Mustang - Das entlegene Königreich Nepals

Mustang - Das entlegene Reich
von Sabine Wiegand

In einem weitentfernten Tal, hinter den eisigen Gebirgsketten des Himalaja, lebt ein König aus längst vergangenen Zeiten. Seine Burg ist aus Stein und Lehm, sein Besitz besteht aus Schafen und Pferden. Er herrscht über kaum mehr als 4500 Menschen.

Schon immer entfachte sein Reich die Phantasie aller Reisenden, die von unberührten Ziel träumten. "Es ist das Land der vollkommenen Glückseligkeit, wo alles Notwendige und Erwünschte vorhanden ist, wo die Untertanen wie Sterne glitzern und der Geist sich am Anblick des Königs ergötzt", heißt es in alten Manuskripten, die heute in den Gompas, den buddhistischen Klöstern des Königreichs Mustang, verstauben.

Das Königreich Mustang: es liegt im Nordwesten Nepals an der Grenze zu Tibet. Und aus Tibet stammen auch seine Bewohner, seine Traditionen, seine Religion. Seit 1380 gibt es hier einen König – er ließ die Hauptstadt Lo Mantang bauen, "die Ebene der geistigen Sehnsüchte". Heute herrscht Jigme Palbar Bista, 62 Jahre alt, der 25. direkte Nachkomme des Dynastiegründers über das kleine Königreich.

Als 1950 Einheiten der chinesischen Volksarmee nach Tibet einmarschierten, wurde die Nordgrenze des winzigen Königreichs geschlossen: Mustang blieb die Unterwerfung durch China erspart; blieb aber, abgeschnitten vom Rest der Welt, unberührt von äußeren Einflüssen. Unpassierbare Berge hielten den Fortschritt fern. Auch 1959, als Maos Soldaten Tibet annektierten, machten sie an der Grenze zu Mustang halt. Und die 6000 hartnäckigen Kämpfer des Dalai Lama, die Khampa, flüchteten nach Mustang und führten von dort aus einen Guerrillakrieg gegen die kommunistischen Chinesen.

Der Widerstand endete und irgendwann öffnete das Reich langsam seine Tore. Erst seit 1992 dürfen Reisende die Region – mit Genehmigung – besuchen. Verbotene Dinge, unerforschte Gebiete fachen die Phantasien eines jeden an: so wuchsen über die Jahre hinweg weltweit Mythen, Geschichten und Sagen über das geheimnisvolle Reich. Und auch für die Tibeter selbst liegt hier das Land der Reinheit, dem die geheimsten buddhistischen Lehren entspringen.

(..) Text an dieser Stelle gekürzt


Lo Manthang – die Königsstadt
Per Pedes geht es weiter und bald liegt einem das Ende der Welt zu Füßen: weit unten liegt das steinige Flussbett des mächtigen Kali Gandaki, an seinen Seiten eingerahmt von steilen Klippen, die vom Wind zu mächtigen Säulen geformt wurden und den Weg ins Königreich weisen.
Das Tal der Kali ist die tiefste Schlucht der Welt. Die schwarze Kali, die Gefährtin Shivas aus der Hindu-Mythologie und Zerstörerin des Seins gab dem dunklen Gewässer seinen Namen. Entlang seiner Schluchten führen alle Wege in die Königsstadt Lo Manthang.

Und dann liegt es vor uns: das Ende der bewohnbaren Welt. Hier wurde die Königsstadt Lo errichtet, bewacht von Türmen und umringt von einer meterdicken Mauer. Mit ihren drei rotbemalten Gompas (buddhistische Tempel) , den weißgestrichenen Mauern aus Lehm und den zwei riesigen alten Weiden davor sieht die Stadt aus wie am Tag ihrer Gründung. Aus der Ferne drängt sich der Eindruck auf, im Herzen eines langgehüteten Geheimnisses angekommen zu sein. Doch aus der Nähe entzaubert sich das Bild - und der Reisende versteht: der Sinn seiner Suche liegt im Weg, nicht im Ziel: auf engsten Raum sind Klöster, Königspalast und Wohnhäuser aneinander gepfercht; die schmalen Gassen dazwischen öffnen sich immer wieder zu Plätzen mit kleinen Gompas und Gebetsmühlen. Tiere werden in die Ställe getrieben, die meist das Erdgeschoss der Wohnhäuser sind, und das Gletscherwasser in den städtischen Abwasserkanälen gefriert wieder bis zum Morgen.

