Außerhalb des Paradieses

Genre: Computer Science Fiction
Umfang: 18.200 Zeichen

Eine Kurzgeschichte von Kerstin Waurick

Exposè: Der Strafgefangene Bosse, der sich weder für Computer noch moderne Technik interessiert, resümiert über die vergangene Zeit. Strafgefangene werden in virutelle Welten gesperrt, um dem Staat Geld zu sparen. Aus Habgier wird diese Welt aber auch Normalbürgern zur Verfügung gestellt und Pannen werden vertuscht.

Außerhalb des Paradieses

In dem hohen Gemäuer war es still geworden. Vereinzelt zirpten Grillen in den Mauern, die, oben dicht mit Stacheldraht versehen, das Gelände meterhoch umgaben. Als wollten sie ihre eigene Freiheit demonstrieren, flogen Nacht für Nacht Fledermäuse über die Mauern und kreisten um die vergitterten Fenster, vor denen sich lichthungrige Insekten versammelten. Nacht für Nacht schien es, als würden sie mehr Mühe haben ihre Mahlzeiten zu sammeln, denn immer mehr Fenster blieben dunkel. Der Lärm der bunten Stadt drang nicht bis hierher. Nur wenn Bosse auf Zehenspitzen durch die Gitter spähte, konnte er in der Ferne den Widerschein der Lichter am Himmel erkennen. Woche für Woche wurde er kleiner. Bosse bewohnte diese Zelle schon lange. Wie jeden Abend stand er vor dem hohen Fenster und legte die Stirn so an die kühlen Gitterstäbe, dass er mit je einem Auge zwischen ihnen hindurch sehen konnte. So wirkte es für einen Moment wie ein normaler Ausblick aus einem normalen Fenster in irgendeinem normalen Haus.
Er lauschte dem Lied der Grillen in der lauen Sommernacht und sprach laut vor sich hin.

"Mann, ist das still geworden. Ich glaube, vorigen Monat waren es sieben Jahre, die ich hier bin. Oder doch mehr? Die Zeit vergeht ganz anders wenn man eingesperrt ist."

Er drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Der kleine Raum unterschied sich auf Anhieb nur durch die mächtige dunkelgrüne Metalltür von einem normalen Zimmer. Das Bett, das Untergestell gemauert in Wand und Boden, war noch immer zerwühlt. Bosse hatte schon lange aufgegeben für Ordnung zu sorgen. Er langweilte sich.
"Es wäre auch alles viel besser, wenn wir untereinander noch Kontakt hätten. Heute sitze ich allein hier und führe Selbstgespräche. Soweit bin ich schon."

In seinen Gedanken reiste er Jahre zurück, in eine Zeit, als sich alle Gefangenen regelmäßig auf dem Hof trafen um sich die Ausgangszeit mit Spielen und Wetten zu vertreiben. Zwar bestand der Hof nur aus Asphalt und verströmte dieselbe missmutige Atmosphäre wie der Fensterblick auf die hohen Mauern, doch die Sonne und ihre Wärme waren Grund genug, Streitigkeiten schnell beizulegen und die Zeit mit dem Genuss ihrer Strahlen auf der Haut zu verbringen.
Natürlich gab es auch Prügeleien und Bosse war nicht immer nur der, der aus der Ferne zusah. Oft war er auch mitten im Geschehen. Schade, er vermisste es, auf diese Weise die Unzufriedenheit mit seinem Leben aus sich heraus zu prügeln. Und in andere hinein.

Heute sieht man keinen mehr. Alle liegen in ihren Zellen, angeschlossen an diese Cyberwelten, oder wie das heißt. Da kann natürlich kein Hof mithalten."

Computer waren etwas, von dem Bosse nicht das Geringste verstand und was ihn nicht das Geringste interessierte. Für ihn waren die Flimmerkästen etwas für Kinder oder Leute, die in Büros ihr Leben verschwendeten. Etwas Greifbares musste es für Bosse sein. Eine handfeste Prügelei war ihm lieber als irgendetwas Eingebildetes auf einem Bildschirm oder in einer 3D Welt.

Er erinnerte sich noch an die Zeit, als in den Medien viel gesprochen wurde über einen hageren, blonden Mann, der eine Vision hatte.

(..) Text an dieser Stelle gekürzt, kann Komplett ausgeliefert werden.

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Text: Kerstin Waurick
Komplette Geschichte für Printmedien lieferbar, Umfang: 18.200 mit Leerzeichen