Sanfter Tourismus im Bühlertal

Fliegende Edelsteine, Keuper und Bier

Die Bühler, die „schimmernde“, lockt mit sanftem Tourismus

Die Bühler ist ein Seitenarm des Kochers. Im Gegensatz zum Kochertal wird das Flusstal zwischen Ellwangen und Schwäbisch Hall noch nicht so stark frequentiert – hier gibt es noch unberührte Flusslandschaften und wilde Muschelkalkschluchten zu entdecken. In der „Bühlertalmetropole“ Vellberg vereint sich Geschichte mit Genuss – so z.B. beim Weinbrunnenfest in historischer Kulisse.

Kulinarische Genüsse, historische Burgen und vieles mehr bietet die Region Hohenlohe und eines ganz gewiss: Erholung pur für Outdoor-Sportler! Bei schönem Wetter lockt das Gebiet um Kocher und Jagst Aktiv-Urlauber aus Nah und Fern an. Wer es beschaulicher mag, Skatern und Jakobsweg-Pilgern lieber ausweichen möchte als zwischen Paddelbooten, Motorrad- und Radfahrern dem Tempo-Rausch ausgeliefert zu sein, findet im Bühlertal Ausweichmöglichkeiten.

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Wer Hügel- und stille Flusslandschaften schätzt und die Welt mit offenen Augen betrachtet, der findet an der Bühler idyllische Flecken, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Unberührte Natur mit seltener Flora und Fauna, historische Fachwerkorte und kleine, aber feine Gaststuben mit regionaler Küche – eine Fundgrube für erholungsbedürftige Städter.

Vellberg – kulturell ganz oben

Immer am ersten Juliwochenende zieht das Weinbrunnenfest in Vellberg die Weinliebhaber in der Region magnetisch an. Das mittelalterliche Städtchen ist ein beliebtes Ausflugsziel. Schloss Vellberg thront mit historischer Stadtmauer, Geschütztürmen und unterirdischen Wehrgängen und Zwingern auf dem Fundament einer ehemaligen Burg. Die Verteidigungsanlage erwies sich einst als großer Vorteil – die Stadt trotzte so manchem Angriff!

Gegenüber dem „Städtle“ liegt auf einem malerischen Hügel die Stöckenburg, die auch die evangelische Martinskirche mit dem imposanten Hochaltar aus der Riemenschneider-Ära umspannt. Vor den Toren der Stadt kommen Freunde des Golfsports bei Dörrenzimmern auf ihre Kosten. Darüber hinaus warten in Vellberg und Umgebung Gaumenfreuden auf Touristen, ob in Eschenau, Bühlertann oder andernorts – Vollwertküche mit Wildkräutern, hauseigenes Gebräu und vieles mehr wird hier serviert, das neue Kraft verschafft, denn die wird gebraucht.

Sportliche Herausforderung

Wer die Bewältigung von knapp 250 Höhenmetern auf dem Rad konditionell nicht scheut, sollte sich an der kompletten Bühlertal-Schleife versuchen. Sie ist knapp 100 Kilometer lang und startet in Bühlertann. Von dort geht es über Sulzbach-Laufen nach Gaildorf. Von der „Kulturmetropole“ des Limpurger Lands geht es steil aufwärts Richtung Obersontheim – Schweißperlen sind bei diesem Streckenabschnitt garantiert, aber lieber Schweißperlen als gar keinen Schmuck! Jagstheim, Stimpfach, Jagstzell, Orrotsee, Willa, Rosenberg und Fronrot heißen dann die nächsten Stationen.

Von Fronrot ist es nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt Bühlertann – und nun rast das Herz und glücklich denkt man nur das Eine: Geschafft!

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Wacholderheiden, Muschelkalkfelsen und Streuobstwiesen, Flussauen, Schluchten mit kleineren Wasserfällen oder Keuperberge im Limpurger Land – der Bühlertal-Radtourist kann aus dem Vollen schöpfen. Beim Anblick der Tannenburg oberhalb von Bühlertann kommt jeder Hobby-Historiker auf seine Kosten. Die Tannenburg ist eine sehr gut erhaltene Burg aus der Stauferzeit. Das Gaildorfer Schloss der Schenken von Limpurg – einst eine schwäbisch-fränkische Adelsfamilie in Gaildorf – und das Obersontheimer Schloss sind weitere historische Highlights der Bühlertal-Schleife.

Mit Experten ins wilde Tal

Wer das Wandern einem platten Fahrradreifen vorzieht, folgt einfach den Pfaden des Kocher-Jagst-Trails und hier insbesondere dem Teilabschnitt Bühlersteig. Der Bühlersteig beginnt in Ellwangen und endet in Schwäbisch Hall. Für die 60 Kilometer lange Strecke sollte man mehrere Tage einplanen. Die Option einer geführten Wanderung besteht jederzeit. Wer keinen Wanderführer buchen will, sollte sich auf alle Fälle mit Kartenmaterial eindecken, denn auch bei gutem Orientierungssinn verläuft man sich in den tief eingeschnittenen Muschelkalktälern an der Bühler auch schon mal!

Das passiert Einem garantiert nicht mehr: Bernd Kunz – hat er doch für einen Künzelsauer Verlag vor Jahren ein Buch über die Bühler geschrieben. Der in Ilshofen aufgewachsene Naturfreund wohnt mit seiner Familie mittlerweile in Langenburg an der Jagst. Er kennt die Geheimtipps an der Bühler und verrät: „Meine Lieblingswanderung führt von Hohenstadt aus über Anhausen/Buch nach Vellberg, dann über Talheim, Aulesbuckel und Neunbronn zurück“. „Die Wanderung dauert drei bis vier Stunden und ist zu jeder Jahreszeit schön. Am besten startet man schon gegen sieben Uhr, um den Wechsel der Tageshelligkeit über den Jahreslauf erleben zu können“, schwärmt Kunz.

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Artenreichtum

Nicht nur im Goldenen Herbst oder zur Schlehenblüte, sondern schon im Vorfrühling ist das Bühlertal für Botaniker, Schmetterlingskundler und Ornithologen eine wahre Fundgrube. Im Frühling verbreitet der Bärlauch sein Aroma. In den Schluchtwäldern des Flusstals erfreut im Frühsommer die seltene Türkenbundlilie den botanisch Interessierten. Ihr Name rührt von der Ähnlichkeit ihres Blütenstands mit einem Turban. Die botanische Vielfalt an der Bühler schätzen seltene Schmetterlingsarten wie Großer Schillerfalter oder Trauermantel.

Auf dem Logo der Bühlertalschleife findet sich der Eisvogel wieder. Der „fliegende Edelstein“ ist an der Bühler ebenso heimisch wie Wasseramsel. „Als fliegende Edelsteine kann man durchaus auch die Pracht-Libellen bezeichnen, die im Frühsommer die Uferzonen an der Bühler patrouillieren“, ergänzt Bernd Kunz, der ein ausgewiesener Libellenexperte ist. Die metallisch schimmernden Flügel der Prachtlibellen passen übrigens prima zum Flussnamen. Der Begriff „Bühler“ stammt vom keltischen Wort „bilerna“ (die Schimmernde) ab.

Text und Fotos: Andreas Scholz

Weiterführende Informationen:
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