Äthiopien - Im Tal der verlorenen Gedanken

Äthiopien - Im Tal der verlorenen Gedanken

- eine Reportage von Wojciech Elbich -

Der kleine Mann lacht Tränen. Der Kopf auf dem viel zu dünnen Hals droht jeden Moment herabzufallen, so sehr schüttelt er sich. „Ihr seid echt blöd“, gluckst er vor sich hin, schaut wieder auf uns und setzt zu einer erneuten Lachsalve an. Das Wasser tropft von uns herab und bildet winzige, dunkle Flecken im Hof seiner Absteige.
Rückblende: Jede Bodenwelle ein Hauch von Seekrankheit. Jeder Schlag von unten ein Volltreffer. Ein Polster im Sitz? Wunschdenken. Das Motorrad taumelt zwischen den Wellen aus Sand und Gestein, schwankt, springt und brüllt wie ein Sturm. Aufgewirbelter Staub spritzt ins Gesicht - eine warme, kratzige Gischt aus roter und gelber Erde. Die ersten Strahlen des Tages lassen die Sträucher lange Schatten werfen. Ein friedlicher Anblick, zunichte gemacht von diesem Wahnsinnigen am Gashebel.

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„Das Wissen meiner Vorfahren sollte sich mit dem Wind in der Welt verbreiten, aber leider ist es nicht weit gekommen!“ schreit er, bemüht, den Krach des Zweitakters unter uns zu übertönen. Der Rückspiegel offenbart sein schelmisches Grinsen, seine Zähne sind so weiß wie die Tierknochen, die von Zeit zu Zeit am Wegesrand liegen. Und sie sind deutlich weißer als seine Weste. Seinen Namen wollte der Mann mit der enormen Stirn nicht nennen, nur einen Preisvorschlag hören, der ihn zufrieden stellt. Im Paket inbegriffen ist neben dem Transport seine Verschwiegenheit und notfalls die Bereitschaft zu lügen, sollten wir erwischt werden. Ein Schwindler, aber immerhin unser Schwindler. Sein Grinsen lässt mit der Leistung des Motors nach, zuerst kaum merklich, dann immer stärker. Es verschwindet im selben Augenblick, als auch das Gefährt sich mit einem letzten Stottern ins Schweigen verabschiedet. Das zweite Motorrad kommt direkt nebenan zum Stehen. Samuel, mein einheimischer Begleiter, torkelt wie ein Betrunkener vom Sozius. Sein Fahrer war also auch nicht zärtlicher.

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Äthiopien ist eines der ärmsten Länder der Welt, doch wie so oft konnte keine Katastrophe natürlicher oder politischer Art den Einfallsreichtum der Betroffenen dämpfen. Ein Stöckchen anspitzen, ins Gewinde hämmern und vom zweiten Motorrad die Hälfte des benötigten Öls abzapfen – fertig. Mit dem Lärm der beiden Motoren kehrt auch das Grinsen in die Gesichter der Fahrer zurück, die Steißbeinfolter kann weitergehen. Im Westen funkelt es nun immer wieder auf, der Omo kommt endlich in Sichtweite. Der viertlängste Fluss Äthiopiens wirkt in dieser trockenen Gegend wie ein Fremdkörper, das saftige Grün an seinen Ufern unnatürlich und übersättigt.


Das Grün ist aber auch der Grund, weswegen wir überhaupt hier sind. Noch gehört es überwiegend der einheimischen Bevölkerung, der Fluss und die fruchtbare Erde in seinem Einzugsgebiet bieten mehreren tausend Menschen eine Lebensgrundlage. Etwa 20 Stämme mit unterschiedlichsten Kulturen bilden eine weltweit einzigartige Diversität, sie leben traditionell von Viehzucht und Ackerbau. Bekannt sind unter anderem die Mursi, die Lippenteller, mit denen sie sich schmücken, prägen unser trügerisches Bild vom „rückständigen“ Afrika.
Touristen, die hierher kommen, wählen meistens den bequemen Weg: Im klimatisierten Geländewagen werden sie zu einem der zahlreichen Dörfer gefahren, ein Führer erzählt ein wenig Hintergrund und jedes Foto kostet extra. „Menschenzoo“ wäre der richtige Begriff, doch mein Fahrer spricht lieber von Reservaten. „Sie sind sicher!“ meint er. „Sie haben Land zugewiesen bekommen und können es nun bebauen, ohne Angst vor Überfällen zu haben. Früher haben sich selbst gute Nachbarn regelmäßig bekämpft!“


