Bürgerinitiativen machen gegen Windparks mobil

Bürgerinitiativen machen gegen Windparks mobil

Die Energiewende ist auf politischer Ebene beschlossene Sache. Beim Ausstieg aus der Atomenergie hin zu mehr Erneuerbaren Energien geht es aber nicht nur um ökologische Stromerzeugung, sondern auch um viel Geld – speziell bei der Windenergie.

Hohenlohe – das Land der Burgen, Schlösser und Biobauernhöfe – soll nach dem Wunsch der Politik bei der Windkraftenergie eine überregionale Vorzeigefunktion einnehmen. Gegen die geplanten Windräder regt sich in der Bevölkerung immer mehr Widerstand – so auch im Limpurger Land.

„Der Wind, der Wind, das himmlische Kind“ – so lautet ein bekanntes Zitat aus dem Märchen „Hänsel und Gretel“ der Gebrüder Grimm. Für die Planer von Windkraftanlagen ist die natürliche Windkraft ein Segen – bringt dieser doch bei Realisierung eines Windkraftprojekts garantiert einen Geldregen. Über diesen Reim können Windkraftgegner nicht unbedingt lachen. Diese halten es lieber mit Michelangelo. „Frieden findet man nur in den Wäldern“ – das war eine der
Lebensweisheiten des italienischen Bildhauers und Malers. Mit der „Waldeslust, in der einsam die Brust schlägt“ und die „lieben Vögelein“ stimmungsvolle Trällerarien auf den Wald einstimmen, scheint es momentan bei Windkraftgegnern nicht zum Besten bestellt zu sein. In ihren Augen beeinträchtigen einige der geplanten Windradstandorte das ökologische Gleichgewicht in der Natur und die Lebensqualität des Menschen. Ihrer Meinung nach führen riesige Windkraftanlagen im sensiblen Ökosystem Wald jeden Naturschutz ad absurdum.

Ein „windradpolitischer Brennpunkt“, der überregional diskutiert wird, ist das Limpurger Land bei Gaildorf. „Ich als naturliebender und erholungsbedürftiger Bürger aus der Umgebung der Limpurger Berge bin in ernsthafter Sorge, dass dieses einmalige Naturparadies durch bis zu 30 Windkraftanlagen unvorstellbarer Dimension (200 bis 244 Meter Höhe) zur Unkenntlichkeit zerstört werden soll“, beklagt Werner Krieger, Bürgerinitiative „Für Gaildorf“. Die Bürgerinitiative
zählt bei ihren Anliegen auch auf die Unterstützung der Bürgerinitiative Pro-Limpurger-Berge, die im benachbarten Michelbach (Bilz) ansässig ist.

Windradgegner in der Region formieren sich

Doch auch andernorts macht man mobil gegen die Windradpläne. So werden auch im Taubertal geringe Abstände zu Wohnflächen oder geplante Windräder in wertvollen Ökosystemen kritisiert. Damit das Taubertal auch weiterhin „lieblich“ bleibt, machen dort die beiden Bürgerinitiativen „Bürgerinitiative Windwahn Nein Danke Apfelbach“ und die Bürgerinitiative „Zukunft-Mensch-Natur Althausen“ gemeinsame Sache. In Mulfingen setzt sich eine engagierte Bürgerschaft für einen Mindestabstand von 1.000 Metern zu Wohngebieten im Mittleren Jagsttal ein. Mancher Bürger in Blaufelden wird sich insgeheim wohl „diebisch“ darüber freuen, dass die hochtrabenden Windradpläne bei Blaufelden inzwischen quasi „vom Winde verweht“ wurden – die Anzahl an potenziellen Flächen für Windräder ist dort von 24 auf vier geschrumpft.

Im neu gegründeten Landesverband baden-württembergischer Bürgerinitiativen gegen Windkraftanlagen in Natur- und Kulturlandschaften wird die Kritik an der aktuellen Windradpolitik deutlich. „In unserem als Dachverband fungierenden Landesverband sind neben den beiden Bürgerinitiativen aus Bad Mergentheim noch weitere Bürgerinitiativen aus Hohenlohe – z.B. aus Schwäbisch Hall, Michelbach, Gaildorf usw. Mitglied. Insgesamt sind in unserem Landesverband
bis jetzt 25 Bürgerinitiativen zusammengeschlossen“, sagt Walter Müller, kommissarischer Pressewart.

Emotionale Diskussionen
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Meinungsmache durch Bilderbotschaften
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Folgen für Flora und Fauna durch Windenergie?

Die Mitglieder der Bürgerinitiative Für Gaildorf sehen außerdem die Einflugkorridore für geschützte Vogelarten wie den Rotmilan oder Jagdgebiete von Fledermausarten gefährdet. Doch nicht nur seltene Tierarten könnten unter Windrädern in den Limpurger Bergen leiden. „Für die Menschen hat es natürlich auch gravierende Auswirkungen, da die Mindestabstände des Naturstromspeichers (vier Anlagen von 244 Metern Gesamthöhe) hier in Gaildorf auf zirka 1.260
Meter an die Bebauung heran reichen“, betont Eleonore Krause-Krieger. In England dagegen würden für solch große Anlagen ein Mindestabstand von drei Kilometern gelten und selbst in Bayern forciert Ministerpräsident Seehofer jetzt das 10-fache der Gesamthöhe der Anlage an Abstand. „Es ist mit erheblichen Auswirkungen an Lärm und Infraschall zu rechnen und folglich mit einer starken Beeinträchtigung der Wohnqualität und auch gesundheitlicher Art wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Bluthochdruck“, sieht Eleonore Krause-Krieger voraus.

