Spannende Zeitreise dank Jahrhundertfenstern

Spannende Zeitreise dank Jahrhundertfenstern

Neue Erlebnisstationen machen die historische Haller Landhege erfahrbar

Landhege, Landwehr, Landgraben – mit diesen drei Begriffen werden historische Grenzmarkierungen und -sicherungen in Verbindung gebracht. Im vergangenen Jahr wurden im Haller Umland mehrere Jahrhundertfenster als Erlebnisstationen geschaffen, die einen spannenden Einblick in die ehemalige Landhege bieten.

Eindringlinge unerwünscht – der Bau einer Landwehr markierte früher die eigene Reichsgrenze und zeigte Reisenden die letzte Linie für sicheres Geleit. Oft wurden am Grenzverlauf auch Türme gebaut, die als Zollstationen für Einnahmen sorgten und dem florierenden Schwarzhandel im Mittelalter vorbeugen sollten. Vielerorts ist von der Landhege im Laufe der Zeit wenig übrig geblieben. In Region Heilbronn-Franken ist die historische Landhege vereinzelt noch in Form tiefer Gräben zu finden – vor allem in Waldgebieten.

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Mit einer Länge von 200 Kilometer fiel die Haller Landhege im Gegensatz zur Rothenburger Landhege und dem Württemberger Landgraben länger aus. Die Landwehr umfasste einen Großteils des Territoriums der Reichsstadt Schwäbisch Hall und schützte deren Rechtsgrenzen. Auch die Haller Landhege bestand aus Gräben und Wällen. Der Kocherfluss fungierte an vielen Stellen als natürliche Grenze der Landhege.

Während der Landturm bei Hörlebach aus dem 15. Jahrhundert bis heute erhalten geblieben ist, erinnern an manchen Stellen nur noch Namen wie Hegenhof bei Mainhardt-Lachweiler an die einstige Landhege. Vereinzelt sind noch Abschnitte im Wald und in der Flur sichtbar. Durch Erosion und landwirtschaftliche Nutzung sind auf dem freien Feld die Spuren der Haller Landhege oft nicht mehr erkennbar.

Infos zu einigen neu errichteten Landhege-Stationen

Um das kulturhistorisch bedeutende Erbe der Haller Landhege auch Einheimischen und Besuchern näher zu bringen, wurde ab 2011 im Rahmen eines LEADER Förderprogrammes der Europäischen Union ein umfangreiches Projekt entwickelt, welches seit 2014 realisiert wird.

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Die Ideen für die Jahrhundertfenster stammen von Eberhard „Hardy“ Mann. Er konzipierte und realisierte in der Vergangenheit unter anderem auch den Fuxi-Naturerlebnis-Pfad im Mainhardter Wald. „Wir haben enorm Gas gegeben, damit die Jahrhundertfenster alle fertig wurden“, erklärt Eberhard Mann.

Oberrot
Das Jahrhundertfenster in Oberrot ist eine Infostation am Rottalradweg mit Rastbank für Radfahrer und Wanderer, historischen Grenzsteinen und Informationen wie hier einst die äußere und natürliche Grenze der Reichsstadt Schwäbisch Hall aussah.

Rosengarten-Sanzenbach
Der Kelterbuckel bei Rosengarten-Sanzenbach ist heute eine beliebte Grillstelle. Früher diente ein Landturm im Wald oberhalb von Sanzenbach als Überwachungsposten. Von der Höhenlage konnte gleichzeitig die Landhege um Rosengarten als auch der Grenzverkehr zum Limpurger Land überblickt und kontrolliert werden. Auf dem Kelterbuckel wurde ein multifunktionaler Landturm errichtet, der sieben Meter hoch und vier Meter breit“ ist, erläutert Eberhard Mann. Im ersten Stock wartet auf Besucher von einer Aussichtsplattform mit einem neuartigen Zeitenfernrohr ein ganz besonderes Aussichtserlebnis. Schautafeln im Landturm informieren über die spannende Geschichte der Landhege. Der neue Landturm bietet Wanderern und Radfahren auch bei schlechtem Wetter eine willkommenen Unterstand. Neu an der Erlebnis-Station auf dem Kelterbuckel sind auch zwei rekonstruierte Grenzsteine, die früher den Übergang zum Gebiet der Freien Reichsstadt Schwäbisch Hall anzeigten.

Michelfeld
Auch oberhalb vom Baierbacher Hof zwischen Michelfeld und Gnadental verlief einst die Haller Landhege. Der Baierbacher Hof gehört der Hospitalstiftung Schwäbisch Hall und wird im Sommer von Kindern und Jugendlichen als Ferienlager genutzt. „Gegenüber dem Hofgebäude wurde eine Nachbildung eines imposanten historischen vier Meter hohen Grenzdurchlasses errichtet, welchen man seinerzeit als Falle bezeichnete“, so Eberhard Mann.

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Mainhardt
Am Ortsrand von Mainhardt direkt an der Bundestraße 14 und in unmittelbarer Nähe zur Limes-Rekonstruktion stehen inzwischen drei grimmig dreinblickende Gesellen aus Eichenholz. Der Göckelbua, der Mausfanger und der Lange Weber waren einst Mitglieder der gefürchteten Räuberbande, die Mitte des 18. Jahrhunderts im Mainhardter Wald ihr Unwesen trieb. „Die Räuber werden dabei gezeigt, wie sie gerade durch die Hege schlüpfen, um zu den Zielen ihrer Raubzüge zu gelangen“, erklärt Eberhard Mann. Die Haller Landhege wurde auch an der Erlebnisstation in Mainhardt realistisch rekonstruiert und mit Hainbuchen bepflanzt. Wie früher üblich sollen die Hainbuchen-Triebe jährlich „gehegt“ und ineinander verflochten werden. So entwickelt sich daraus mit der Zeit eine undurchdringbare Hecke. Schautafeln sowie Grenz- und Geleitsteine runden das neue Jahrhundertfenster im Mainhardter Wald ab.

Weitere Infos:
www.haller-landhege.de

Text und Fotos: Andreas Scholz

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