Ist mein Kind hochbegabt?

Ist mein Kind hochbegabt?

Das Erkennen oder Diagnostizieren von Hochbegabung bei Kindern ist im
Umgang mit ihnen und bei ihrer Förderung der schwierigste, aber auch wichtigste Schritt. Die naheliegende Meinung, hochbegabte Kinder müssten stets durch
überdurchschnittliche Leistungen auffallen, ist oftmals nicht zutreffend.

Als hochbegabt gelten die etwa drei Prozent aller Kinder mit der am weitesten über dem Durchschnitt liegenden intellektuellen Befähigung. Ihre Begabungen können im musikalischen, bildnerisch-künstlerischen, mathematischen, sprachlichen, sensorisch-sportlichen oder sozialen Bereich angelegt sein, aber auch mehrere Gebiete übergreifen. Um Hochbegabung zu erkennen, werden von spezialisierten Psychologen verschiedene Tests angewandt, die den Intelligenzquotienten feststellen. Kognitive Fähigkeiten ab einem IQ von 130 sind Indiz für eine Hochbegabung, die dann näher klassifiziert und anschließend gefördert werden kann. Diese Tests bestimmen unterschiedliche Faktoren der Intelligenz wie räumliches Vorstellungsvermögen, sprachliches und logisches Denken, mathematisches Erfassen, soziales Verhalten, Arbeitsgeschwindigkeit und -strukturierung sowie Gedächtnisleistung.

Um allerdings auch die Möglichkeiten eines Underachievers oder „Minderleisters“ zu berücksichtigen, ist es notwendig, das Verhalten des Kindes während der Testaufgaben genau zu beobachten und familiäre sowie schulische Hintergrundinformationen in die Diagnose einfließen zu lassen. Underachiever ist die Bezeichnung für Menschen, die nicht in der Lage sind, ihr tatsächlich vorhandenes hohes Potenzial nach außen zu tragen und zu nutzen. Eine Blockierung dieser Art kann verschiedene Gründe haben; welcher es ist, muss sorgfältig untersucht werden. Als Twice-Exceptionals oder „zweifach Außergewöhnliche“ bezeichnet man hochbegabte Kinder mit körperlichen oder psychischen Begleitstörungen. Diese werden allgemein in vier Gruppen eingeteilt, die auch übergreifend sein können.
Erstens gibt es sogenannte Lernstörungen, die das mathematische Verständnis betreffen können oder sich auf den sprachlich-schriftlichen Bereich auswirken. Etwa vier bis sieben Prozent aller Kinder leiden unter einer Lese-Rechtschreib-Schwäche, wobei 60 bis 80 Prozent der Betroffenen Jungen sind. Diese Schwäche gleicht sich meist durch eine Stärke im visuell-räumlichen Denken aus, die dafür sorgt, dass das Identifizieren zweidimensionaler Buchstaben schwierig ist. So haben b und d im dreidimensionalen Raum eine ähnliche Form und sind daher kaum zu unterscheiden. Aufgrund ihres ausgeprägten räumlichen Vorstellungsvermögens nehmen diese Kinder beim Lesen Bildeinzelheiten oft vielfältig übersteigert wahr und können sie nur schwer zu einem logisch verständlichen Konstrukt zusammensetzen.

(..) Text an dieser Stelle gekürzt, liegt komplett vor!

Drittens wird das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) in die Gruppe der Twice-Exceptionals eingeordnet. Von den sechs- bis 14-jährigen Kindern sind etwa vier bis acht Prozent betroffen, wobei ebenfalls die Jungen zwei- bis viermal häufiger unter dieser Störung leiden. Kinder mit ADHS haben in der Regel Schwierigkeiten, sich längere Zeit auf eine Sache zu konzentrieren. Hochbegabten Kindern ist dies möglich, wenn sie sich leidenschaftlich für das Thema interessieren. Die Identifikation als Hochbegabte ist schwierig, weil die augenscheinlichen Verhaltensweisen ähnlich sein können: Die erhöhte Energie hochbegabter Kinder in verschiedenen Bereichen, die sich aus einer Blockierung ihres Potenzials ergibt, äußert sich in sozialem Fehlverhalten, das als ADHS diagnostiziert wird. Dennoch wird ADHS bei Hochbegabten oft übersehen, was dazu führt, das vorhandene Potenzial nicht nutzen zu können.

(..) Text an dieser Stelle gekürzt, liegt komplett vor!

Die Erkennung hochbegabter Kinder erweist sich insgesamt als schwierig, besonders bei Twice-Exceptionals oder Underachievern. Einige Stimmen warnen außerdem vor einem Hype um die Hochbegabung. Kinder, so kritisieren sie, würden unter Druck gesetzt, den Ansprüchen der Eltern an ein besonders intelligentes und begabtes Kind zu entsprechen. Solche Wünsche sind ein negativer Aspekt bei der Identifizierung von Hochbegabten. Ein hineininterpretiertes Potenzial kann sich schädigend auf das Kind auswirken und dessen psychische Entwicklung beeinträchtigen. Aber auch ein nicht erkanntes oder unterdrücktes Potenzial bedeutet, abgesehen von dem Verlust für die Gesellschaft, eine Behinderung der sich entwickelnden Persönlichkeit und kann für sie verheerende Folgen haben. Informationen und Hilfe können Eltern unter anderem bei der „Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind“ einholen.

Kompletter Text jederzeit lieferbar, ebenso viele weitere Fotos.

Text: Astrid Mensah
Fotos: Bildagentur Zoonar / ST-Fotograf