Bei den Limpurger Bergen zwischen Michelbach (Bilz) und Gaildorf handelt es sich um ein (noch) intaktes Waldgebiet, in dem der Mensch beim Joggen, Wandern oder Radfahren vom Alltag abschalten kann. Den Verlust als Naherholungsgebiet für die Gaildorfer Bevölkerung mag sich Werner Krieger gar nicht vorstellen. „Speziell die Standorte für den Naturstromspeicher MBS werden im Winter zu einer Art Sperrgebiet, bei dem ein installiertes „Sicherheitssystem“ die Bürger vor Eiswurf schützen soll – das hat man vor dem Bürgerentscheid auch nicht bekannt gegeben“, beklagt Werner Krieger. Die Warnungen der Bürgerinitiative seien vom Tisch gefegt worden.

Klamme Gemeindekassen und unterschiedliche Eigeninteressen
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Fukushima wirkt nach

Zusammen mit anderen Gaildorfer Bürgern ist das Ehepaar Krieger dem Ratschlag des früheren Bürgermeisters Eggert gefolgt und hat die Windkraftanlagen im nahen Ruppertshofen besucht. „In Gesprächen mit Anwohnern, die über Lärm, Schattenschlag und Auswirkungen des Infraschalls gesprochen haben und dem eigenen Hören des Lärms war uns sofort klar, dass wir uns mit diesen geringen Abständen zur Bebauung nicht anfreunden werden“, bekräftigt Eleonore Krause-Krieger.

Während die Windkraft vor Fukushima im Wald noch tabu war, treibt die Politik seitdem den Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg mit großer Geschwindigkeit voran – in den Augen der Bürgerinitiativen zu schnell und zu wenig durchdacht. „Die Anlagen werden immer größer und die Abstände immer kürzer“, bedauert Eleonore Krause-Krieger. Knapp 700 Anlagen sind in den Wäldern zwischen Bodensee und Odenwald geplant. „Die Naturzerstörung des eigentlichen Klimaretters – dem Wald – schreitet so weiter voran“, befürchtet die Gaildorferin. Der Schutz der Natur und die Einhaltung internationaler Schutzabkommen müsse aber Bestand haben.

Für die Energiewende, aber gegen umweltfeindlichen Windwahn

Die Bürgerinitiativen Für Gaildorf und Pro Limpurger Berge sind nicht grundsätzlich gegen Windkraftenergie und befürworten sogar die Energiewende. Diese bedarf aber eines bundesweiten, besser noch eines europaweiten Masterplans. Die Mitglieder der Bürgerinitiativen monieren auch, dass alternative Möglichkeiten zur Windkraft vor Ort zu wenig diskutiert würden. „Wenn man bedenkt, dass zur Zeit nur 0,8 Prozent an Windenergie in Baden-Württemberg von 400 Anlagen erwirtschaftet wird, würden wir es als gesichert betrachten, dass die angestrebten 10 Prozent an Windenergie durch andere Maßnahmen ersetzt werden können“, ergänzt er. Zumal es fraglich sei ob mit 1.000 Anlagen eine Erhöhung auf 10 Prozent überhaupt erreicht werden könne. „Allein wenn wir nur noch die Hälfte der Lebensmittel, die wir wegwerfen, nicht mehr wegwerfen würden, hätte das energetisch dieselbe Konsequenz wie wenn jedes zweite Auto still gelegt würde – nur würde daran niemand verdienen“, philosophiert Eleonore Krause-Krieger. Wunder dürfe allerdings keiner erwarten. „Es gibt keine alternative Möglichkeit für Windkraft in Gaildorf, die beim Naturschutz unproblematisch wäre“, bestätigt sie.

Fazit: das Thema Windkraftenergie wird die Menschen in der Region auch zukünftig stark beschäftigen und weiterhin zu hitzigen Debatten zwischen Bürgerinitiativen und den beteiligten Windradbetreibern und Gemeinden führen. Ein gemeinsamer Konsens scheint schwer. Allerdings ist in unserem bisherigen Denk- und Wirtschaftssystem eine wirklich harmonische Lösung oft gar nicht möglich. Das System ist äußerst fehleranfällig und nicht selten auf die falschen Prinzipien ausgerichtet. Die Politik blickt eher selten über den Tellerrand – die Folge sind häufig nicht zu Ende gedachte und aktionistische Lösungsansätze, die zwangsläufig zu verschärften Pro- und Kontra- Debatten führen. Dies zeigt sich vor allem beim Thema Erneuerbare Energien – noch sind sich alle an der Debatte beteiligten Institutionen nicht einig wie man Energie spart, um so evtl. mit weit weniger Windrädern auskommen zu können als geplant.

Ob pro oder Kontra – mit endlosen Debatten und ohne fähige Schiedsrichter mit ausreichend Sachkenntnis ist auf Dauer allerdings keinem wirklich geholfen. Anhand der Debatte um die geplanten Windräder im Limpurger Land zeigt sich aber auch wieder einmal der Paragraphendschungel. Dieser erscheint noch undurchdringbarer als ein großes Waldstück in finsterer Nacht bzw. wirkt stärkerals riesige Rotoren auf offener Fläche in einer windreichen Gegend.

Text: Andreas Scholz, Fotos: Andreas Scholz / Zoonar (BancoFotos)


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