Content Marketing - Noch immer nicht ganz verstanden?

27.07.2013
Content Marketing - Noch immer nicht ganz verstanden?

Foto: Zoonar/Robert KneschkeContent Marketing hat sich in den letzten Jahren von einer PR-Nischendisziplin zu einem Online-Hype entwickelt. Seit das allmächtige Suchmonster Google bemüht ist, hochwertige Inhalte zu „belohnen“ und simples Linkspamming abzustrafen, versuchen SEO-Experten, Webmaster, Facebook-Fanpage-Betreiber und Werber gleichermaßen interessanten Content für Marketingzwecke zu nutzen. Nur jeder auf seine Art und oft mit verschiedener Zielsetzung.

Hier soll es nicht um eine Interpretation des Google Algorithmus gehen, dessen exakte Programmierung in etwa so geheimnisumwoben wie das Original Coca Cola Rezept ist. In diesem Beitrag geht es vielmehr um meine persönlichen Erfahrungen mit Content Marketing. Diese resultieren einerseits aus meiner Tätigkeit als Geschäftsführer für Reportagen.de, einer journalistischen Content Datenbank und andererseits aus meiner Arbeit als Honorardozent für Online und Social Media Marketing, PR und Journalismus.

Im Grunde könnte dieser Text schon pures Content Marketing sein. Inhaltlich läßt sich dies nicht auf Anhieb erkennen. Viele interessante und hochwertige Inhalte im Netz dienen Marketingzielen. Vier Varianten des Content Marketings sind derzeit besonders häufig anzutreffen. Diese möchte ich nachfolgend vorstellen, häufige Fehler aufzeigen und einige Tipps dazu geben.

Variante 1 - Keyword Marketing

Keyword-Marketing ist weit verbreitet. Ziel ist es in der Regel Links auf fremden Webseiten zu platzieren, die von Google positiv bewertet werden und damit die eigene Webseite unter bestimmten Begriffen in der Google-Suche nach vorne zu bringen.

Ein Beispiel: Ich könnte an irgendeiner Stelle in diesem Artikel einen Link setzen. Der Link wird dafür mit gewünschten Main-Keywords kombiniert. Möchte ich mit meinem Projekt Reportage.de beispielsweise künftig unter dem Begriff „Medienservice“ in der Google Suche möglichst weit vorne auftauchen, so würde ich u.a. versuchen entsprechend viele Links mit genau dieser Keyword-Kombination im Internet zu platzieren. Idealerweise auf „guten“ Seiten mit einem entsprechend hohen PageRank. Es muss hierfür nur irgendwo im Artikel die Wortkombination „Medienservice Reportagen.de“ fallen und direkt mit meiner Webseite oder verlinkt werden. Dafür müssten ich aber eine Menge solcher Beiträge schreiben und diese auf verschiedenen Webseiten unterbringen.

Ein guter Texter bekommt dies locker hin wenn es das Themenfeld meines Projekts hergibt. Jedoch müssen die Webmaster der Seiten in denen meine Artikel erscheinen sollen, dem Linkbuilding auch zustimmen bzw. den Link sogar selber setzen. Am besten ohne Backlink, da Google dies nicht so gerne sieht. Eine vorherige Absprache ist also erforderlich. Gelegentlich werden hierfür sogar kleine Summen gezahlt. Kontaktarbeit gehört also von Anfang an dazu, denn passende Seiten und Webmaster müssen erst einmal gefunden werden.

Foto: Zoonar/Marek UliaszAuch die Qualität der Beiträge spielt eine Rolle. Blogs oder Online-Magazine werden gute Artikel gerne veröffentlichen und als „Bezahlung“ evtl. die gewünschten Links im Text platzieren. Eine weit verbreitete Praxis. Sogar auf meiner Seite Reportagen.de finden Sie einige brauchbare „Reportagen“, die vor allem aus diesem Grund geliefert wurden. Die Lieferenten wollten in erster Linie einen eingebunden Link als Gegenleistung. Ich möchte dagegen die Reportagen anbieten. Der Text muss also gut genug sein. Viele Journalisten und Texter verdienen sich durch das Schreiben von Content Marketing Texten etwas hinzu. Im Best-Case verdienen die Lieferanten bei mir dann sogar noch Geld mit Ihrem Content Marketing (wenn ich eine solche Reportage tatsächlich verkaufe). Verrückte Web-Welt!

