Unterwegs mit einem buddhistischen Lama

Reisereportage von Sabine Wiegand
Unterwegs mit einem buddhistischen Lama
von Sabine Wiegand

Es ist einsam hier. Touristen verirren sich nur sehr selten in diese Gegend. Obwohl sie doch so eindrucksvoll ist. Ein weiter Himmel liegt über uns, die Sonne scheint, klar erheben sich hohe Berge im Hintergrund. An den Steilhängen grasen Yaks. Wir sind in Nepal- genauer im abgelegenen Gebiet Dolpo. Es ist das höchstgelegene ständig besiedelt Gebiet, weltweit. Die Menschen hier leben auf 4500 Metern Höhe. Um hierher zu kommen, muss man erst einige 5000der Pässe überwinden.

Hier stehen wir nun und mit uns ein kleiner, kahl geschorener Mann im orangenen Gewand. Er ist ein buddhistischer Mönch. Genauer: ein Lama; ein buddhistischer hoher Geistlicher.

In einem Dorf namens Dho wurde er vor 27 Jahren geboren. Bereits als kleiner Junge kam er in ein Kloster in Kathmandu und wurde Mönch. Man erkannte ihn als Reinkarnation des buddhistischen Oberhauptes des Dolpos. Zur weiteren Ausbildung schickte man ihn nun in ein Kloster nach Indien. Dort wurde er auf seine wichtige Aufgabe als Lama des Dolpos vorbereitet, studierte die Lehren Buddhas und lernte Englisch. Nach 16 Jahren Indien muß er nun das Amt eines hohen Würdenträgers, eines Lamas oder auch Tulkus, im Dolpo- Gebiet übernehmen. Denn das alte Oberhaupt ist verstorben. 
Gemeinsam mit 25 Mönchen und Nonnen machte er sich von Indien aus auf den Weg. Einige Wochen wird es dauern, bis sie Tulkus Bestimmungsort Namgong im „Upper Dolpo“ erreichen; im Dolpo gibt es weder Straßen, noch Autos, noch Elektrizität. Wer hierhin will, ist zu Fuß unterwegs. 


Bergsteiger und Trekkingführer Götz Wiegand aus Dresden kennt sich hier, in den hohen Gebirgsketten Nepals gut aus. Ihm wurde die Aufgabe übertragen, den neuen Lama des Dolpo gut zu seinem Ziel zu geleiten. Ich selbst reiste als Journalistin und helfende Hand mit.

Dolpo Tulku, wie er sich nennt, seine Nonnen und Mönche, Träger und Mulis, das Küchenteam und wir bilden eine lange bunte Karawane, die durch die karge nepalesische Landschaft zieht. Immer wieder halten wir an und ganze Familien bitten um Segen oder laden zum Tee. Nicht selten haben sie tagelange Wegstrecken auf sich genommen, um ihr neues religiöses Oberhaupt zu empfangen. Unser erster Stop ist ein kleines Dorf, namens Dunai. Hier prozessiert Tulku, an den langen Reihen der ihn begrüßenden Einwohnern vorbei. In dem kleinen Dorf herrscht Volksfeststimmung. Kinder rennen lachend in Horden durch das Dorf, die Alten senken ehrfürchtig den Kopf, wann immer sie den neuen Lama erblicken. Überall mühen sich die Dunaier um Sauberkeit. Müll und Dreck wird aus den sichtbaren Ecken schnell in unsichtbare Löcher geschoben. In der Luft liegt der Geruch verbrennenden Wachholders. Dieser gilt als heilig und reinigend. Die Menschen selbst verdecken ihre alten löchrigen Gewänder mit neuen gewaschenen Tüchern, die Frauen kämmen sich die Haare, die Männer gelen sie, die Kinder haben schulfrei.
Die Erwartungen sind hoch. Die Menschen setzen auf ihren neuen Lama. Er soll ihren Kindern ein besseres Leben verschaffen, er soll ärztliche Versorgung und Schulen bringen. Und so wird der kleine Mann, mit Brille und dem rundlichen Kindergesicht begeistert von den Massen empfangen. Er segnet die Menschen, nimmt Gaben und gute Wünsch entgegen. 


