Abenteuerliches Marokko

Abenteuerliches Marokko

„Marokko? Was wollt ihr denn in Marokko?“ - „Na, Urlaub machen! Abenteuer und ein Stückchen Orient erleben!“ - „Zu gefährlich“ sagen die einen, „Die Strassen zu schlecht“ die anderen.

Diese und ähnliche Kommentare klingen uns noch in den Ohren während wir auf der Schnellfähre von Tarifa nach Tanger fahren. Gute 45 Minuten dauert die Überfahrt, die auch gleich für die Passkontrolle genutzt wird. Dies soll das Einreiseprozedere verkürzen; aber ob dem wirklich so ist, sei dahingestellt. Wir benötigen für die Einreise nach Marokko jedenfalls nochmals 45 Minuten.

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Aber es ist toll! Genauso, wie die angenehme Fahrt, die uns nun, dank Klimaanlage und wunderbar ausgebauten Straßen, bevor steht. Marokko ist ein Land der Gegensätze und Kontraste. Da wäre zum einen das hervorragend ausgebaute Straßen- und Tankstellennetz. Bis in die Wüste ist Marokko inzwischen asphaltiert und eine Autobahn führt fast durchs ganze Land. Und doch wird der Esel-, der Mulie- und der Pferdekarren oder gar das Kamel als Transportmittel ebenso geschätzt wie das Auto.

Uns ist jedoch unser Kombi am liebsten und mit ihm steuern wir nun die drei größten Städte des Landes an. Zuerst Casblanca, danach Marrakech und Fes, die neben ihren mittelalterlich anmutenden labyrinthartigen Medinas mit ihren Souks, Gassen, Gerber- und Färbervierteln, Koranschulen und Marktplätzen auch mit Satellitenschüsseln übersäte Hausdächer, neumoderne Supermärkte und von Technik protzende Bauwerke zu bieten haben, wie die imposante „Grande Mosquee Hassan II“ in Casablanca. Die Moschee sollte der Reisende sich auf keinen Fall entgehen lassen, da sie eine der wenigen in Marokko ist, die auch Nichtmuslime betreten dürfen.

Der „Place Jemaa el Fna“ (Platz der Toten / Marktplatz) und die „Koutoubia-Moschee“ wiederum sind die Wahrzeichen Marrakechs und vor allem auf dem „Place Jemaa el Fna“ herrscht Tag und Nacht buntes Treiben. Hier sind Schlangenbeschwörer, Akrobaten, Gaukler, Tänzer, Musikanten, Schuhputzer und Geschichtenerzähler zu beobachten. Nach Sonnenuntergang wehen einem die verschiedensten Gerüche um die Nase.
Die Essenstände bieten alles an - von Schnecken bis zum Kebab und wer danach durstig ist, wird von dem frisch gepressten Orangensaft, der hier überall angeboten wird, begeistert sein. In Fes ist der mit Abstand interessanteste Teil das Gerberviertel, das man jedoch ohne Führer nicht finden wird. Wer wiederum einen Guide engagiert, muss damit rechnen, dass die Führung durch die Stadt eher in eine Shoppingtour ausartet. Der unerfahrene Tourist bekommt dann eher Stoff-, Töpfer- und Teppichgeschäfte zu Gesicht, in denen weder die Größe - „kein Problem, wir haben auch kleine Teppiche“ - noch der Preis - „wir haben auch Low-Budget-Teppiche“ - noch die Schwierigkeit des Transportierens - „wir verschicken mit DHL auch nach Deutschland“ - noch das fehlende Kleingeld - „wir nehmen auch Kreditkarte“ - ein Problem darstellt.

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Die Kontraste machen auch vor der Natur nicht halt! Während der Norden z. B. bei Ifrane einige Monate im Jahr schneebedeckte Berge vorweist, hat das Erg Chebbi im Süden eine wunderbare Sandwüste mit Dünen und Temperaturen die auch im Oktober noch 39 Grad erreichen. In Marokko findet der aufmerksame Beobachter sowohl bizarre Felsformationen im Atlasgebirge, tiefe Schluchten und beeindruckende Canons in der Dades- und Todra-Schlucht, Wasserfälle wie die „Cascades d’Ouzoud“, die als die größten und wegen der malerischen Landschaft auch mit Abstand als die Schönsten gelten, als auch Oasen wie die bei Tinehir und Tafilalet und riesige Zeder- und Korkeichenwälder in der Nähe von Fes. Ganz zu Schweigen von der Vielfalt, die sich entlang der Küste erstreckt. Hier wechseln sich lange Sandstrände mit imposanten Steilklippen ab. Na, wenn das nicht abwechslungsreich ist!

Die Menschen stehen dem in nichts nach. Obwohl Marokkaner im allgemeinen sehr traditionsbewusst sind, lässt sich der westliche Einfluss nicht leugnen – „Wir sind die Moslem-light-Version“. Unter fast jeder Jellabah (langes Kapuzengewand) luken auch Jeanshosen und Turnschuhe hervor. Frauen schlängeln sich wie selbstverständlich unverschleiert auf Mofas durch die Strassen und Väter tragen oder fahren die Kleinen spazieren. Der moderne Araber telefonieret mit dem Handy, während er an seinem traditionellem „The a la menthe“ (Minztee) nippt.
Also, wer da noch fragt: „Was wollt ihr denn in Marokko?“...

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Text und Fotos: Janita Webeler
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