Sagenhafter Schwäbisch-Fränkischer Wald

Interview mit der Schriftstellerin Sylvia Bäßler
Sagenhafter Schwäbisch-Fränkischer Wald

Die Schriftstellerin Sylvia Bäßler braucht die Natur zum Atmen und zum Schreiben

In ihrem Debütroman „Im Zeichen der Fische“ (2011) beschreibt Sylvia Bäßler aus Murrhardt-Kirchenkirnberg auf spannende Weise die historischen Ereignisse in Murrhardt und Oberrot in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Zu jener Zeit litt das Kloster Murrhardt an verrohten Sitten. Um die Moral wieder zu stärken und das Kloster zu retten, wurden Mönche aus dem Kloster Lorch im Remstal herbeigerufen, um nötige Reformen einzuleiten. Allerdings greift der machthungrige Herzog Ulrich von Wirtemberg kräftig ins Geschehen ein. Eine Gewaltspirale setzt sich in Gang. Auch der Augustinermönch Martin Luther spielt in der Geschichte eine wichtige Rolle. In ihrem vor kurzem im Einhorn-Verlag erschienenen Zweitwerk „Im Schatten der Eichen“ widmet sich die im Remstal aufgewachsene Autorin vor allem Sagen, Märchen, Mythen sowie den Anfängen der Besiedelung im Welzheimer Wald. Im NATURSCHECK-Interview erzählt Sylvia Bäßler auch von der Magie des Schwäbisch-Fränkischen Waldes.

Können Sie kurz sagen, welche Themen ihre Romane behandeln?

Sylvia Bäßler: In meinen Büchern geht es immer um Gott bzw. eine höhere Macht, die Welt, die Toleranz gegenüber anders Denkenden und ein friedliches Miteinander. Es geht ums genaue Hinsehen und Verstehen, warum der andere sich so verhält wie er es tut und auch um den tieferen Grund was er mit seinem Verhalten bezwecken möchte. Ein Fremder, der einem vielleicht sogar feindselig erscheint, ist meist nach einer ersten Annäherung bei weitem nicht mehr so erschreckend wie man dachte.

Was fasziniert Sie persönlich an alten Sagen und Märchen?

Sylvia Bäßler: Alte Sagen und Märchen sind ein wertvolles Erbe unserer Ahnen, das es zu pflegen und zu bewahren gilt. Sie beinhalten eine Sehnsucht, dass da noch mehr ist als unser Verstand erfassen kann. Die meisten von uns haben zwar die Sinne dafür verloren in diese andere Welt zu blicken, jedoch besteht die Faszination – nicht nur bei mir – weiter. Heute heißt es oft Fantasy, die Geschichten sind aber im Grund die selben und sind beliebt wie eh und je.

Im Roman „Im Schatten der Eichen“ kommen Sagenwesen aus dem Schwäbisch-Fränkischen Wald vor. Was kann der Mensch von den „Erdluitle“ lernen?

Sylvia Bäßler: Sie sind genügsam, bescheiden und behandeln alles Leben mit Respekt. Sie leben in liebevollem Einklang mit der Natur und kennen und befolgen ihre Gesetze. Sie besitzen einen tiefen Glauben an die „Große Macht“, die wir Gott nennen, welcher der Schöpfer aller Dinge ist. All diese Eigenschaften würden uns heutigen Menschen auch gut bekommen.

Die Hauptfigur Ihres aktuellen Romans, den Ihr Mann sehr gelungen illustriert hat, heißt „Strix aluco“, den Sie als „Schwäbischen Hobbit“ bezeichnen. Welche Heldenreise durchlebt Ihre Hauptfigur?

Sylvia Bäßler: Strix ist ein „Hobbit“ im ursprünglichen Sinne wie J.R.R. Tolkien ihn einst geschrieben hat. Er ist liebenswert und ein wenig bequem. Am liebsten möchte er seine „Komfortzone“ nicht verlassen und einfach ohne viel Aufregung in den Tag hinein leben. Daraus wird allerdings nichts. Er überschreitet die Grenze und lässt sich mit den Menschen ein, obwohl ihm das strengstens untersagt ist und das seine Verbannung aus dem Clan bedeuten kann. Doch genau diese „Feindberührung“ verändert sein Leben für immer und rüttelt nicht nur ihn wach.

Welche Magie geht vom Schwäbisch-Fränkischen Wald aus, der Ihnen offenbar als Inspirationsquelle zum Schreiben dient?

Sylvia Bäßler: Der Schwäbisch-Fränkische-Wald ist ein wunderschönes Fleckchen Erde. Ich sehe es als Geschenk, dass ich mit meinem Mann und meinen zwei Kindern hier leben darf. Den Zauber zu beschreiben fällt mir schwer, er ist so besonders, dass man ihn einfach selbst spüren muss, um ihn zu erfassen. „Magische Plätze“ gibt es viele, selbst wenn sich darum wenige oder gar keine Sagen ranken. Die Hörschbachwasserfälle und das Felsenmeer bei Murrhardt sind solche Orte. Aber auch der wunderbare Blick vom Hagbergturm bei Horlachen lässt einem das Herz aufgehen. Die Glattenzainbachmühle bei Kirchenkirnberg und der ehemalige Mühlenweiher „Herrensee“ bei Eichenkirnberg lohnen ebenfalls einen Besuch, genau wie viele andere Plätze.

