Sherpas – viel mehr als nur Hochträger

Leben und Arbeit der Sherpas im Himalaya
Sherpas – viel mehr als nur Hochträger
Von Sabine Wiegand


"Danke, Muttergöttin der Erde!"
das sind die Worte eines Hochträgers nach der erfolgten Bergbesteigung. Respekt zu zollen vor den höchsten Bergen der Erde und deren Götter, dass gehört sich so. Kein Sherpa, kein Einwohner Nepals oder Tibets würde auch nur einen Fuß auf die Berge setzen, ohne zuvor eine Pujazeremonie durchzuführen und so die Götter um Erlaubnis zu fragen, ihre Berge zu betreten.

Der Himalaya – er hat den Bewohnern der Hochebenen und Täler einen kleinen Teil vom Wohlstandskuchen gebracht. Denn seit den 50iger Jahren kamen die Sahibs, die weißen Bergsteiger, hierher nach Nepal und brachten ein wenig Geld ins Land. Denn ohne die als Lastenträger arbeitenden Einheimischen wäre wohl nur wenigen Expeditionen ein Gipfelsieg vergönnt.

Landläufig werden die Hochträger solcher Expeditionen als Sherpas bezeichnet. Doch der Begriff Sherpa ist kein Synonym für einen Träger, sondern der Name einer bestimmten ethnischen Gruppe in Nepal. Die ursprüngliche Bezeichnung lautet "Sherwa mi" was übersetzt, "Menschen aus dem Osten" bedeutet. Die Sherpa sind vor ungefähr 600 Jahren von Tibet nach Nepal eingewandert. Heute gibt es ca. 60.000 Personen die zur Volksgruppe der Sherpa zählen. Die Hauptsiedlungsgebiete befinden sich in der Solu-Khumbu Region des Himalaya.

Die meisten Sherpa sind Anhänger des Buddhismus, doch gleichzeitig werden noch die alten Berggötter und Geister verehrt und der Schamanismus spielt nach wie vor eine große Rolle.

Traditionell haben die Sherpa Tauschhandel zwischen Nepal und Tibet betrieben. Die Menschen trugen wertvolle Waren, wie Salz, Wolle, Reis, Zucker und Papier – oft 40 bis 50 Kilogramm schwer - über einen der wenigen Paßübergänge, den Nangpa La. Fünf bis sechs Tage lang dauerte der Fußmarsch. Dann setzte, in den 80iger Jahren, der Trekkingtourismus ein.

Heute kommen über 300.000 Touristen jährlich nach Nepal, annähernd 80.000 sind Trekkingtouristen, davon durchwandern ca. 20.000 das Gebiet der Sherpa. Als Träger für solche Expeditionen zu arbeiten lohnt sich. Kaum müssen Lasten, schwerer als 30 Kilogramm getragen werden, es gibt reichlich und regelmäßig zu Essen und zumeist wird die nötige Trekkingausrüstung gestellt.

Tatsächlich sind die Sherpas in der dünnen Höhenluft gegenüber den meisten Weißen im Vorteil: Ihr Blut enthält durch den andauernden Aufenthalt in großen Höhen mehr Hämoglobin und transportiert den Sauerstoff besser. Die Höhe setzt den Sherpas deshalb nicht so stark zu; sie sind leistungsfähiger.

20000 Trekkinggäste wollen auch versorgt sein – im Laufe der Jahre entstanden so bunte Lodges entlang der Trekkingrouten. Mit dem Verkauf von Proviant, Schmuck und Kleidung verdienten sich die Einheimischen ihr Zubrot. "Der Tourismus hat uns Wohlstand gebracht", so Stimmen aus der Everestregion. Doch gleichzeitig bringt er Negatives mit sich: Die Kochstellen der vielen Lodges werden mit Holz befeuert – in der Umgebung beliebter Trekkingrouten wächst heute kein Busch mehr- die Erosion der Böden auf den Hügeln nimmt zu, Hänge rutschen ab. Doch für den Wohlstand nehmen die Bewohner dies bisher noch in Kauf.

