenmast neue Absatzmärkte in Frankreich zu finden. Dies war die Grundlage für eine gewisse Wohlhabenheit der Bauern zwischen Kocher, Jagst und Tauber. Nur Rinder und Ochsen konnte man ohne große Verluste 700 Kilometer weit treiben. Der Hohenloher Ochsenhandel mit Frankreich hat sich von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis nach dem Ersten Weltkrieg erstreckt. Genauere Zahlen würden sicher die Zollarchive liefern. In einem seiner Werke erwähnte Johann Friedrich F.Mayer, dass allein zwischen 1781 und 1782 von den neun Hohenloher Handelskompanien aus Künzelsau und Kupferzell insgesamt 10.378 Ochsen im Wert von 896.821 Gulden nach Straßburg, Paris und Mannheim geschickt wurden. Die französische Regierung hat nach der Revolution die Fleischversorgung von Paris zu einem wichtigen Anliegen gemacht. Hohenlohe hat dazu einen kleinen Beitrag geleistet.
Frage: Sind Sie für Ihre Recherchen auf den historischen Ochsenrouten von Hohenlohe nach Frankreich auch schon mal ins Nachbarland gefahren?

Heiner Werner: In den Jahren 2011 und 2015 bin ich ingesamt drei Mal auf der Ochsenroute nach Paris gereist, um vor Ort in Straßburg, Nancy, Metz und Paris zu recherchieren. Ich wollte unter anderem wissen, ob man dort mit dem Begriff „boeuf de Hohenlohe“ für Hohenloher Ochsenfleisch von hoher Qualität noch etwas anzufangen weiß. Nach der Befragung von 36 älteren Personen muss diese Frage leider verneint werden. Für die letzte Reise konnte ich teures Archivmaterial des französischen Nationalarchivs in Paris-Pierrefitte auswerten und die Etappenstationen auf französischer Seite finden.

Frage: Bleiben wir noch kurz bei den Rindern. Wer aufmerksam durch das Hohenloher Land fährt, sieht auf manchen Gasthausschildern einen Ochsen. Was bedeutet das?

Heiner Werner: Solche Gasthausschilder mit einem Ochsenmotiv gab und gibt es in vielen Orten. Sie waren meist bäuerliche Lokalitäten für den Ochsenhandel und auch Etappenstationen für die Ochsenzüge wie zum Beispiel in Döttingen oder in Kupferzell. Im 18. Jahrhundert und im 19. Jahrhundert wurden in Hohenlohe auch vielerorts neue Viehmärkte eingerichtet.

Frage: Sie sitzen seit 2014 der Pfarrer-Johann-Friedrich-Mayer-Gesellschaft zu Kupferzell vor. Wer war Pfarrer Johann Friedrich Mayer, der 1798 in Kupferzell starb?

Heiner Werner: Bereits in meiner Kindheit wurde mein Interesse an Mayers Lebenswerk geweckt. Ich verdiente mein erstes Taschengeld auf einem Pfarrer-Mayer-Hof in Mäusdorf bei der Kartoffelernte, beim Rübenhacken oder bei der Obsternte. An milden Herbsttagen bin ich auch in Mostfässer gekrochen, um sie zu putzen. Mayer hat von 1746 bis zu seinem Lebensende im Jahr 1798 von seiner Pfarrstelle in Kupferzell aus überaus segensreich für die Hohenloher Landwirtschaft gewirkt. Er muss als der große Agrarreformer Hohenlohes angesehen werden, denn er hat sich hierzulande für viele Veränderungen stark gemacht. Er machte Vorschläge zur Aufhebung der Brache und der großen Domänen. Er propagierte den Anbau von Kartoffel, Rüben und Klee und forcierte damit die Ochsenmast. Er rechnete vor, wieviel effektiver der Haberrechen zur Getreideernte ist als die Sichel. Seinen Bauern empfahl er die gezielte Verwendung von Mist und Jauche sowie Gips zur Düngung der Felder, daher wurde er auch als der „Gipsapostel“ apostrophiert. Mayer war Mitglied in neun ökonomischen – also (landwirtschaftswissenschaftlichen – Gesellschaften und war als Berater gefragt. Er hätte auch einem Ruf von der damaligen Kaiserin Maria Theresia nach Wien folgen können.

Frage: Warum ist es wichtig, das kulturelle Erbe von Pfarrer Mayer im digitalen Zeitalter zu bewahren?

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Frage: Das Pfarrer-Mayer-Haus ist ein gutes Stichwort für die nächste Frage. In einem regionalen Zeitungsartikel war zu lesen, dass Sie auf Ihrem Rechner Tausende Fotos von sogenannten Pfarrer-Mayer-Häusern archivieren. Können Sie kurz erklären, was das Charakteristische an einem Pfarrer-Mayer-Haus ist und wo diese heute zu finden sind?

Heiner Werner: In den Jahren 2014 und 2015 habe ich mit Unterstützung durch die BESH eine Bestandsaufnahme der Pfarrer-Mayer-Häuser in Hohenlohe vorgenommen. Dazu habe ich alle Weiler und Dörfer Hohenlohes aufgesucht und viel Fotomaterial nach Hause gebracht. Das Ergebnis meiner Bestandsaufnahme wurde in einer weiteren Expertise publiziert. Wer nicht lange suchen möchte, der findet natürlich auch auf dem Gelände des Freilandmuseums in Wackershofen ein paar Pfarrer-Mayer-Häuser. Sie sind eine Weiterentwicklung des „gestelzten Wohn- und Stallhauses“ aus dem Mittelalter. Mayer empfahl einst in seinem „Lehrbuch für Land- und Hauswirthe“ von 1773 die getrennte Unterbringung der Zugtiere einerseits und der Rinder und Schweine andererseits hinter breiteren Stalltüren im steinernen Erdgeschoss des Bauernhauses. Im Obergeschoss sollten die Wohn- und Schlafräume hinter Fachwerk sein. „Der Stall wärmet die Stube“ lautete das Motto Mayers für diese Anordnung. Im Laufe des 19. Jahrhunderts hat man allerdings erkannt, dass ständiger Ammoniakgeruch der Gesundheit abträglich ist. Deshalb wurden mehr und mehr die Ställe in die Scheunen verlagert. Auch dazu hatte Mayer einige Vorschläge parat. Charakteristikum für das Pfarrer-Mayer-Haus, das überwiegend in einem großen Oval um Schwäbisch Hall herum verbreitet ist, sind die Symmetrien der Fenster und Türen, eine größere Stockwerkshöhe und ein fast überall vorhandener Schmuck durch geschnitzte Eckbalken oder kunstvolle Hauseingänge.

Frage: Das Jahr 2018 steht vor der Tür. Welchen Heimatforschungsthemen widmen Sie sich im nächsten Jahr und gibt es dann auch Neues rund um die Pfarrer-Johann-Friedrich-Mayer-Gesellschaft?

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Herr Werner, wir danken Ihnen für das interessante Interview.

Text: Andreas Scholz
Fotos: Andreas Scholz

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