Ist Ihr aktueller Roman auch für Kinder geeignet?

Sylvia Bäßler: Auch wenn er nicht als Kinderbuch gedacht war, ist er auch für Kinder geeignet. Vordergründig können die Kinder (und nicht nur sie) natürlich lernen, dass es sehr wichtig ist, mit der Natur und den Mitgeschöpfen respektvoll umzugehen.
Das Wort Umwelt sollte richtiger Weise „Mitwelt“ heißen, da die Welt nicht um uns herum ist, sondern wir Menschen mitten in ihr leben. Es ist wichtig, diese Welt mit weniger egoistischen Augen zu sehen. Hintergründig betrachtet kann es heutzutage in unserer Gesellschaft gar nicht mehr schnell genug gehen, dass die Kinder etwas „Vernünftiges“ lernen. Es wäre schön, wenn das ein oder andere Kind erkennt, dass es nicht verrückt ist, wenn es etwas wahrnimmt, was nicht von dieser Welt zu sein scheint, nur weil die meisten Erwachsenen längst keine Ahnung mehr davon haben. Die Anthroposophen nennen diese Naturgeschöpfe übrigens „Elementarwesen“ und wissen von ihrer Existenz.

In Ihrem Roman haben die meisten Sagen- und Naturwesen eine Angst gegen den Menschen entwickelt, der in ihren Augen keinen Respekt vor dem Leben hat und Bäume sowie Tiere tötet. Wie sehen Sie den derzeitigen „Ist-Zustand“ in der Realität?

Sylvia Bäßler: Die Palette der Selbstwahrnehmung vieler Menschen ist breit gefächert, von Egozentrik bis Selbstverachtung ist alles dabei. Immer mehr Menschen verlieren den gesunden Bezug zur Liebe und zum Leben. Sie kommen aus dem Tritt und verlieren den Halt. Hier kann der Glaube an Gott bzw. eine größere Macht eine Hilfe sein. Dasselbe gilt für den Respekt gegenüber den Mitmenschen. Gesamtgeschichtlich gesehen haben wir uns in einigen Bereichen gut entwickelt, dennoch gibt es noch genug haarsträubende Defizite. Unser Alltag und die Nachrichten sind voll davon. Doch auch hier gibt es positive Beispiele von Zivilcourage, die lobenswert sind. Auf die Frage nach dem Umgang mit der Natur kann ich keine generelle Antwort geben. Das fällt in allen Ländern und Kulturkreisen sehr unterschiedlich aus, daher beziehe ich mich jetzt nur auf Deutschland. Meiner Meinung nach hat sich in vielen Bereichen sehr viel zum Guten gewendet – z. B. beim Gewässerschutz und Recycling. Die Nachhaltigkeit unserer deutschen Forstwirtschaft finde ich vorbildlich, aber die Schäden, die durch schweres Gerät im Wald verursacht werden, gefallen mir nicht. Auch laufen zu viele Menschen achtlos durchs Leben. Was ist das für ein Naturfreund, der beim Wandern einfach seinen Müll im Wald fallen lässt – oder schlimmer noch – seinen Müll in der Natur entsorgt und das dann auch noch mit zu hohen Müllgebühren rechtfertigen will? Beim Tierschutz hat sich viel getan, aber leider nicht in jedem Bereich. Die Massentierhaltung ist ein katastrophales Beispiel dafür, wie man sich seinen Mitgeschöpfen gegenüber nicht verhalten soll.

Sie haben im vergangenen Jahr am 33. Landespreis für Heimatforschung teilgenommen. Was reizt sie im digitalen Zeitalter an historischen Heimatthemen?

Sylvia Bäßler: Mein Motto lautet: Nur wer die Vergangenheit kennt und aus ihr lernt, kann klug an der Zukunft arbeiten. Daher möchte ich meine Leserinnen und Leser für die Geschichte und die Geschichten aus unserer direkten Vergangenheit interessieren. Es wäre sicher leichter, meiner Phantasie einfach freien Lauf zu lassen oder Krimis zu schreiben, aber ich halte es für sehr wichtig, dass wir nicht vergessen, wo wir her kommen – damit wir besser entscheiden können, wo wir hin wollen. Wer sich mit der Vergangenheit lange genug beschäftigt, verliert übrigens irgendwann die Sehnsucht danach, dort leben zu wollen. In keiner Epoche mit der ich mich bisher beschäftigt habe, konnte ich „die gute alte Zeit“ entdecken. Dafür ist mein Respekt vor unseren hart arbeitenden Ahnen enorm gewachsen.

Sie schreiben an einem neuen Roman. Wie kommen Sie dabei voran?

