Pferdebeurteilung für Reiter: Schulen Sie Ihren Blick (Teil 6)

Pferdebeurteilung für Reiter: Schulen Sie Ihren Blick (Teil 6)

Zum Abschluss unserer Serie, in der wir pro Folge je einen Einzelaspekt der Beurteilung herausgegriffen haben, möchten wir ein Pferd als Fallbeispiel komplett "durchbeurteilen".

"Rasmo" ist 14 Jahre alt, Wallach, zu 50% Shagya Araber und zu 50% Vollblutaraber. Ein ganz normales Freizeitpferd, das regelmäßig ohne spezielle Anforderungen im Gelände geritten wird. Wir haben ihn uns als Musterbeispiel für die vielen anderen "ganz normalen Pferde"  genauer angeschaut, um Ihnen eine Idee davon zu geben, worauf man bei einer Beurteilung alles schauen kann und sollte. Sie wissen ja bereits: Es geht hier nicht um eine Beurteilung, inwiefern dieses Pferd seinem Rassetyp besonders gut entspricht oder nicht, sondern allein um eine "funktionale Beurteilung", die uns körperliche Schwachstellen und Problematiken erkennen helfen soll.

Fotos sagen nur die halbe Wahrheit
Grundsätzlich ist eine richtige Beurteilung anhand von Fotos eigentlich gar nicht möglich. Bilder sind immer nur Teil- und Momentaufnahmen, die niemals den Eindruck ersetzen können, den man sich bei (längerfristiger) Beobachtung des lebenden Pferdes macht. Die Fehlerquellen sind zahlreich: Steht das Pferd immer so, oder stand es nur zufällig auf diesem Foto so? War es an dem Tag, als die Bilder gemacht wurden, vielleicht besonders nervös oder besonders träge? War es verspannt, hatte es Muskelkater? Die Garantie, dass eine nur anhand von Fotos getroffene Beurteilung in allen Punkten stimmt, ist also nicht unbedingt gegeben. Betrachten Sie deshalb bitte unsere eigentlich unzulässige "Bildbeurteilung" nur als Beispiel dafür, welche Punkte man berücksichtigen und welche Überlegungen man anstellen kann. Einen großen Vorteil haben gute Fotos allerdings auch: Sie halten Details der Bewegung fest, die man mit bloßem Auge vielleicht gar nicht erkennen kann!


Beurteilung im Stand von der Seite: 
Auf den ersten Blick wirkt Rasmo unauffällig. Er ist gut proportioniert und bemuskelt, derzeit vielleicht etwas gut im Futter. Das Format ist eher quadratisch als rechteckig. Der Halsansatz ist sehr schön. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass die Muskulatur der Vorhand im Vergleich zur Muskulatur der Hinterhand stärker ausgeprägt ist - ein eventueller Hinweis auf mangelnde Tätigkeit der Hinterhand. Röhre und Fessel  der Vorderbeine wirken im Vergleich zu denen der Hinterbeinen kürzer, was einen härteren, unelastischeren Gang fördert. An den Hufen fällt sowohl vorn als auch hinten auf, dass die Haarlinie des Kronsaumes nach oben gewölbt ist und nicht in gerader Linie schräg nach unten verläuft, wie es sein sollte: Ein deutliches Zeichen für eine Fehlbelastung der Hornkapsel. Wo diese herkommen könnte, müssen wir später in der Bewegung überprüfen. Die Hufe wirken normal groß bis groß, vorne stehen sie zu spitz zum Fesselstand. 

Der Abgleich von der anderen Seite. Offensichtlich stellt  Rasmo sein rechtes Hinterbein gern und öfter nach vorn in Schrittstellung: Warum tut er das, warum ist ihm der geschlossene Stand offenbar unangenehmer? Die Hufprobleme sind die gleichen wie auf der anderen Seite. Vorne steht Rasmo leicht rückständig, wie auch schon von der anderen Seite zu sehen war. Die Brust ist stark ausgeprägt. 