Noch ein wichtiger Hinweis: Wenn Sie bestimmte Keyword-Kombinationen mit Hilfe von Content Marketing und weiteren Methoden (Linkbuilding etc.) promoten wollen, dann sollten sich diese Tags natürlich auch auf der Startseite Ihrer Webseite an möglichst prominenter Stelle wiederfinden. Darüber hinaus auch oben in der URL und in den wichtigsten Texten wie den FAQ etc. Bevor Sie loslegen, checken Sie aber zuerst die Konkurrenz mit Hilfe des Google Keyword-Tools und der Google-Suche. Seien Sie selbstkritisch und überlegen Sie sich, ob Sie gegen die ersten 20 Suchergebnisse wirklich ankommen können. Wenn nicht, ist Ihre Arbeit am Ende womöglich für die Katz.

Variante 2 - Die eigene Webseite pushen

Ein anderer Ansatz im Content Marketing ist es, vornehmlich die eigene Webseite aufzuwerten. Ein integrierter Blog mit Kommentarfunktion (wie hier), ein integriertes Forum oder ein implementierter Artikel-Bereich können viel bewirken. Vorausgesetzt, es gibt genügend geeigneten Content. Es ist allgemein bekannt, dass Google Webseiten mit „unique Content“ aufwertet.

In dieser Variante des Content Marketings geht es nicht nur um den Google PageRank. Denn jeder Beitrag sucht sich seine Leser und jeder Leser ist ein potentieller Kunde. Die meisten Besucherwollen dann zwar vornehmlich den Beitrag lesen. Aber der eine oder andere wird sicher auch das Angebot der Seite wahrnehmen oder sich eines Tages daran erinnern. Und etwas mehr Traffic schadet sowieso nie.

Sie können bei dieser Variante des Content Marketing auf integrierte Links verzichten. Das Thema Keywords sollten Sie aber auch hierbei im Auge behalten. Wenn Sie Artikel zu Themen (= Keywords) platzieren, zu denen es bisher noch nicht viel Online Content gibt, ist die Chance natürlich höher, damit gefunden zu werden. Das muss aber nicht zwangsläufig so laufen.

Dieser Beitrag hier, wäre aus reiner Keyword-Sicht zum Beispiel ungünstig. Zum Thema Content Marketing gibt es bereits viel gute Texte und starke Webseiten. Die Wahrscheinlichkeit ist daher recht gering, dass ich mit dem Thema in der Suche nach vorne durchdringe. Trotzdem egal. Sollte es mir gelingen, etwas wirklich brauchbares oder interessantes zu schreiben, werden dennoch viele Leser auf meine Seite kommen. Hierbei kann nachgeholfen werden:

Es macht Sinn aktives Seeding für jeden Content Artikel zu betreiben. Seeding bedeutet, dass Sie potentielle Interessenten auf Ihre Artikel aufmerksam machen. Sie können zum Beispiel themenverandte Blogs, Xing- oder Linked-Gruppen, Ihre Facebook-Community oder Foren informieren. Schreiben Sie kurz worum es geht, machen Sie die Leute neugierig und posten Sie dann einen Link: Fertig ist der Teaser für Ihren Beitrag. Das ist das Tolle am Social Media Zeitalter: Es kostet etwas Zeit, aber kein Geld. Sie weisen schließlich auf einen kostenlosen Beitrag hin, der anderen Usern einen Mehrwert bieten kann. Wer sollte also etwas dagegen haben. In dieser Variante wird Content Marketing zu einer echten Win-Win-Situation.

Das Seeding, also die Promotion der eigenen Artikel, gehört unbedingt dazu. Es ist eine der häufigsten Fehler, die ich im Online Marketing vorfinde, dass diese Arbeit unterschätzt oder unterlassen wird. Was bringen die besten Beiträge, wenn Sie niemand findet? Planen Sie daher die gleiche Zeit für die Vermarktung Ihrer Beiträge ein, wie für die Texterstellung!

Variante 3 - Renomée und Besucher gewinnen Zoonar/Violin

Der dritte Ansatz im Content Marketing besteht darin, durch Fachbeiträge bekannter zu werden. Dies kann, muss aber nicht, mit Linkbuilding kombiniert werden. Oft gibt es unter einem Artikel ein kurzes Portrait des Autors. Hier wird natürlich auch auf seine Webseite oder sein Angebot hingewiesen.

Wäre dieser Text in einem Magazin (egal ob Print oder Online) erschienen, so könnte schon daraus ein neuer Auftrag resultieren. Ich verwende mein Projekt Reportagen.de mehrfach als Beispiel im Text, so dass Interessenten wüssten, wo sie mich finden. Ein kurzes Autorenportrait am Ende des Textes kann gleiches bewirken. Niemand kauft gerne die Katze im Sack. Ein guter Autor gibt immer etwas von seinem Know-how preis und kann daher im Gegenzug auf interessanten Anfragen hoffen. Ebenfalls eine Win-Win-Situation.