Das Dolpo ist nach der Unterwerfung Tibets 1959 durch die Chinesen nunmehr eines der wenigen entlegenen Gebiete, in denen die traditionelle tibetische Kultur überleben konnte. In dieser Abgeschiedenheit wird der Tagesablauf der Menschen von religiösen Riten und dem Rhythmus der Natur bestimmt. Der Buddhismus verschmilzt hier mit ursprünglichen Naturreligionen. Elektrizität und fließend Wasser gibt es nicht. Die Menschen sind arm. Sie leben von ein wenig Landwirtschaft und vom der Milch ihrer Weidetiere. Sanitäre Einrichtungen kennt man nicht; generell lässt der hygienische Zustand zu wünschen übrig. Schulen sind Mangelware. 
Den Standard der Zivilisation gewöhnt, ist uns dieses Leben hier fremd.
Tulku scheint es dabei nicht anders zu gehen: in funkelnagelneuen Bergschuhen, mit Handy und Digitalkamera am Gürtel, Cowboyhut und Nordic Walking Stöcken setzt er sich doch sehr von der einheimischen Dorfbevölkerung ab.
Wir verlassen die drückende Hitze Dunais und machen uns auf den Weg, tiefer hinein in die grandiose Natur des Dolpos. Und wir erleben Tulku ausgelassen; aus dem respekteinflössenden Lama, der Segen spendet und Zeremonien abhält, wird ein fröhlicher, lebenslustiger junger Mann. Voller kindlicher Begeisterung wirft er Steine in tiefen Schluchten und freut sich am Klang. Mit seiner kleinen Digitalkamera knipst er munter drauflos und ab und zu schaltet er sein Handy an und hört Musik vom mp3 Player. „Singen darf ich dazu nicht“, sagt er, denn das verbietet der Buddhismus, aber munter mit dem Fuss wippen, das ist erlaubt.

(..) Text an dieser Stelle gekürzt


Kinder mit neugierigen Augen und dreckverschmierten Gesichtern drängen sich an der Eingangstür. Gebeugte alte Menschen werden von jüngeren gestützt. Alle anderen schieben sich lautstark in den Mittelraum der Gompa. Tulku spricht, Tulku erzählt, Tulku macht Pausen, in der Hoffnung auf Ruhe. Die Menschen kümmern sich nicht um ihn. Für sie ist es schon ein Erlebnis an sich, einen Lama überhaupt in ihrem Ort zu haben; was er dann im Einzelnen spricht, ist scheinbar nebensächlich. „Ihr hört nicht zu“ sagt Tulku dann. „Aber ich sehe es euch nach. Ihr seid so etwas hier nicht gewöhnt. Ich will Euch helfen, ich will Euch etwas erklären. Wer zuhört, kann etwas lernen. Ihr anderen werdet es nicht.“
Und er beginnt zu reden. Gegenseitig helfen sollen sie sich; gesund ernähren, keine Tiere unnötig töten, sich Waschen und so vor Krankheiten schützen und vor allem sollen sie ehrlich und gerecht sein und miteinander in Frieden leben. „Habt ihr alles verstanden?“ fragt er. „Wer kann mir versprechen, versuchen so zu leben- der hebe die Hand“. Eine, vielleicht zwei Hände erheben sich. Tulku ist sichtlich enttäuscht. Aber, so sagt er uns am Abend, nun wisse er, wo es den Menschen fehle und wie er helfen könne. Tulku ist motiviert, jetzt, da er Armut, Probleme und Lebensumfeld der Menschen hier kennengelernt hat.

Am nächsten Tag geht es weiter. Unsere Karawane zieht sich über mehrere Kilometer hinweg. Manche Aufstiege sind sehr steil, die Wege schmal und abschüssig; die Pfade sind in den Fels gehauen. Wir können froh sein, das jetzt während der Sommerzeit kein Schnee liegt. Doch schließlich liegt die letzte Etappe hinter uns. Es wird schon dunkel, als die letzten Pilger in der erleuchteten kleinen Gompa in Namgong ankommen. Namgong, der neue Wirkungsort Dolpo Tulkus- es ist geschafft. Der neue Lama ist ankommen. 
Doch dieser staunt. Denn hier ist nichts. Namgong besteht aus einer winzigen Gompa und drei weiteren kleinen steinernen Gebäuden. Zum nächstgelegenen Dorf sind es mindestens fünf Stunden zu Fuß.

Hier soll er künftig leben? Aber es ist seine Bestimmung. Tulkus Aufgaben liegen hier, im Gebiet seiner Vorgänger. Doch lange Zeit zum Überlegen bleibt nicht, denn schon wird es lebendig in Namgong und die aufgeregten Bewohner begrüßen Tulku mit Begeisterung und zugleich mit unglaublicher Ehrfurcht.


