Die (fast) vergessenen Pyrenäenponys

Rasseportrait Castillonais
Die schwarzen Mérens-Pferde aus den französischen Pyrenäen haben inzwischen europaweit ihre festen Liebhaber gefunden. Dass aus den Bergregionen an der Grenze zu Spanien aber noch eine weitere uralte Bergpferderasse stammt, weiß hierzulande kaum jemand. Dabei hat auch der Castillonais einiges zu bieten.

Die Rasse ist nach ihrem Ursprungsgebiet um das Bergstädtchen Castillon en Couserans benannt, das nur wenig westlich der Ariège, der Heimat der Mérenspferde, liegt. Früher sprach man häufig auch vom "Cheval de Biros" oder vom "St. Gironnais". Wie auch die anderen Pyrenäenrassen, der Mérens und der Pottock, stammt der Castillonais mit großer Wahrscheinlichkeit von Pferdeschlägen ab, die schon seit Menschengedenken die Hochtäler dieser Bergwelt durchstreiften. In der gesamten Region finden sich zahlreiche Grotten mit Höhlenmalereien, auf denen neben Bisons auch immer wieder Pferde zu sehen sind. In der Höhle von Mas d´Azil fand man sogar die aus einem Knochen geschnitzte und etwa 15.000 Jahre alte Skulptur eines Pferdekopfes, auf der recht unverkennbar die Linien einer halfterähnlichen Zäumung zu erkennen sind. Bis heute sind sich die Wissenschaftler noch nicht darüber einig, wie man diese Tatsache mit der bisherigen Lehrmeinung, dass die Domestikation des Pferdes erst viel später stattgefunden haben soll, in Einklang bringen kann. Viele spannende Fragen, auf die es noch keine Antworten gibt. Jedenfalls scheinen hier in den Pyrenäen Pferde und Menschen eine lange gemeinsame Geschichte zu haben.

Fest steht, dass das kleine Pferd von Castillon im Laufe der oft stürmischen Geschiche auch von orientalischem und iberischem Blut beeinflusst wurde, was an seinem äußeren Erscheinungsbild nicht spurlos vorüber gegangen ist. Es ist mit einem Stockmaß von etwa 1,40 bis 1,55 m von mittlerer Größe, von solidem, aber nicht massigem Körperbau, besitzt fülliges Langhaar und ist immer kastanienbraun, andere Farben kommen nur selten vor und sind auch nicht zugelassen. Der ein oder andere rappfarbene Castillonais mag immer wieder einmal als Mérens durchgegangen sein.
Wegen seiner Härte, Genügsamkeit, Unerschrockenheit und guten Reiteigenschaften war der Castillonais in der Vergangenheit auch als Militärpferd beliebt; so ritt der König Francois I. der Überlieferung nach in der Schlacht von Pavia im Jahr 1525 ein "Pferd aus Biros", also aus dem Tal von Castillon. In der Hauptsache wurden die Pferde aber in der einheimischen Landwirtschaft genutzt - als Tragtiere auf unwegsamen Gebirgspfaden oder im Geschirr vor den verschiedensten Geräten und Karren. Eine planvolle Zucht nach äußeren Merkmalen gab es dabei nicht - die Pferde wurden nach ihren Gebrauchseigenschaften ausgewählt; die Stuten- und Jungpferdeherden traditionell während der Sommermonate zusammen mit einem Hengst auf hochgelegene Bergweiden, die so genannten "Estives", gebracht.