(..) Text an dieser Stelle gekürzt


Sirdar (Bergführer) Der Bergführer ist der "Direktor des wandernden Hotels" und benötigt eine vom Tourismusministerium zertifizierte Ausbildung. Er führt und berät die Trecker auf ihrer Route, den Übernachtungsorten und bei allen auftretenden Fragen und Problemen. Er heuert die Träger an, handelt deren Löhne aus und bezahlt sie. Er ist verantwortlich für Verpackung und Transport von Ausrüstung, Verpflegung und Gepäck der Gäste. Er übersetzt, sichert, schlichtet, erklärt und begleitet bis zum Gipfel. Auch organisiert er Rettungseinsätze im Notfall. Ein Sirdar wird derjenige, der sich Jahre lang als fähiger Hochträger und Guide bewährt hat.

Sherpa/ Guide/ Hochträger: Diese tibetischstämmige Volksgruppe ist an große Höhen gewöhnt, hat sich als freundliche und ausdauernde Hochträger bei Trecks und Expeditionen einen Namen gemacht. Der "Sherpa" ist dadurch ein Synonym für Hochträger geworden. Sherpas tragen Lasten, arbeiten aber auch als Guide der Gruppe und kennen den Weg. Nach jahrelanger Trekkingerfahrung und Zusatzausbildung in Kathmandu können sie zur Position des Sirdar aufsteigen.

Träger Lokale Bauern (gelegentlich auch Frauen), welche wegen der mangelnden Infrastruktur ihres Lebensumfeldes gewohnt sind, Lasten von ca. 20- 40 kg auf dem Rücken zu tragen, und sich ein Zubrot verdienen, wenn die Feldarbeit es zulässt. Sie werden meist vom Sirdar am Ausgangspunkt des Trecks angeheuert und am Ende ausbezahlt. Sie tragen Zelte, Küchenausrüstung, Verpflegung, sowie das persönliche Gepäck der Teilnehmer.
Die Last wird mit oder ohne Strohkorb an einem Riemen befestigt, der über die Stirn gespannt wird.

Kitchenboy: Er hat einen der schwersten Jobs während einer Tour. Er ist am Morgen als erstes wach und serviert Tee, hilft beim Kochen, verpackt und trägt sämtliche Kochutensilien. Nach dem Abendessen ist es seine Aufgabe, abzuwaschen und aufzuräumen.

Koch: Diese Arbeit gehört zu den beliebtesten auf einer Tour. Der Koch trägt nur seine persönlichen Dinge. Zusamme mit dem Sirdar ist er für den Einkauf der Lebensmittel und deren Einteilung zuständig. Von der guten Arbeit des Koches hängt die Laune jeder Trekkinggruppe ab. Lange vor der Essenszeit bereitet er die Mahlzeiten vor. Selbst in abgelegenen Gegenden überrascht er die Teilnehmer, indem er mit einfachsten Zutaten, unter einfachsten Bedingungen ausgefallenen Kuchen oder nepalesische Pizzen serviert.


Heute gibt es Ausbildungszentren für junge Sherpa, die an Expeditionen teilnehmen. In Darjeeling zum Beispiel werden Sherpas in einer Bergsteigerschule, dem Himalaya Mountaineering Institute (HMI) auf ihren Beruf vorbereitet. Früher hat Sherpa Tenzing Norgay diese Schule geleitet, heute wird sie von seinem Neffen Gombu geführt.

Zwischenüberschrift

2600 Meter hoch liegt das kleine Dorf Tapting in der Solo Kumbu Region, nahe dem Everest. Nur etwa 40 einfache Steinhäuser stehen hier, eng aneinandergedrängt, in einer grünen Oase; Buchweizen und Kartoffeln werden hier angebaut.
Ringsum ist die Landschaft steinig und karg; Schneebedeckte Bergriesen erheben sich im Hintergrund.
Das ist die Heimat von Mingmar und Sherrar Sherpa und von Tirdar Rai.

