Moore: Zwischen Irrlichtern und Naturgeistern

Naturparadiese unserer Heimat
Moore: Zwischen Irrlichtern und Naturgeistern

An einem Tag mit häufigen Wetteränderungen zeigen sich Moore von ihrer schönsten Seite. Durch den Wechsel zwischen Regenschauern und Sonnenschein verwandeln sich tiefschwarze Seen innerhalb weniger Augenblicke in strahlend blaue Wasserflächen. Zeigten die baumfreien Moorwiesen mit ihren Torfmoosen, Wollgräsern und Orchideen eben noch ein leuchtendes Grün, wirken sie im nächsten Moment düster und unheimlich.

"Oh schaurig ist`s über`s Moor zu ziehen", lautet eine alte Gedichtzeile. Sie stammt aus Zeiten, in denen in manchen Regionen Deutschlands bis zu 20% der Landesfläche aus Mooren bestand. Heute ist es uns nur noch selten vergönnt, große Moore mit ihrer faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt besuchen zu können. Über 90 Prozent der Hochmoorflächen sind in den letzten 50 Jahren durch Torfabbau und Trockenlegung zerstört worden.

Trotzdem wird ein Besuch in den verbliebenen Mooren unvergessene Eindrücke hinterlassen. Hier leben hochspezialisierte Tiere und Pflanzen, die sonst nirgendwo vorkommen. Bei den Pflanzen gehören zahlreiche Moose und Flechten, der insektenfressende Sonnentau, seltene Orchideen, die Moorbeere und das typische Wollgras dazu.

In der Luft demonstrieren bunte Libellen ihre Flugkünste und zwischen den Pflanzen lauert die Eidechse auf Beute. Mit etwas Glück kann man auch eine echte Schlange entdecken. Die giftige Kreuzotter jagt im Moor nach Mäusen, Eidechsen und Fröschen. Kreuzottern werden bis zu 60 cm lang und kommen in einer ganzen Anzahl von Farbvarianten vor. So werden vollkommen schwarze Exemplare als "Höllenotter", rotbraune dagegen als "Kupferottern" bezeichnet. Die Ringelnatter hingegen ist für Menschen ungiftig. Mit bis zu 2 Metern länge ist sie die größte Schlange, die heirzulande lebt.

Wer genau hinhört, kann den Moorfrosch hören, dessen Rufe wie eine unter Wasser gehaltene, blubbernde Flasche klingen. Die Männchen des Moorfrosches, die normalerweise eine grüne Haut haben, verwandeln sich im Frühling in himmelblaue Schönlinge. Damit wollen Sie den Weibchen imponieren.

Die Tiere und Pflanzen im Moor haben raffinierte Tricks entwickelt, um in den nährstoffarmen Gewässern zu überleben. Der Sonnentau kann zum Beispiel nur deshalb im Moor gedeihen, weil er einen Großteil seines Nährstoffbedarfs mit erbeuteten Tieren deckt. Seine Blätter sind mit tentakelartigen Haaren versehen, auf deren Spitzen sich eine klebrige Flüssigkeit befindet. Sobald ein Insekt auf den glitzernden Tröpfchen landet, klebt es fest und kann nicht mehr entfliehen.

Im und auf dem Wasser wimmelt es von Käfern, Larven und Jagdspinnen. Sehr zur Freude der Bekassine, die mit ihrem langen Schnabel nach Kleintieren und Insekten stochert. Wie der Brachvogel gehört sie zu den wenigen Vogelarten, die im Moor brüten. Ihr Nest liegt meist versteckt im Dickicht der Moorwiese.

Die Sumpfohreule nutzt ebenfalls das Moor zur Aufzucht ihrer Jungen. Im Gegensatz zu anderen Eulen bewohnt sie offenes, feuchtes Gelände und baut ein rundliches Nest, das sich versteckt am Boden befindet. Eine weitere Besonderheit ist ihre starke Aktivität am hellichten Tage. Die Sumpfohreule jagt im Pirschflug Kleinsäuger, Singvögel und Reptilien.

Auch Birkhühner haben sich an das Leben im Moor angepasst, obwohl sie eigentlich keine typischen Moorbewohner sind. Meist leben sie im lichten Wald am Rande des Moores und durchstreifen tagsüber die Moorwiesen.

Andere Vögel wie Weißstorch, Schafstelze oder der seltene Kampfläufer statten dem Moor regelmäßige Besuche ab, um hier nach Nahrung zu suchen. Und es gibt noch ein weiteres Tier, dem Sie im Moor wohl oder übel begegnen werden: Der Mücke. Tausenden von Mücken! Im feuchten Moor finden die Plagegeister ideale Lebensbedingungen. Über die vielen Mücken freuen sich Spinnen, Frösche und Vögel. Für uns Menschen ist es aber ratsam, im Spätsommer und Herbst freie Körperstellen zu bedecken.

Copyright: Michael Krabs
Fotos: Zoonar

HINWEISE: Viele weitere Fotos sind lieferbar! Der Text wird vor einer Lieferung umgeschrieben und Ihrer Zielgruppe angepasst.


Text und Fotos sind geschützt und dürfen ohne Lizensierung durch Reportagen.de nicht verwendet werden, auch nicht auszugsweise. Drücken Sie auf "Bestellen" um eine unverbindliche Lizenzanfrage zu starten.