Die Zeit scheint hier stehen geblieben oder an den dicken Mauern aus Lehm abgeprallt zu sein. Es riecht nach Kälte, Sonne, Lehm und Wachholder. Überall stehen gusseiserne Pfannen, in denen Wachholderzweige glühen, ein Opfer für die Götter, ein Gruß an die Ahnen und ein Geschenk für die Geister. Jede Familie hier hat einen prächtigen Hausaltar im Haus, geschmückt mit Mandalas, Thangkas (Rollbilder des tantrischen Buddhismus) und einem riesigen Donnerkeil. Hier beten sie für den König, „Damit ihm Kathmandu nicht all seine Macht entzieht“; seinen Einfluß auf die Bevölkerung Mustangs hat er noch lange nicht verloren. Auch wenn Mustang längst kein politisch anerkanntes Königreich ist, sondern zur nepalesischen Demokratie gehört.

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Mythen

Die mythische Stadt ist umgeben von nicht weniger eindrucksvollen Landschaften und Formationen:
Felsen, Felsfalten, Felsfurchen, Felswände in beige, braun, ocker und grau säumen den Weg. Höhlensysteme in hundert Metern Höhe – ehemals von Einsiedlern bewohnt, heute meist leer stehend. Kein Weg führt heute mehr dort hoch - sie müssen in einer Zeit gebaut worden sein, als der Pegel des Kali Gandaki noch um dutzende Meter höher lag.

Die schmalen Wege, die hinauf zu den umgebenden Pässe führen sind gesäumt von Steinhaufen. Generationen von Händlern, Pilgern und Wanderern schichten auf den bis zu 5500 Metern hohen Pässen, wie beispielsweise dem Nyi La Paß (4000 m) riesige Steinhaufen auf, um für ein gutes Geleit zu beten und die bösen Geister zu vertreiben. Gebetsfahnen werden vom Eiswind gepeitscht.
Mythen und Geschichten gibt es hier viele:
Der erste geschichtlich bekannte „böse Geist“, der über dieses mystische Land herfiel, war ein mächtiger Dämon in der vorbuddhistischen Zeit. Doch er wurde von Padmasambhava "der aus dem Lotus Geborene", einem berühmter Yogi und Zauberer, besiegt und in Stücke gerissen. Dort, wo der Krieger die Gedärme des Dämons auf den Boden warf, zieht sich die längste Mani-Mauer Mustangs den Hang hinauf. In jeden einzelnen Stein ist das heilige Mantra gemeißelt: "Om Mani Padme Hum" - "Oh, du Kleinod in der Lotusblume".

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Salzkarawanen

Eine seltsame Stimmung ergreift den Reisenden, wenn er – umgeben von nie gesehenen Naturschönheiten – die bröckelnden menschgemachten Schönheiten des Reiches erblickt: herrliche, wunderschöne rotangestrichene Gompas stechen in der Landschaft hervor. Ihre Wände sind mit alten Fresken bemalt. Auf den Altären stehen alte Bronzestatuen und in Seide gerollte Thangkas. Es soll religiöse Manuskripte geben – in versteckt gelegenen, alten Klöstern – aus purem Gold.

In einem anderen Glaubenshaus werden Hunderte von Steintafeln aufbewahrt, jede mit dem Abbild eines Gottes. Buddhastatuen in Überlebensgröße aus Bronze stehen allzu oft vergessen in dunklen Ecken.
All diese sind Überbleibsel und Zeugen einer anderen Zeit: sie stammen aus dem 15. Jahrhundert, dem Goldenen Zeitalter Mustangs, als die Karawanen, die Salz aus Tibet nach Indien trugen, das Land durchquerten und Steuern entrichteten.

