Auma Obama – eine studierte Germanistin aus Kenia

Auma Obama – eine studierte Germanistin aus Kenia

von Gerhard Künl

Sie spricht fließend Deutsch, ja mehr noch – sie ist sogar studierte Germanistin. Und sie ist verwandt mit einem berühmten, mächtigen Mann – Auma Obama, die Halbschwester von Ex-US-Präsident Barack Obama. Geboren 1960 in Nairobi und aufgewachsen bei ihrer Mutter in Kenia, lebte die Harvard-Absolventin insgesamt auch 16 Jahre in Deutschland.

Ihr Interesse an Deutschland entstand bereits in ihrer Jugend, als sie Werke deutscher Schriftsteller wie Heinrich Böll und Wolfgang Borchert gelesen hatte. Durch ein Stipendium vom Deutschen Akademischen Austauschdienst bekam sie im Jahr 1980 die Möglichkeit, in der Bundesrepublik ein Studium der Germanistik und Soziologie aufzunehmen. Studiert hat sie hier vor allem in Heidelberg. In Bayreuth, wo sie auch mehrere Jahre lebte, promovierte die begabte junge Frau. Sie erlebte auch den Fall der Mauer und die deutsche Wiedervereinigung mit, und war für die Friedrich-Ebert-Stiftung in der Erwachsenenbildung tätig. Noch heute hat sie viele Freunde in Deutschland.

Ihren etwa ein Jahr jüngeren Halbbruder Barack hat sie erst im Jahr 1984 kennengelernt. Damals war Auma 24 Jahre alt, und Barack war damals Sozialarbeiter in Chicago. Er hatte ihr einen Brief an ihre Adresse in Heidelberg geschrieben, wo sie studierte. Sie besuchte ihn daraufhin in den USA. „Anfangs war er für mich wie ein Fremder“, wird sie später einmal sagen. Denn ihr gemeinsamer Vater, der kenianische Regierungsbeamte Barack Obama senior, hatte insgesamt elf Kinder mit drei Frauen, und die Geschwister lernten sich oft erst als Erwachsene kennen.

In Großbritannien, wo sie von 1996 bis 2006 mit dem Briten Ian Manners verheiratet war und eine Tochter hat, war Auma Obama in der Jugendarbeit tätig. Sie betreute dort Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen, versuchte ihnen Zukunftsperspektiven aufzuzeigen. Eine soziale Ader hatte die intelligente Afrikanerin schon immer.

Nach ihrer Scheidung kehrte sie zurück nach Nairobi. Hier begann sie ihre Mitarbeit bei der Hilfsorganisation „CARE International“. CARE International, bekannt auch in Deutschland und Österreich durch das Versenden von „CARE-Paketen“ in der Nachkriegszeit, versucht, nach dem Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“, Existenzgrundlagen für Menschen in armen Regionen der Erde zu fördern.
Auma und Barack machten später zusammen eine Reise durch Kenia, um ihre gemeinsame Vergangenheit aufzuarbeiten und Verwandte zu besuchen. Ihren berühmten Bruder unterstützte Auma 2008 bei den US-Präsidentschaftswahlen und erlebte mit, wie zum ersten Mal ein Afroamerikaner Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde. Auch bei seiner Vereidigung als Präsident war Auma zugegen. Dennoch möchte sie – und das ist nur zu verständlich – nicht nur als Schwester ihres berühmten Bruders definiert werden. Beachtenswerte eigene Leistungen hat sie jedenfalls genügend gebracht. So antwortete Auma Obama in einem Interview mit Maybrit Illner im ZDF auf die Feststellung der Moderatorin, dass sie die Schwester des US-Präsidenten sei: „Wenn das der Grund ist, warum ich hier bin, ist das wirklich zu wenig“.

Heute lebt Auma Obama zusammen mit ihrem Lebensgefährten in Kenias Hauptstadt Nairobi. Hier ist sie als Sozialarbeiterin für die Organisation CARE International tätig, einer großen privaten Hilfsorganisation, die sich in verschiedenen Ländern gegen soziale Ungerechtigkeit und Diskriminierung sowie für Nothilfe in Krisengebieten einsetzt. Außerdem ist die vielseitig begabte Kenianerin als Journalistin, Drehbuchautorin und Filmemacherin tätig.

Und seit 2010 ist sie auch Buchautorin. Denn da hat sie ihre Autobiografie "Das Leben kommt immer dazwischen. Stationen einer Reise" in deutscher Sprache veröffentlicht. Die Autorin erzählt vor allem über ihre Lebensstationen, und versucht den Leserinnen und Lesern auch die Gedankenwelten afrikanischer Jugendlicher verständlich zu machen. Ein interessantes Buch von Auma Obama, einer interessanten Frau. Keineswegs nur wegen ihres berühmten Bruders, von dem sie natürlich auch in ihrem Buch berichtet.

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Text: Gerhard Künl
Fotos: Bildagentur Zoonar (Axel Kammerer, Daniel Modjesch)