Das Spy-Museum in Berlin

Ein Besuch im Spy-Museum bringt erstaunliches zu Tage

Auch mit der Spionage hatte es einmal ganz urwüchsig angefangen. „Frumentari“- Getreidehändler- hießen die Spitzel bei den Römern, weil sie aus deren Kaste hervorgegangen waren. Beim Markthandel hatten sie die Kundschaft ausgefragt.

Ein früher Fall von Industriespionage ist aus 1782 verbürgt, als es Karl Albrecht Delius gelungen war, eine komplette Spinnmaschine nebst Facharbeiter aus England zu entführen, obwohl das seinerzeit bei Todesstrafe verboten war. Damit konnten dann auch in Deutschland die ersten Spinnereien betrieben werden.

Zu lesen sind diese Geschichten im Eingangstunnel auf Wandtafeln. Mit Hilfe von kleinen Touch-Screens können sie vertieft werden. Treppauf geht es dann ins Vitrinen-Reich der Gegenständlichkeit. Gerade der 2. Weltkrieg hatte einen wahren Innovationsschub des Machbaren hervorgebracht. Und es wird richtig „touchy“, denn mit Hilfe von Begleitmonitoren lassen sich Morsekoffer, Radiosender und Tabakpfeifenpistolen dreidimensional drehen, lässt sich also digital in die Vitrinen hinein greifen. Grosse Namen wie Richard Sorge aber auch Dietrich Bonhoeffer, der auf seinen Dienstreisen ins neutrale Ausland Informationen über den deutschen Widerstand übermittelte, stehen für die erste Grandepoque der Spionage.

Die Übergänge in den kalten Krieg sind fließend. Man merkt es vor allem an den immer kleiner und raffinierter werdenden technischen Möglichkeiten. Mikrophone ließen sich nun in Hörgeräten und Kameras zwischen BH-Körbchen unterbringen und geschossen werden konnte mit den Waffen einer Frau, aus Lippenstiftpistolen. Der „Große Komplex-Koffer“ war sehr praktisch beim Ausspionieren und Abfotografieren von Wohnungen. Kennzeichen der Sammlung ist, dass sie nicht groß zwischen Ost- und West unterscheidet. „Ziel und Anliegen ist einfach nur zu zeigen was ging und was geht, ohne nachträglich noch in gut und böse aufzusplitten“ meint Museums-Mitbegründer Carsten Kollmeier. So hat die Wiedervereinigung in die Vitrinen Einzug gehalten. Ein Schelm ist, wer dabei an die Befindlichkeiten derer denkt, mit deren Sach- und Informationsgaben die Sammlung zu einem großen Teil erst ermöglicht werden konnte, und die ihr früheres konspiratives Wirken nicht auch noch im Museum herabgestuft sehen möchten. Immerhin haben sie jahrelang im Gefängnis gesessen. Über sie und was sie angetrieben hat erfährt man allerlei Interessantes.

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Dann gibt es noch das Thema „Big-Data“. Max Schrems, ein Österreicher Student hatte 2011 Facebook angeschrieben und um alle Informationen gebeten, die über ihn als Facebook-Mitglied gesammelt worden waren. Er bekam ein Dosier von 1.200 Seiten und konnte darin 22 Verstöße gegen das Datenschutzgesetz ausmachen. Er klagte beim Europäischen Gerichtshof auf Unterlassung der Weitergabe seiner Daten an die USA und hat soeben erst- zumindest auf dem Papier- gewonnen. „Informationen werden auch durch eigenes Verhalten preisgegeben. Wir hinterlassen im Netz Spuren und zwar für ewig. Dafür möchten wir den Besucher auch sensibilisieren“ so Carsten Kollmeier.
Auf 3000 m² sind 400 Exponate zu sehen. Mit 18 € hat das Spy-Museum aber seinen Preis.

Spy-Museum Berlin, Leipziger Pl. 9, 10117 Berlin, geöffnet Mo-bis So von 10 bis 20 Uhr.
www.deutsches-spionagemuseum.de

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Michael Lösch www.fuehrwort.de
Fotos: Bildagentur Zoonar
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