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Tourismus heute
An seine Stelle tritt der Tourismus. Das bringt Geld, aber auch Sorgen und (ungewollte) Veränderung:

"Die Öffnung des Landes für den Fremdenverkehr ist verheerend. Sie hat uns eine Bettlerkultur gebracht", hört man allzu oft. "Die Menschen verlieren ihr Identitätsgefühl." In ihrer Abgeschiedenheit hatten die Einwohner von Mustang ein System der Selbstversorgung entwickelt. Sie stellten her, was sie brauchten, und benutzten, was sie hatten. Als Brennmaterial diente der getrocknete Kot der Tiere, zur spirituellen Reinigung räucherten sie ihre Häuser mit Wacholder aus. Wenn jemand erkrankte, legten die Angehörigen zwei rotbemalte Steine vor die Haustür, holten die Mönche und gingen zum Lama-Arzt, der stets eine Medizin zur Hand hatte. Heutzutage wirken die Medikamente der Ausländer schneller und die Menschen wenden sich von der traditionellen Medizin ab.

Auch die alten handgemachten Filzschuhe verschwinden, stattdessen tragen die Einwohner Turnschuhe, bekannter Marken. "In den letzten Jahren gab es in Mustang einen großen Wandel. Es bereitet mir große Sorgen, wenn ich darüber nachdenke, was noch auf uns zukommen wird", sagt der König. "Neuerungen sollen unser Leben ergänzen und nicht zerstören. Wir wollen unseren Traditionen und unserer Religion treu bleiben.“ Aber was kann er dagegen tun?
Wenn der Abend heranbricht, sitzen oft ganze Familien in einem Raum zusammen; dort gibt es einen Fernseher, samt Videorekorder. Die Menschen sind von den bunten Bildern beeindruckt. "Sie kennen die Namen der Filmstars schon besser als die der eigenen Götter", so der König.

Mustangs Bewohner merken inzwischen, daß der neue Andrang von Fremden das Gleichgewicht in ihrer Gesellschaft zerstört. Wird der Wid stärker, die Ernte schlechter? Kommt der Regen später? Die Schuld liegt bei Touristen, sagen die Menschen: "Sie haben die Götter verärgert."

In den vielen Jahren zuvor waren Ausländer durch Mustang gereist: vielleicht ein halbes Dutzend Abenteurer und Forscher nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit 2000 besuchen bereits 1500 Besucher pro Jahr das Land der Sehnsüchte. Und so gesellen sich zu den Geräuschen von Gebetsmühle und im Wind flatternden Fahnen, das Brummen von Flugzeugmotoren und das Auftreten vieler Wanderstiefel der Touristen.

Infokasten:
Das Gebiet von Mustang liegt durchschnittlich ca. 4.000 m hoch und befindet sich nördlich von Dhaulagiri und Annapurna, also auch nördlich des Himalaja Hauptkammes und ist geografisch ein Teil des tibetischen Hochlands.
Die Hauptstadt ist Lo Mantang, der Kali Gandaki ist einer der größten Flüsse Nepals und hat sich über die Zeit tief in die Landschaft eingeschnitten. Aufgrund der geringen Niederschlagsmenge (250-400 mm pro Jahr) ist außerhalb der wenigen Ortschaften, bis auf einige Dornensträucher, keine Vegetation vorhanden.

Im Königreich Mustang,, leben rund 6 000 Menschen. Die Bewohner Mustangs, die Lopas, sind ihrer Volkszugehörigkeit nach Tibeter. Sie leben in kleinen Dörfern entlang dem Fluss Kali Gandaki. Die Lopas sind Bauern und Händler.

Einreise: Touristenvisum für Nepal, das auch bei der Ankunft auf dem internationalen Flughafen Kathmandu ausgestellt wird. Zusätzlich ist für Mustang ein Trekkingpermit notwendig. Pro Person und Aufenthaltstag sind 70 US-Dollar zu zahlen.

Klima: Beste Monate sind Mai, September und wegen der klaren Sicht Oktober. Geringe Niederschläge, meist trockene und warme Witterung im Sommer. Charakteristisch und etwas lästig ist der täglich zwischen zehn und elf Uhr einsetzende und bis zum frühen Abend anhaltende Wind aus Süden.

Gesundheit: Da man sich in Höhen um 4 000 m bewegt, kann Höhenkrankheit auftreten; deshalb langsam aufsteigen und an die Höhe gewöhnen. Impfungen nicht erforderlich.

Geld: Landeswährung in Nepal ist die Rupie. US-$ und Euro in bar werden meist akzeptiert.

Infos: www.bergtrolle.de


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Text und Fotos: Sabine Wiegand
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