Sylvia Bäßler: Zur Zeit stecke ich mitten in den Recherchenarbeiten. Die Geschichte spielt um 1900 in der Gegend zwischen Murrhardt und Grab. Es geht unter anderem um italienische Wanderarbeiter, die im Sommer zum Arbeiten nach Deutschland kamen, um ihre Familien ernähren zu können. Außerdem geht es um den Aufbau der Infrastruktur im Süddeutschen Raum – z. B. durch den Ausbau des Straßennetzes und welche entscheidende Rolle dabei reiche Fabrikanten spielten. Das Buch wird sozialkritisch und soll die Leserinnen und Leser zum Nachdenken anregen.

Weitere Informationen

Website von Sylvia Bäßler:
www.sylviabaessler.de

Website des Einhorn-Verlags:
www.einhornverlag.de

Buchtipp:
Im Schatten der Eichen – Sylvia Bäßler, Einhorn-Verlag, Schwäbisch Gmünd, Broschur,
13 x 21 cm, 320 Seiten, ISBN: 978-3-9574-7004-1, Preis 14,80 €

Interview: Andreas Scholz
Fotos: Andreas Scholz / Einhorn-Verlag

Einen ergänzenden Artikel über den Schwäbisch-Fränkischen Wald finden Sie
HIER

Hinweis für Redaktionen: Kompletter Text und Fotos sind lieferbar!
Medienübersicht
  • Text
  • Foto
  • Illustration
  • Grafik
  • Animation
  • Ton
  • Film
Sagenhafter Schwäbisch-Fränkischer Wald Unsere Preise für Text, Fotos und Grafik pro Thema
Individuelle Preisvereinbarung: info@reportagen.de
+49 (0)40 390 92 91
Blog & Social Media
Der Preis wird individuell mit Ihnen vereinbart. Er ist abhängigkeit davon wie lange Sie den Beitrag veröffentlichen wollen, wie häufig oder wie viele Beiträge Sie erwerben und ob Sie eine Exklusivität (Unique Content) wünschen. In der Regel werden zum Festpreis drei Fotos oder ersatzweise Grafiken, Illustrationen sowie der kompletten Text geliefert. Copyrighthinweise müssen entweder unter dem Text bzw. Fotos oder im Impressum genannt werden.

Hinweis: Wir produzieren als ABO regelmäßige Blogbeiträge passend zu Ihrer Zielgruppe die wir "Just-In-Time" liefern. Sprechen Sie uns bei Interesse an!
Absprache
Internet & Online-Magazin
Der Preis wird individuell mit Ihnen vereinbart. Er ist abhängigkeit davon, wie lange Sie den Beitrag veröffentlichen wollen, wie häufig oder wie viele Beiträge Sie erwerben und ob Sie eine Exklusivität (Unique Content) wünschen. In der Regel werden zum Festpreis drei Fotos oder ersatzweise Grafiken, Illustrationen sowie der kompletten Text geliefert. Copyrighthinweise müssen entweder unter dem Text bzw. Fotos oder im Impressum genannt werden.

Hinweis: Sie können als regelmäßig passende Beiträge mit Text und Fotos von uns erhalten. Wir vereinbaren gerne individuelle Preise. Sprechen Sie uns bei Interesse an.
Absprache
Tageszeitung Komplettpreis
Wir verhandeln in der Regel Pauschalpreise für komplette Reportagen (Texte, Fotos, Grafiken) je nach Auflage und Umfang mit unseren Kunden. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wenn Sie Interesse an einem Thema haben. Klicken Sie dafür einfach auf den "Bestellen" Button.
VB
Print bis Auflage 300.000 pro Seite
Wir verhandeln in der Regel Pauschalpreise für komplette Reportagen (Texte, Fotos, Grafiken) je nach Auflage und Umfang mit unseren Kunden. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wenn Sie Interesse an einem Thema haben. Klicken Sie dafür einfach auf den "Bestellen" Button.
VB
Print > 300.000 pro Seite
Wir verhandeln in der Regel Pauschalpreise für komplette Reportagen (Texte, Fotos, Grafiken) je nach Auflage und Umfang mit unseren Kunden. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wenn Sie Interesse an einem Thema haben. Klicken Sie dafür einfach auf den "Bestellen" Button.
VB
Merchandising Lizenz
Sie können viele Texte, Fotos, Videos, Grafiken und Illustrationen auch für Bücher, Kalender, Software, Spiele, Werbegeschenke, Sammelalben oder sonstige Handelsprodukte erwerben. Hierfür vereinbaren wir mit Ihnen individuelle Preise je nach Vorhaben.
Absprache
TV & Video, Hörfunk
Videos, Filme und Tonbeiträge können bei Reportagen.de derzeit nur mit Screenshoots und textlicher Beschreibung dargestellt werden. Wenn Sie Interesse daran haben, einen Film zu veröffentlichen, dann sprechen Sie uns bitte an. Wir liefern Ihnen zuerst einige Videos zur Vorabansicht. Bei weiterhin vorhandenem Interesse erfolgt eine Preisabsprache und anschließend die Produktion bzw. Auslieferung des Endproduktes gemäß Vereinbarung.
Absprache

Reportage kaufen