Eine andere Methode wäre über den eigenen Dienstleistungsbereich zu schreiben, dabei aber auch die Konkurrenz mit vorzustellen. Dies muss aber objektiv geschehen und fällt daher oft nicht leicht. Auch Unternehmer-Portraits, Start-Up-Stories und ähnliche Themen eigenen sich für diese Form des Content Marketings.

Variante 4 - Content Marketing für Facebook

Auch die Fans der Facebook-Community wollen unterhalten werden. Diese Form des Content Marketing hat aber einen anderen Charakter. Die Texte sind kurz, oft sehr persönlich und per „Du“. Videos, Gewinnspiele, Gags, interessante Fragen, Aktuelles und Fotos gehören dazu, wenn man im Facebook internen PageEdgeRank nicht absacken will. Außerdem wird direkt kommuniziert. Wer auf Kommentare nicht antworten mag, hat auf Facebook nichts verloren. Content Marketing für Facebook ist daher ein etwas anderer Schuh. Vielleicht werde ich dazu einen extra Artikel schreiben. Hier passt es nicht so ganz herein.

Die Qual der Wahl....

Wohin nun mit dem mühsam geschrieben Text?
Eines der größten Problem im Content Marketing ist die Entscheidung. Doppelt veröffentlichter Content kann schaden Anrichten. Außerdem möchte kein Blog oder Magazin ein „abgegriffenes Thema“ veröffentlichen. Ich muss mich also in der Regel für eine der genannten ersten drei Variantne entscheiden. Sie sehen, ich habe diesmal Variante zwei gewählt. Für die Variante drei hätte der Text weniger persönlich und inhaltlich umfassender ausfallen müssen. Und dann hätte ich noch einen Abnehmer finden müssen. Vielleicht beim nächsten Mal. Aber: Ich sollte Variante 2 dann auch fortführen. Denn nur steter Tropfen höhlt den Stein....

Content Marketing - Die häufigsten Fehler

Vielleicht konnte ich Ihnen bereits ein paar Ideen und Tipps zum Content Marketing für Ihr Projekt vermittelt. Nun möchte ich noch auf einige häufige Fehler hinweisen. Mir ist aufgefallen, dass sich manche Webmaster nicht wirklich für eine Variante entscheiden mögen. Natürlich kann man alle drei (oder vier) Wege des Content Marktings gehen. Insbesondere Variante drei lässt sich eigentlich immer parallel betreiben. Die ersten beiden Methoden aber kann ich nur mit sehr viel Aufwand parallel betreiben. Besser ist es, Sie überlegen sich zuerst, was Sie wirklich wollen. Geht es Ihnen darum, unter bestimmten Suchbegriffen künftig schneller gefunden zu werden (Keyword-Marketing), wollen Sie Ihr Projekt ins Gespräch bringen? Soll die eigene Webseite im Ranking als Ganzes aufgewertet werden oder wollen Sie Traffic erzeugen, sprich User auf die Seite locken? Je nach Zielsetzung wird Ihr Content Marketing verschieden ausfallen.

Sind diese Entscheidungen est einmal gefallen, ist der Redaktionsplan wichtig. Oft gibt es aktuelle Veranstaltungen, zu denen Sie passende Themen im Vorfeld hätten publizieren können. Ärgerlich, wenn man das dann verpasst. Dies betrifft Projekte aus den Bereichen Sport, Musik, Film, Kunst, Politik oder auch den einen oder anderen Technik-Bereich („wir sind alle sehr gespannt auf die nächste Apple Hauptversammlung, was brachten die letzten für Innovationen?“).

Man kann zu aktuellen Anlässen prima interessante Beiträge schreiben, doch wenn diese erst einige Tage vorher veröffentlicht werden, ist das eventuell zu spät. Auch bestimmte Feiertage, Ferien, Jahreszeiten, Themenschwerpunkte in Medien usw. wären geeignete Ansätze für eigene Artikel. Die Redaktionen haben aber oft lange Vorproduktionszeiten. Vorausplanung ist also das A und O wenn man sich an öffentliche Themen „anheften“ möchte. Auch für Blogs oder Foren kann eine gewisse  Regelmäßigkeit wichtig sein. Der Redaktionsplan hilft hierbei enorm. Außerdem läßt sich damit eine „Ideenflaute“ überbrücken...

