Messie-Syndrom: "Leben zwischen Papierhalden und Müllbergen"

Messie-Syndrom: "Leben zwischen Papierhalden und Müllbergen"

EXPOSÈ von Andreas Scholz

...Wer unter dem Messie-Syndrom leidet, zieht sich aus Schamgefühl oft gesellschaftlich zurück. Eine Verhaltenstherapie kann Betroffenen helfen, sich von Gegenständen zu trennen...

Wenn jemand in seiner Wohnung wahllos Gegenstände hortet und der Zugang zu einzelnen Räumen immer häufiger durch riesige Papierberge erschwert wird, dann könnte ein massives Messie-Syndrom vorliegen.

"Messie" ist ein Begriff aus dem Englischen. "Mess" bedeutet übersetzt "Unordnung". Nicht selten kommt es bei Messies in der Küche zu bizarren Anblicken: dort stapelt sich das dreckige Geschirr, unzählige Lebensmittelverpackungen liegen zerstreut auf dem Boden und immer mehr Obstfliegen fallen über das faulige Obst her. Messies fällt es schwer, sich von vermeintlich wertlosen Gegenständen zu trennen beziehungsweise ihren Haushalt zu organisieren. Aus Scham vertrauen sich die Betroffenen selten Außenstehenden an oder vermeiden es, jemanden in die Wohnung zu lassen.

Was aber sind die Ursachen für das Messie-Syndrom? Wer glaubt, dass mit dem Aufräumen alle Probleme beseitigt sind, täuscht sich.

Wer unter dem Messie-Syndrom leidet, verfügt oft über eine langjährige Leidensgeschichte. Meistens bleibt es im Laufe des Lebens nicht bei einer Wohnung, die vermüllt wird. Es gibt Messies, die bereits in zwei oder drei verwahrlosten Wohnungen gelebt haben. Die Leidensgeschichte ist oft geprägt von sozialer Isolation - gepaart mit fehlender Impulskontrolle oder nachlässiger Körperpflege. Nach außen hin leben manche Messies ein unauffälliges
Leben: manche gehen sogar einem geregelten Beruf nach und zeigen sich am Arbeitsplatz organisiert und professionell.

Messies lehnen fremde Hilft oft ab. Dabei gibt es durchaus Chancen, dass sich die Handlungsfähigkeit der Betroffenen bessert: zum Beispiel durch eine Pyschotherapie. In vielen Fällen liegt beim Messie-Syndrom eine seelische Störung vor. Durch eine kognitive Verhaltenstherapie kann der Leidensdruck der Betroffenen gelindert werden. Auch gibt es in den größeren Städten eine Messie-Hotline. Wichtig ist aber, dass der Betroffene erkennt, dass er Hilfe benötigt und auch annehmen kann.

Text: Andreas Scholz
Fotos: Andreas Scholz und Bildagentur Zoonar (Darius Turek, Rebmann, Denny Gruner)

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