Unser primäres Ziel ist jedoch kein Dorf, sondern eine große Baumwollfarm. Ein türkischer Investor hat im Rahmen des Äthiopischen Wachstumsplans von 2011 eine Fläche von zehntausend Hektar Land kaufen können. Die hier angebaute Baumwolle ist die landesweit einzige mit Bio-Qualität, allerdings mussten für den Anbau Weidegründe der Karo weichen, ohne dass es echte Kompensation gab. Die Baumwolle gelangt auf kleinen Lastwagen in den Speckgürtel der Hauptstadt Addis Abeba. Genau wie die Farmen selbst, sind auch verarbeitende Betriebe in den letzten Jahren förmlich aus dem Boden geschossen. Die internationale Textil- und Modeindustrie hat ein Auge auf Äthiopien geworfen, das Land gilt als politisch stabil und Skandale schaffen es selten über die Landesmedien hinaus. Ich möchte gerne wissen, wie die Arbeitsbedingungen auf einer Farm sind, welche den Rohstoff für ein Drei-Euro-T-Shirt liefert. Deswegen kommen wir heimlich, nicht im Strom einer organisierten Tour. Keine Chance, sich zu entfernen und sich abseits der geführten Gruppe zu bewegen, keine Chance auf einen Dialog mit Einheimischen, ohne die wachsamen Ohren der Guides.

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Die Sonne steht bereits hoch am Himmel und die Hitze bewegt sich irgendwo zwischen Backofen und dem vierten Kreis der Hölle. Ich könnte schwören, dass Sand aus meinen Ohren rieselt. Von einem Baum aus können wir einen Teil des Geländes überblicken. Es sind nur wenige Farmer auf den Feldern, dafür einige Bauarbeiter, welche am Omo riesige Rohre für Bewässerungsanlagen verlegen. Baumwolle ist durstig. Wir aber auch. Längst haben wir kein Wasser mehr, nach über drei Stunden geben wir frustriert auf und laufen zum vereinbarten Treffpunkt zurück.


Ein kleiner Baum spendet unseren Fahrern und einem unbekannten Dritten homöopathisch Schatten. Der Dritte trägt Uniform und hat seine Kalaschnikow achtlos in den Sand geworfen, mein Herz schlägt schmerzhaft im Unterleib auf.
Samuel klärt mich nach einem kurzen Gespräch auf: „Er ist kein Polizist, nur Wachmann des Dorfes. Er will wissen, warum ein Weißer sich bei der Farm herumtreibt.“ „Ich bin Tourist und wollte wissen, was das für ein Gelände ist. Davon steht nichts in meinem Reiseführer, ich war neugierig.“ lüge ich furchtbar schlecht. Das kann er unmöglich glauben, doch seine Ohren scheinen ebenfalls zur Trockenheit der Gegend beizutragen, denn er zeigt nur gelangweilt in Richtung Norden. „ Etwa 4 km. Da ist das Tor. Fragt doch einfach nach, ob ihr rein dürft.“


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Im Rückspiegel kein Grinsen mehr, sorgenvolle Furchen dominieren nun die riesige Stirn des Fahrers. „Da hast du jetzt dein Wasser!“ brüllt er seinen Partner auf dem anderen Gefährt an, erhält aber keine Antwort.
Erst als der Pfad in die breitere Hauptstraße in Richtung Süden mündet, lässt das Unwetter nach. Wo am Morgen gelbe und rote Erde das Bild bestimmten, glitzert nun nasses, dampfendes Braun in den ersten wiederkehrenden Sonnenstrahlen.
Ankunft im so genannten Hotel. Der kleine Mann lacht Tränen. Der Kopf auf dem viel zu dünnen Hals droht jeden Moment herabzufallen, so sehr schüttelt er sich. „Die Arbeiter von der Farm“, quietscht er, „sie kommen jeden Monat hierher. Sobald sie ihr Gehalt haben, nimmt einer der Trucks sie mit. Ich vermiete meine Zimmer auch stundenweise und die Mädchen in Turmi sind billig.“ Er fasst sich für einen Moment. „ Ihr hättet einfach ein paar Tage warten müssen. Ihr faranjis seid echt blöd!“
Das Wasser tropft von uns herab und bildet winzige, dunkle Flecken im Hof seiner Absteige. Er lacht noch immer, aber ich höre ihn kaum.


Sand verstopft meine Ohren.

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TEXT UND FOTOS: WOJCIECH ELBICH

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