Unsere gemeinsame Reise mit Tulku ist nun hier zu Ende. Er wird bleiben und vor uns liegt der Weg zurück in die Zivilisation. Doch wie lange wird Tulku bleiben? Möchte er irgendwann zurück nach Indien oder in eine größere nepalesische Stadt? Wäre es gut, strategische Lage, Anbindung und Kommunikationsmöglichkeiten einer Stadt zu nutzen, um entlegenen Regionen Hilfe zu bringen? Wir wollen Tulku bei seinen Aufgaben helfen. Zurück in Deutschland wollen wir Werbung machen für das Dolpo und für die anstehenden Aufgaben. Und wir wollen Tulku nach Deutschland einladen. Vorträge und Informationsveranstaltungen soll er halten. Und so um Spenden für Schulen und Krankenhäuser zu bitten.


HINWEISE: Kompletter Reportagetext und weitere Fotos liegen vor und sind lieferbar!

Text und Fotos: Sabine Wiegand
Medienübersicht
  • Text
  • Foto
  • Illustration
  • Grafik
  • Animation
  • Ton
  • Film
Unterwegs mit einem buddhistischen Lama Unsere Preise für Text, Fotos und Grafik pro Thema
Individuelle Preisvereinbarung: info@reportagen.de
+49 (0)40 390 92 91
Blog & Social Media
Der Preis wird individuell mit Ihnen vereinbart. Er ist abhängigkeit davon wie lange Sie den Beitrag veröffentlichen wollen, wie häufig oder wie viele Beiträge Sie erwerben und ob Sie eine Exklusivität (Unique Content) wünschen. In der Regel werden zum Festpreis drei Fotos oder ersatzweise Grafiken, Illustrationen sowie der kompletten Text geliefert. Copyrighthinweise müssen entweder unter dem Text bzw. Fotos oder im Impressum genannt werden.

Hinweis: Wir produzieren als ABO regelmäßige Blogbeiträge passend zu Ihrer Zielgruppe die wir "Just-In-Time" liefern. Sprechen Sie uns bei Interesse an!
Absprache
Internet & Online-Magazin
Der Preis wird individuell mit Ihnen vereinbart. Er ist abhängigkeit davon, wie lange Sie den Beitrag veröffentlichen wollen, wie häufig oder wie viele Beiträge Sie erwerben und ob Sie eine Exklusivität (Unique Content) wünschen. In der Regel werden zum Festpreis drei Fotos oder ersatzweise Grafiken, Illustrationen sowie der kompletten Text geliefert. Copyrighthinweise müssen entweder unter dem Text bzw. Fotos oder im Impressum genannt werden.

Hinweis: Sie können als regelmäßig passende Beiträge mit Text und Fotos von uns erhalten. Wir vereinbaren gerne individuelle Preise. Sprechen Sie uns bei Interesse an.
Absprache
Tageszeitung Komplettpreis
Wir verhandeln in der Regel Pauschalpreise für komplette Reportagen (Texte, Fotos, Grafiken) je nach Auflage und Umfang mit unseren Kunden. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wenn Sie Interesse an einem Thema haben. Klicken Sie dafür einfach auf den "Bestellen" Button.
VB
Print bis Auflage 300.000 pro Seite
Wir verhandeln in der Regel Pauschalpreise für komplette Reportagen (Texte, Fotos, Grafiken) je nach Auflage und Umfang mit unseren Kunden. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wenn Sie Interesse an einem Thema haben. Klicken Sie dafür einfach auf den "Bestellen" Button.
VB
Print > 300.000 pro Seite
Wir verhandeln in der Regel Pauschalpreise für komplette Reportagen (Texte, Fotos, Grafiken) je nach Auflage und Umfang mit unseren Kunden. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wenn Sie Interesse an einem Thema haben. Klicken Sie dafür einfach auf den "Bestellen" Button.
VB
Merchandising Lizenz
Sie können viele Texte, Fotos, Videos, Grafiken und Illustrationen auch für Bücher, Kalender, Software, Spiele, Werbegeschenke, Sammelalben oder sonstige Handelsprodukte erwerben. Hierfür vereinbaren wir mit Ihnen individuelle Preise je nach Vorhaben.
Absprache
TV & Video, Hörfunk
Videos, Filme und Tonbeiträge können bei Reportagen.de derzeit nur mit Screenshoots und textlicher Beschreibung dargestellt werden. Wenn Sie Interesse daran haben, einen Film zu veröffentlichen, dann sprechen Sie uns bitte an. Wir liefern Ihnen zuerst einige Videos zur Vorabansicht. Bei weiterhin vorhandenem Interesse erfolgt eine Preisabsprache und anschließend die Produktion bzw. Auslieferung des Endproduktes gemäß Vereinbarung.
Absprache

Reportage kaufen