Weitere häufige Fehler sind falsche Keywordwahl und Selbstüberschätzung. Beides hängt eng zusammen. Mit der Wahl der Keywords lege ich fest, unter welchen Begriffen mein Projekt künftig gefunden werden soll. Hier stehe ist stets in Konkurrenz zu anderen Webseiten. Schauen Sie sich die Webseiten vorher an: Sind es große etablierte Unternehmen? Welchen PageRank haben diese Seiten? Gegen Webseiten mit einem PageRank von 5 oder höher und gegen große Unternehmen werden Sie vielleicht nicht ankommen. Dann bleibt maximal noch Seite zwei oder drei der Suchergebnisse. Reicht Ihnen das? Denken Sie daran, dass auch die Konkurrenz nicht schläft und mit eigenem Content Marketing und SEO auf Ihre „Attacke“ reagieren wird.

Foto: Zoonar/Romanenko AlexeyWomit wir auch schon beim zweiten Thema wären. Geht es Ihnen um den PageRank und die Google Suchplatzierung, sollte Ihr Content Marketing unbedingt von professionellem SEO Marketing begleitet werden. Dies kann die Wirkung mehr als nur verdoppeln. Beides sollte dann Hand in Hand gehen.

Zu guter Letzt ist das Zeitmanagement der vielleicht häufigste Fehler im Content Marketing. Viele Unternehmer starten einige  Monate lang frohen Mutes und investieren viel Zeit und Geld. Bleiben dann die Erfolge aus, wird der Versuchsballon wieder eingestellt. Diese Mühe hätte man sich dann auch gleich sparen können. Es dauert (leider) immer seine Zeit, bis die Maßnahmen greifen. Erfolgreiche Blogbetreiber haben sich oft 2-3 Jahre lang die Finger wund geschrieben, bis endlich wirtschaftlich attraktive Trafficmengen erreicht wurden. Warum sollte es Ihnen dann gelingen mit 5-10 tollen Artikel einen Besuchersturm auf die eigene Seite zu locken?

Content Marketing braucht Zeit, Regelmäßigkeit und Nachhaltigkeit. Wenn Sie sich darauf einlassen, ist Content Marketing eine der preisgünstigsten und zugleich effektivsten Werbeformen im Internet.

Vorsicht vor Artikelverzeichnissen!

Lange Zeit galten Artikelverzeichnisse als die einfachste Form des Content Marketings. Dort kann man projektbezogene Texte einspielen und erhält als "Gegenleistung" für den kostenlos gelieferten Content die Möglichkeit Links einzubetten. Klingt praktisch, kann aber nach Hinten losgehen. Neue Analysen zeigen, dass Webseiten die solche Artikelverzeichnisse stark nutzen seit dem Penguin-Update bei Google abgerutscht sind. Die Nutzung von Artikelkatalogen macht also nur Sinn, wenn Sie sich dadurch Leser erhoffen, aber nicht, wenn Sie Ihre Seite pushen möchten. Besser ist es, hochwertige Beiträge in Blogs zu veröffentlichen, die eine hohe Authority haben. Als Indiz hierfür kann durchaus der PageRank des Blogs dienen. Sie können aber auch darauf achten, wie viele Kommentare es gibt oder wie lange der Blog bereits besteht.  Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier:

Analyse zur Wirkung verschiedener Linkarten


Content Marketing durch Reportagen.de

Reportagen.de ist Ihr idealer Partner für Content Marketing. Durch unsere Journalisten-Datenbank haben wir für nahezu alle Fachbereiche die passenden Autoren und oft sogar fertige Texte und Bildstrecken vorliegen. Ich werde Ihr Content Marketing persönlich betreuen und unterstützen. Die betrifft nicht nur das Gegenlesen von Texten, sondern auch die Planung einer effektiven Content Marketing Kampagnen, die Auswahl geeigneter Themen und Keywords sowie die Ausarbeitung eines entsprechenden Redaktionsplanes. Durch unsere Zusammenarbeit mit der Bildagentur Zoonar haben zudem einen Fundus von mehr als drei Millionen Bildern, die zur Verwendung stehen und für alle Social Media Bereich korrekt lizensiert werden.

Kontakten Sie mich gerne bei Interesse unter: info@reportagen.de

Kommentare erwünscht

Ich habe versucht, in diesem Artikel meine bisherigen Erfahrungen mit Content Marketing, sowie die wichtigsten Tipps und Hinweise für Einsteiger zusammenzufassen. Ich lerne aber gerne dazu und habe sicher einiges übersehen oder vergessen. Ergänzende oder kritische Kommentare sind daher sehr erwünscht. Ich freue mich auf den Erfahrungsaustausch mit Ihnen!

Foto: KrabsDer Autor

Michael Krabs (42) ist Honorardozent für Marketing und Vertrieb, BWL und Kommunikation (inkl. PR und Journalisitk), Geschäftsführer der Hamburger Bildagentur Zoonar GmbH und Gründer des Medienportals Reportagen.de.

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