Beurteilung im Stand von hinten:
Wieder stellt sich Rasmo in der gleichen Schrittstellung auf wie vorhin. Offensichtlich gibt es einen Grund dafür, der vermutlich im Rücken zu suchen sein wird.  An diesen beiden Bildern fällt vor allem auf: Rasmo stellt sich nicht gerade hin. Entweder ist die Wirbelsäule gerade, dann sind aber Hals und Beine schief, oder Rasmo macht sich im Rücken krumm, wenn er mit den Beinen und dem Hals gerade aufgestellt wird. Beachten Sie, wie auf diesem Foto der Bauch zur vom Betrachter aus gesehen linken Seite hervorgedrückt wird.  Zu vermuten ist, dass Rasmo versucht, irgendein Problem mit dieser Körperhaltung auszugleichen. Vielleicht weicht er einem Schmerz aus, vielleicht ist diese Haltung aber auch nur zur schlechten Angewohnheit geworden wie viele Fehlhaltungen bei uns Menschen auch. 


Beurteilung im Stand von vorne
Die Beurteilung der Gliedmaßenstellung ist auf diesem Bild schwierig, weil es wieder nicht gelungen ist, Rasmo geschlossen aufzustellen. Wenn er sich immer so hinstellt, ist dies ein Zeichen für eine Schonhaltung.
Vorne links steht er ab dem Fesselgelenk  zehenweit, das Hufgelenk ist dann aber wieder nach innen gedreht. Der zugehörige Huf ist demzufolge sehr asymmetrisch, die innere Wand ist viel steiler als die äußere.  Der rechte Vorderhuf steht zehenweit. Am lebenden Pferd wäre zu überprüfen, ob beide Karpalgelenke auf gleicher Höhe liegen. Auf dem Foto kann man das nicht genau erkennen. Vorne rechts ist außerdem eine Knickung im Karpalgelenk zu erkennen. 

In der Bewegung fällt auf: Die äußere Tracht (rechter Vorderhuf) fußt als erstes auf, der Huf berührt nicht plan den Boden.  Insgesamt ist der Bewegungsablauf sehr flach.
Pferdebeurteilung für Reiter: So schulen Sie Ihren Blick
Pferdebeurteilung für Reiter: So schulen Sie Ihren Blick
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Die gleiche Bewegungsphase im Trab, aber vergleichen Sie einmal mit dem vorigen Bild, wie viele Hufe in der Luft sind: Hier hat der linke Hinterhuf den Boden bereits berührt, während der rechte Vorderhuf noch in der Luft ist. Der diagonale Zweitakt des Trabes ist "gebrochen" und nicht sauber. 
Schauen Sie außerdem einmal von den Hufen weg nach oben: Der Bauch wölbt sich wieder zur rechten Seite heraus, und das, obwohl die Hinterhufe exakt in der Spur der Vorderhufe laufen. Die Erklärung hierfür: Das Pferd macht sich im Rücken irgendwo krumm. 

Das andere Gliedmaßenpaar berührt im Gegensatz zum vorigen Bild den Boden gleichzeitig (hinten rechts und vorne links). 

Von der Seite im Trab betrachtet. Hier fällt vor allem die Unterschiedlichkeit in der Bewegung der beiden diagonalen Beinpaare auf, wie das ja auch schon bei der Betrachtung von vorn zu vermuten war.  auf: Der linke Hinterhuf fußt plan auf dem Boden auf, während der rechte Hinterhuf in der gleichen Trabphase mit der Tracht zuerst aufsetzt. Beachten Sie auch den unterschiedlich großen Abstand zwischen den beiden sich annähernden Vorder- und Hinterhufen auf beiden Bildern. Dass der Takt nicht stimmt, erkennt man auch daran, dass die beiden gedachten Linien entlang von Röhrbein des vorschwingenden Hinterbeins und Oberarm des vorschwingenden Vorderbeins parallel zueinander verlaufen. 
Man sieht außerdem, dass der rechte Vorderhuf vermutlich etwas später wird als der linke Hinterhuf, da der Abstand zum Boden noch größer wird. Beim anderen Gliedmaßenpaar ist dies nicht zu beobachten. 
Diese unterschiedliche Fußung deutet darauf hin, dass das Pferd irgendwo in der Wirbelsäule verdreht und schief ist. Um dies genauer beurteilen zu können, müsste man das Pferd auch noch von hinten in der Bewegung betrachten. 