Mit der einsetzenden Mechanisierung der Landwirtschaft und der Abwanderung der Bevölkerung aus den kargen Bergen in die Städte war dem Castillonais nach dem zweiten Weltkrieg das gleiche Schicksal beschieden wie seinem Vetter, dem Mérens: die Rasse verschwand beinahe vollständig. Während man sich beim Mérens jedoch schon zu Beginn der siebziger Jahre wieder auf den Erhalt der Rasse besann und entsprechende Maßnahmen ergriff, versank der Castillonais beinahe in völliger Vergessenheit. Erst in den 1980er Jahren machte sich eine kleine Gruppe von Pferdeliebhabern auf die Suche nach den vergessenen Pferden und versuchte zu retten, was noch zu retten war. Schließlich wurden zwei Hengste gefunden, die den ursprünglichen Typ noch unverfälscht repräsentierten: "Jour du Breilh" und "Fier Zorro". Zusammen mit einer Handvoll Stuten wurden sie (zunächst vereinsintern) registriert und man begann mit einer planvollen Zucht.
Die vergessenen Pyrenäenponys: Rasseportrait Castillonais
Die vergessenen Pyrenäenponys: Rasseportrait Castillonais
Im Jahr 1991 wurde auch das Staatsgestüt von Tarbes auf die Rasse aufmerksam und startete eine Initiative zur Sammlung und Registrierung aller noch vorhandener Stuten - man kam auf eine Anzahl von gerade einmal 30 Tieren. Trotz dieser kleinen Population wurde die Rasse 1996 offiziell vom französischen Ministerium für Landwirtschaft anerkannt und führt heute ein eigenes Stutbuch. Einmal im Jahr findet eine Zuchtschau statt, auf der der Nachwuchs (jaährlich etwa 20-30 Tiere) begutachtet und registriert wird. Heute zählt der Gesamtbestand der Rasse etwa 230 Tiere, davon sieben anerkannte Deckhengste. Außerhalb des Ursprungsgebietes sind die Castillonais bisher so gut wie gar nicht verbreitet. "Ein Pferd wurde letztes Jahr nach Belgien verkauft - wir werden jetzt international!" lacht Claude Ané, Präsident des Zuchtverbandes APACC. Im nächsten Frühjahr würde man gerne die Equitana in Essen mit einem oder zwei Pferden besuchen, aber noch ist die Finanzierung des Messebesuches nicht gesichert. 
Was das weitere Zuchtziel betrifft, betont Monsieur Ané, dass man unbedingt die hervorragenden Eigenschaften des rustikalen Gebirgspferdes erhalten möchte, das sich insbesondere zum Wanderreiten eignet. "Leider gibt es ja beim Mérens-Zuchtbverband eine gewisse Tendenz, die Pferde größer und leichter zu züchten, wobei der unkomplizierte Charakter oft etwas verloren geht - das wollen wir auf keinen Fall!", so Ané.

Auch Karin Hainbach, die seit über zehn Jahren in der Ariège ein neues Zuhause gefunden hat, bestätigt die Geländegängigkeit ihrer insgesamt 18 Castillonais, die sie regelmäßig in ihrem Wanderreitbetrieb einsetzt. "Sie sind einfach unkompliziert, nervenstark und nett, auch Reitanfänger können sich ihnen bedenkenlos anvertrauen," sagt sie. Daran hat sicherlich auch die Haltung einen großen Anteil - die Herde lebt das ganze Jahr über draußen, nur von Ende Dezember bis März kommt sie auf eine etwas tiefer gelegene Talweide mit offener Scheune und bekommt etwas Heu zugefüttert. Besondere Zähigkeit bewies Karins Junghengst Llanos du Sarat, der als Jährling auf der Sommerweide von einem der hier frei lebenden Bären angegriffen und aufs Schwerste verletzt wurde. Er hatte tiefe Risswunden an der Brust und Kratzer überall, der Tierarzt räumte ihm kaum Chancen ein. Llanos war aber nicht kleinzukriegen und wurde wieder völlig gesund - heute ist er drei Jahre alt, Wallach und wird gerade angeritten. "Er ist nicht ängstlicher als die anderen auch," sagt Karin, "von einer Traumatisierung ist nichts zu spüren. Nur Bären wird er vermutlich nicht mehr so gern mögen!"
Ihre Pferde werden übrigens nicht nur auf Wanderritten eingesetzt, sondern transportieren auch per Lastschlitten das Heu von den Bergwiesen, die für eine Bearbeitung mit dem Traktor zu steil sind. Wenn die Dorfjugend ein Zeltlager in den Bergen veranstaltet, schleppen sie auch schonmal Zelte und Gepäck die Bergpfade hinauf - oft bis zu zwei Meter breit und ebenso hoch bepackt. Bei solchen Einsätzen leuchten dann immer die Augen der einheimischen alten Bauern - genau so war es früher! 

Wer sich persönlich von den Qualitäten der Castillonais überzeugen möchte, dem bleibt vorerst eine Reise in die Pyrenäen nicht erspart - im deutschsprachigen Raum ist bislang noch kein Pferd dieser Rasse aufzutreiben. Bereuen wird man den Weg aber sicher nicht, denn hier in ihrer Heimat zeigen sich die kompakten Braunen von ihrer allerbesten Seite! 


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