Keine Chemie für das „fünfte Element“

Das Reinheitsgebot für Bier ist schon fast 500 Jahre alt
Keine Chemie für das „fünfte Element“

Das Reinheitsgebot für Bier ist schon fast 500 Jahre alt

Bier ist mehr als nur ein Getränk. Aufgrund seiner Inhaltsstoffe ist es ein Lebensmittel, das mit Recht als „flüssiges Brot“ bezeichnet werden kann. Der Staatsrechtler Freiherr von Kreittmayer bezeichnete im 18. Jahrhundert das Bier gar als das „5. Element der Bayern“. Heute trinkt jeder Bayer im Jahresdurchschnitt 155 Liter Bier. Im übrigen Deutschland liegt der Bierkonsum pro Kopf bei 112 Liter. Weltmeister dagegen sind die Tschechen mit 159 Liter.

Heute im Jahr 2013 werden noch immer Hunderte verschiedene Biere von über 600 bayerischen Brauereien hergestellt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren es noch 30.000 Brauereien. Wie gut bayerisches Bier schon immer war, sehen wir daran, dass Napoleon I. – wenn er in Paris weilte – sich immer bayerisches Bier aus Eichstätt herbeischaffen ließ.

Dem Reinheitsgebot ist es zu verdanken, dass Bayern noch heute weltweit als „Bierland“ einen guten Ruf genießt. Diese älteste, heute noch gültige lebensmittelrechtliche Bestimmung der Welt wurde 1516 von Herzog Wilhelm IV. als Verordnung herausgegeben. Der wichtigste Teil von ihr lautet folgendermaßen: „Wir wollen sonderlichen, dass füran allenthalben in unseren Städten, Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehrere Stuck denn allein Gersten, Hopfen und Wasser genommen und gebraut solle werden. Welches aber die unsere Ordnung wissentlich überfahre und nit halten würde, dem soll von seiner Gerichtsöbrigkeit dasselbige Bier zu Straf unnachlässlich, sooft es geschieht genommen werden.“

Vor der Verordnung des Reinheitsgebots wurde aus den verschiedensten Stoffen Bier gebraut. Da gab es die sogenannten Kräuterbiere, wie das Wermutbier, Lorbeerbier, Anisbier und Salbeibier, denen allerhand Heilkraft zugeschrieben wurde.
Selbst aus Fichtensprossen, Runkelrüben, Möhren und Queckenwurzeln wurde eine Art Bier gebraut. Bierfälscher und Alchemisten mixten zur damaligen Zeit die kuriosesten Mischungen zusammen, die sie dann Bier nannten. Zur Trübung des Bieres wurde zum Beispiel Kreidestaub, Ruß, Buchenasche und ähnliches verwendet.

Unser Bier ist ein gesundes Getränk, wenn es maßvoll getrunken wird. 1977 wurde mit der sogenannten Honolulu-Herzstudie aufgezeigt, dass maßvolle Biertrinker ein geringeres Risiko eingehen, einen Herzinfarkt zu erleiden, als abstinent lebende Personen oder übermäßige Trinker. Diese Untersuchung wurde auch im damaligen Jugoslawien, England und den USA bestätigt. Auch auf Entzündungen im Magen- und Darmbereich soll sich ein maßvoller Bierkonsum günstig auswirken, was bei einer Untersuchung an 36.000 Personen in den USA festgestellt wurde. Außerdem soll das gesundheitsfreundliche Bier noch schlaffördernde, beruhigende, gefäßerweiternde, harntreibende, verdauungsfördernde und appetitanregende Eigenschaften haben. 2011 erschien auch in Spanien eine Studie. Wissenschaftler fanden dort heraus, das Bier, wenn es in Maßen genossen wird, gesund ist. Ein halber Liter täglich soll das Risiko an Diabetes oder Bluthochdruck zu erkranken, senken. In einer anderen Studie wurde festgestellt, dass alle diese guten Eigenschaften auch auf alkoholfreies Bier zutreffen.

(..) Text an dieser Stelle gekürzt, liegt komplett vor!

Zum Glück dürfen Deutsche Bierbrauereien diese Mixtur von Chemikalien für ihre Bierherstellung nicht verwenden. Wie sagte doch der einstige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß zu diesem Thema: „Durst würde durch Bier nicht mehr schön. Durch die an ein Naturprodukt gewöhnten deutschen Kehlen würde fortan ein Gebräu rinnen, dessen Mixtur sich wie die Beipackzettel von Arzneimitteln liest. Bierpantscher, denen Herzog Wilhelm IV. mit dem Reinheitsgebot zu Recht im Jahre 1516 das übliche Handwerk legte, kämen wieder zu Geld und Vermögen“!

© Text und Fotos: Walter J. Pilsak
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