Im Freilauf auf der gebogenen Linie: Auch hier fußt der linke Hinterhuf im Trab wieder vor dem rechten Vorderhuf auf - Rasmo läuft nicht taktrein. 

Der Hinterhuf einmal näher betrachtet: Die Krone ist hochgestaucht , die nach unten verlaufenden Rillen zeigen ebenfalls eine falsche Belastung an. Diese Deformation ist Folge der Trachtenfußung, die wir in der Bewegung feststellen konnten: Die Trachten werden übermäßig stark belastet. Der Beschlag ist zu kurz und unterstützt die Trachten zu wenig. Auffallend ist auch dass die Zehenwand nicht gerade der eigentlichen Wachstumsrichtung der Hornröhrchen ab dem Kronsaum folgt, sondern nach vorne "wegschnabelt". Auch dies ist vermutlich ein Ergebnis der unphysiologisch von hinten nach vorn auf die Hornkapsel wirkenden Kraft durch die Trachtenfußung. Durch diese Ablösung der Zehenwand nach vorn wird die weiße Linie in ihrer Struktur lockerer, wodurch leichter kleine Steinchen eindringen können, wenn das Pferd barhuf läuft. Auf diese Schwachstelle wäre zu achten.

Auch im Freilauf wird ein Bewegungsmuster deutlich: Rasmo drückt den Rücken in der Bewegung nach unten weg. Die Hinterhand setzt nicht unter, sondern "läuft nach hinten heraus". Die im Stand rückständige Vorhand stützt in der Bewegung etwas weiter vorn, sodass insgesamt der Abstand zwischen Vorder- und Hinterbeinen größer wird und der Rücken "hängebrückenartig" durchhängt. 

Fazit:
Rasmo läuft schlechter, als nach der Beurteilung im Stand zu erwarten wäre. Da eine ausgeprägt unterschiedliche Bewegung der beiden Körperhälften zu beobachten ist, scheint sein Problem im Rücken zu liegen. Dieser Verdacht müsste durch weitere Untersuchungen bestätigt werden. Als Nächstes wäre dann abzuklären, ob dieses Problem sich hauptsächlich auf die Muskulatur bezieht (also durch reiterliche Arbeit beeinflusst werden kann)  und/oder ob ein pathologischer Zustand der Wirbelsäule vorliegt.
Viele Auffälligkeiten in der Bewegung rühren daher, dass das Pferd vorne rückständig steht, aber in der Bewegung die Vorderbeine weiter vorne stützen als im Stand und die Hinterbeine weiter hinten - beides geht einher mit einem weggedrückten Rücken. 
Auch die Trachtenfußung und daraus folgende verformte Hornkapsel ist vermutlich ein Ergebnis dieser Bewegung. Dem Hufschmied alleine wird es deshalb kaum gelingen, sie zu korrigieren, weil sie die Auswirkung und nicht die Ursache des Problems ist. In erster Linie müsste bei Rasmo durch gezielte gymnastizierende Arbeit der Rücken gestärkt und werden. Insgesamt wäre es wichtig, gezielt an geraderichtenden Maßnahmen zu arbeiten.  Solange dieser Prozess der Rückenstärkung anhält, sollte bei den Hufen darauf geachtet werden, dass die Trachtenfußung zumindest keine weiteren schädlichen Auswirkungen hat, das heißt, Rasmo sollte solange auf möglichst weichen Böden bewegt werden, bis eine Verbesserung im Rücken sichtbar ist. Ansonsten könnte eine Hufknorpelverknöcherung als Folgeproblem drohen. 


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