Mingmar Sherpa
Mingmar ist ein echter Sherpa. Er stammt aus dem Solu Kumbu –dem Tal, unterhalb des Everest. Aufgewachsen ist er hier mit acht Brüdern und zwei Schwester. Das Leben der Familie war sehr einfach; sie verdienten sich als Bauern ihren Lebensunterhalt. Eines Tages, Mingmar war 16 Jahre alt, kamen zwei junge Männer zu Besuch ins Dorf. Einige Jahre zuvor waren sie ausgezogen, um in der Fremde Geld zu verdienen. Sie brachten Mingmar eine echte Jeans mit und den anderen einen Kassettenrecorder und Wurst aus der Stadt; die Jungen hatten sich durch eine Anstellung als Träger bei einer Expedition der Weißen, gutes Geld verdient. Im Dorf bleiben wollten sie nicht; schon bald würden sie wieder zu einer weiteren Expedition aufbrechen.

(..) Text an dieser Stelle gekürzt

Das ist eigentlich der härteste Job: jeden Morgen muß der Boy vor allen anderen Tourteilnehmern aufstehen und Tee und Frühstück vorbereiten. Wenn die anderen losmarschieren, wird alles geputzt, eingepackt und geschultert. Die Trekkinggruppe muß überholt werden, um den zahlenden Kunden möglichst bei deren Ankunft am Tagesziel schon einen heißen Tee servieren zu können. Nach dem Abendessen sind ist es dann auch der Kitchenboy, der am längsten arbeitet, abwäscht und vorbereitet, während die anderen schon schlafen. Seinen Lohn bringt Sherrar heim nach Kathmandu zu seinen zwei Kindern. Der Lohn als Kitchenboy ist nicht sehr hoch; deshalb übernahmen engagierte Bergsteiger aus dem Westen einen Teil der Kosten für die Schulausbildung der Kinder.

Heute ist Sherrar als Guide am Island Peak, nahe dem Everest unterwegs.

Tirdar Rai. Er gehört nicht zum Volk der Sherpa. Er gehört zu den Rai, einem anderen Bergvolk, welches aus den südlichen Everestregionen stammt. Aufgewachsen ist Tirdar jedoch ebenfalls in Tapting. Sein ganzes Leben verbrachte Tirdar als Expeditionskoch. Er war als zuverlässig und engagiert bekannt. Tirdar zauberte auch in den entlegensten Gebieten frische Leckereien auf den Tisch; bei ihm schmeckt es immer.

Heute ist Tirdar über 65 Jahre alt und halb blind. Er lebt in der Nähe von Kathmandu bei seinen Verwandten. Hier kümmert man sich um ihn. Vor wenigen Jahren starb seine Frau an Krebs. Tirdar steckte all sein verdientes Geld in die Behandlung. Vergeblich. Um das Geld zusammenzubekommen, begleitete Tirdar noch im Alter von 59 Jahren Expeditionen. Auch wenn er schon damals halb blind war und er seine liebe Mühe hatte, den richtigen Weg über die steilen und gefährlichen Bergpfade zu finden.

Alle drei Männer leben heute in Kathmandu, während ihre Familien in den Höhenregionen zurückgeblieben sind.
Viele Sherpas leisten sich in der Hauptstadt einen zweiten Wohnsitz, denn dort gibt immer wieder Gelegenheit, als Träger, Koch oder persönlicher Begleiter bei Trekkingtouren Geld zu verdienen. Frauen und Kinder bleiben so lange Zeit in den Dörfern alleine. Sie bewirtschaften die Lodges und bestellen die Felder. So bleibt die Tradition erhalten, mischt sich aber mit den Errungenschaften der Moderne.

Nur die besondere Beziehung zu ihren Bergen bleibt unberührt. Für die Sherpas sind sie nach wie vor der Sitz der Götter. Für manch Fremden nur ein Rummelplatz der Eitelkeiten.


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Text und Fotos: Sabine Wiegand
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